"Traum geht in Erfüllung": Colapinto rast auf Platz 9 für Williams in Baku
Alexander Albon wird zum ersten Mal seit Juli 2022 von einem Teamkollegen im Qualifying geschlagen: Franco Colapinto widmet P9 seinen Mechanikern
(Motorsport-Total.com) - Franco Colapinto ist eine der Überraschungen beim Formel-1-Qualifying in Aserbaidschan gewesen. In seinem erst zweiten Qualifying in der Königsklasse konnte sich der Williams-Pilot für den neunten Startplatz qualifizieren und dabei auch seinen Teamkollegen Alexander Albon hinter sich lassen.
"Es ist ein sehr wichtiger Moment für Williams und für mich geht ein Traum in Erfüllung", jubelt der Argentinier nach der Session im Interview. "Nach dem gestrigen Tag war es schwierig, aber wir haben ein sehr gutes Comeback hingelegt, also sind wir glücklich."
Colapinto erleichtert: P9 ist für die Mechaniker
Im ersten Freien Training am gestrigen Freitag crashte Colapinto seinen Williams FW45 in der vierten Kurve und bereitete seinen Mechanikern dadurch einige Kopfschmerzen. Die Hinterachse war so stark beschädigt, dass die Mittagspause ausfallen musste, damit Colapinto im zweiten Training wieder auf die Strecke konnte. Nach dem Qualifying gilt der Dank daher den Mechanikern.
"Sie haben mit Hochdruck daran gearbeitet, mein Auto im FT2 auf die Strecke zu bringen", sagt er. "Danach gaben sie mir einen großen Vertrauensschub und eine Menge Energie, um ein gutes Ergebnis für sie zu erzielen, für die Anstrengungen, die sie in diesem Jahr unternommen haben."
"Es war schön, dass ich ihnen heute ein wenig von dem zurückgeben konnte, was sie mir gegeben haben. Ich bin sehr glücklich darüber. Natürlich liegt noch ein langer Weg vor uns, aber es ist immer ein wichtiger Moment, wenn man in Q3 ist. Und ich bin sogar sehr gute Runden gefahren und ich kann den morgigen Tag kaum erwarten."
Albon erstmals seit 2022 vom Teamkollege im Qualifying geschlagen
Colapinto ist durch seinen neunten Platz zudem ein Kunststück gelungen, denn seit mehr als zwei Jahren wurde Alexander Albon nicht mehr von seinem eigenen Teamkollegen im Qualifying geschlagen. Zuletzt gelang dieses Kunststück Nicholas Latifi in Silverstone der Saison 2022.
Zwar konnte Albon aufgrund kurioser Umstände seine letzte Q3-Runde nicht mehr fahren, aber Williams-Teamchef James Vowles sieht sich durch Colapintos Leistung bekräftigt, dass die Entscheidung, Logan Sargeant für den Argentinier nach dem Großen Preis der Niederlande vor die Tür zu setzen, richtig war.
Vowles: Jetzt sieht die Welt, dass er seine Chance verdient hat
"Ich hoffe, die Welt kann sehen, was wir gesehen haben und warum er eine Chance auf diesen Sitz verdient", so Vowles nach dem Qualifying. "Er hat mich stolz gemacht. Das hat er wirklich."
"Nach diesem Fehler tat er, worum wir ihn gebeten hatten, nämlich sich langsam wieder in FT3 hochzuarbeiten. Und Qualifying ist Qualifying, da kann man glänzen. Und seine Runden waren gut. Es gab einen kleinen Fehler. Er wird selbst sehr enttäuscht sein, aber ohne den Fehler von etwa drei Zehnteln im Burgabschnitt wäre er in einer noch stärkeren Position für morgen. Aber unabhängig davon kämpft er nach zwei Rennen in seiner Formel-1-Karriere mit Alex. Das ist enorm stark. Das ist eine gute Auszeichnung."
Tatsächlich gibt Colapinto zu, dass er Fernando Alonso im Aston Martin hätte schlagen können. Der Spanier setzte am Ende aber eine um etwas weniger als zwei Zehntel schnellere Runde. "Natürlich wäre ich ein bisschen glücklicher gewesen, wenn ich vor Aston ins Ziel gekommen wäre", sagt er, aber: "Wir haben einen kleinen Schritt am Set-up gemacht für den letzten Run, was nicht wirklich funktioniert hat."
Williams visiert Punkte mit beiden Fahrern an
Sind nach der starken Qualifyingleistung nun auch die ersten Punkte für Colapinto in der Formel 1 zu erwarten? Vowles hält es für möglich: "Die Longruns am Freitag waren im Vergleich zu Aston Martin wettbewerbsfähig. Sie waren in einer starken Position. Wir sollten also in der Lage sein, zumindest mit ihnen zu kämpfen. Wir wollen aber mit beiden Autos in die Punkte kommen."
In den Longruns hat sich aber auch gezeigt, dass Williams und vor allem Colapinto Probleme mit dem Reifenmanagement hatten. Daher will der 21-Jährige auch nichts überstürzen für den Grand Prix: "Ich denke, wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Der Abbau ist hier sehr hoch und sehr groß, also müssen wir verstehen, wie wir das noch verbessern können."
"Die Traktion ist entscheidend, also muss ich verstehen, wie ich die Reifen am Leben erhalten kann, und das ist nur ein Teil des Prozesses, aber ich denke, es läuft sehr gut. Wir haben schon in Monza sehr gute Schritte gemacht, also bin ich glücklich darüber."