• 01. September 2024 · 16:27 Uhr

Monza steht Kopf: Leclerc kämpft McLaren mit Meistertaktik nieder!

Da hat McLaren einen möglichen Doppelsieg verschenkt: Charles Leclerc fährt beim Grand Prix von Italien mit einem Stopp durch und gewinnt vor Oscar Piastri

(Motorsport-Total.com) - Immer, wenn Ferrari gewinnt, steht der Königliche Park von Monza Kopf. Und der 1. September 2024 wird als ein solches Datum in die Motorsportgeschichte eingehen. Denn mit einer taktischen Meisterleistung sicherte sich Charles Leclerc den Sieg beim Grand Prix von Italien 2024, vor den beiden McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris.

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Charles Leclerc war für McLaren in Monza eine Nummer zu smart Zoom Download

"McLaren hat diesen Sieg weggeworfen", findet Formel-1-Experte Jolyon Palmer. "Sie hatten das schnellere Auto." Doch wie schon vor dem Start erwartet waren es letztendlich die Reifen, die das Rennen entschieden.

Denn McLaren hatte zunächst eine souverän aussehende Doppelführung inne, blieb dann aber bei der geplanten Zweistoppstrategie, während die beiden Ferraris versuchten, mit einem Boxenstopp durchzufahren. Leclerc schaffte das mit Bravour, rettete seine Reifen ins Ziel und sicherte sich so den Ferrari-Heimsieg in Monza.

"Im Nachhinein betrachtet", ärgert sich Piastri, wäre wohl auch für McLaren eine Einstoppstrategie möglich gewesen: "Aber am Montag nach dem Rennen ist jeder eine Legende. Wir haben es heute einfach nicht hinbekommen. Charles konnte ja was riskieren, denn er wäre so oder so schlechtestenfalls Dritter geworden. Er hat richtig gepokert. Das tut weh."

Am Ende hatte Leclerc nur noch 2,7 Sekunden Vorsprung auf Piastri und 6,2 auf Norris. Die Ferrari-Fans hingegen waren völlig aus dem Häuschen, stimmten Sprechchöre an und sorgten für Gänsehautatmosphäre.

Auch bei Leclerc: "Ich dachte, dass sich nur das erste Mal so anfühlen kann, und dass es beim zweiten Mal nicht mehr so emotional ist. Aber meine Emotionen in den letzten Runden waren genau die gleichen wie bei meinem ersten Sieg 2019. Die Fans auf den Tribünen zu sehen, das war einfach unglaublich."

Sein Teamkollege Carlos Sainz (Ferrari) kam als Vierter ins Ziel, vor Lewis Hamilton (Mercedes), Max Verstappen (Red Bull), George Russell (Mercedes) und Sergio Perez (Red Bull). Alexander Albon (Williams) und Kevin Magnussen (Haas) rundeten die Top 10 ab.

Formel-1-Rookie Franco Colapinto (Williams) beendete seinen ersten Grand Prix auf Rang 12. Nico Hülkenberg (Haas) wurde mit einer Runde Rückstand 17.

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Wie übernahm Piastri am Start die Führung?

Auf den ersten Metern sah es so aus, als würde Norris endlich mal einen Start von der Pole gewinnen. Russell kam zwar gut von der Linie weg und witterte eine Chance auf einen Positionsgewinn, doch kurz vor der ersten Schikane zog Piastri nach links und machte Russell damit die Tür zu.

Der Mercedes-Fahrer war darüber nicht glücklich: "Piastri hat in der Bremszone rübergezogen." Russell wäre Piastri dann beim Anbremsen der Schikane fast hinten draufgefahren und musste den Notausgang nehmen, wodurch er auf Platz 7 zurückfiel.

An der Spitze war der Start damit aber noch nicht durch. Piastri saugte sich in der Curva Grande an Norris heran, fasste sich ein Herz und setzte in der zweiten Schikane ein aggressives Manöver, das ihm die Führung einbrachte und Norris dazu zwang, am Ausgang vom Gas zu gehen.

"Ich weiß nicht, was ich da anders hätte machen sollen", sagt Norris. "Wenn ich einen Meter später bremse, crashen wir. Das werden wir uns denke ich noch anschauen."

So schlüpfte auch Leclerc an Norris durch, und im Autodromo brandete jetzt zum ersten Mal Jubel auf. Piastri führte jetzt vor Leclerc, Norris, Sainz, Hamilton, Verstappen, Russell und Perez. Nach sieben Runden lagen die acht Topfahrer innerhalb von 9,3 Sekunden.

Warum fiel Russell früh so weit zurück?

Es waren gerade mal zwölf Runden gefahren, da lag Russell nur noch an 16. Position. Offenbar hatte er sich bei der haarigen Situation am Start einen Schaden am Frontflügel zugezogen.

Ein paar Runden später verlor Russell seinen siebten Platz auf der Strecke an Perez. Darauf reagierte Mercedes mit einem Reparaturstopp inklusive Frontflügelwechsel. Der warf ihn zunächst weit zurück.

Wie kam Norris an Leclerc vorbei?

In Runde 14 kam Norris als erster der Topfahrer zum regulären Boxenstopp. Das Ziel: an Leclerc vorbeigehen. Was ihm auch gelang. "Was war das? Warum stoppen wir, wenn wir undercuttet werden?", regte sich Leclerc über seinen Positionsverlust auf.

Er wäre lieber einen längeren Stint gefahren, um dafür später im Rennen einen Reifenvorteil gegenüber Norris zu haben. Auch Sainz, der wie die beiden Red Bulls nicht so früh an die Box kam, dämmerte schon: "Die werden Probleme bekommen, wenn sie bis zum Ende durchfahren wollen."

Fuhr jemand eine Einstoppstrategie?

Letztendlich hat das - außer Ferrari - eh niemand ernsthaft probiert. Sainz selbst kam in Runde 18 rein, Verstappen in Runde 19. Und das ging mächtig schief: Weil der Reifenwechsel rechts hinten 6,2 Sekunden dauerte, fiel Verstappen weit zurück.

Als er auf die Strecke zurückkam, hatte er 23 Sekunden Rückstand auf Piastri und lag wieder an sechster Position. Immerhin noch zwei Sekunden vor Perez, der erst nach ihm reingekommen war.

Damit war Verstappen aus dem Kampf um die Podestplätze raus. Und ganz vorn spitzte sich langsam ein Duell um den Sieg zu. Norris erhielt gegen Mitte des Rennens die Freigabe, Piastri anzugreifen - solange er sich an die "Papaya-Regeln" hält.

Wie lief die entscheidende Phase im Rennen?

Norris kam in Runde 33 zum zweiten Mal an die Box und setzte jetzt alles auf die Karte Undercut. Piastri und Leclerc blieben noch draußen.

In Runde 37 wurde Piastri gefragt: "Oscar, wie lang haben wir noch mit diesen Reifen?" Worauf dieser antwortete: "Nicht mehr lang." Kurz darauf wollte McLaren von ihm wissen: "Besteht irgendeine Chance, mit einem Stopp durchzukommen?" Aber Piastri verneinte: "Ich denke nicht. Der linke Vorderreifen ist ziemlich tot."

In Runde 38 kam Piastri rein und überließ damit Leclerc die Führung. Ferrari hatte jetzt eine Doppelführung, und eine Minichance, den Grand Prix zu gewinnen, falls es gelingen sollte, ohne weiteren Boxenstopp bis zum Ende durchzufahren.

McLaren hatte jetzt zwei Probleme: Piastri hatte zwar die um 23 Runden frischeren Reifen als Leclerc, aber auch 20 Sekunden Rückstand. Und Norris hatte auch noch Verstappen vor sich, der im Hinblick auf die WM sicherlich nicht kampflos Platz machen würde.

In Runde 41 hatte Norris vor der ersten Schikane zumindest das Problem Verstappen gelöst. Jetzt führte Leclerc 10,8 Sekunden vor Sainz, 16,8 vor Piastri und 20,9 vor Norris. Piastri zog jetzt das Tempo an. Hatte aber nur noch zwölf Runden Zeit, um die Ferraris unter Druck zu setzen.

Am Ende der 44. Runde war Piastri an Sainz dran. Die Aufgabe des zweiten Ferrari-Fahrers war jetzt, Piastri aufzuhalten und Leclerc so möglichst viel Puffer zu verschaffen.

Doch das gelang ihm mehr schlecht als recht. In Runde 45 fuhr Piastri bei der Anfahrt zur Ascari-Schikane am ersten Ferrari vorbei. Auf den zweiten hatte er jetzt noch 11,6 Sekunden Rückstand. Und es waren noch acht Runden zu fahren.

Bei Leclerc lagen jetzt die Nerven blank. Als ihm sein Renningenieur Instruktionen für die Bremsbalance durchgab, knurrte Leclerc: "Lasst mich jetzt in Ruhe damit!"

Die Stimmung im Autodromo Nazionale di Monza war jetzt euphorisch. Jedes Mal, wenn Leclerc vorbeifuhr, peitschten in die Tifosi mit frenetischem Jubel in Richtung Sieg. Fünf Runden vor Schluss hatte der Monegasse immer noch acht Sekunden Vorsprung.

Der Heimtriumph war jetzt zum Greifen nah. "Das ist unter Kontrolle. Nur noch die Renngötter können Leclerc den Sieg wegnehmen", kommentierte F1-TV-Experte David Coulthard im offiziellen Livestream des Rennens.

Nach 53 Runden fuhr Leclerc mit 2,7 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie.

Wäre für McLaren eine Einstoppstrategie möglich gewesen?

Piastri glaubt, dass McLaren das Rennen auch mit einem Stopp überstanden und vielleicht gewonnen hätte. Doch Norris ist da anderer Ansicht: "Wir haben das ganze Rennen drüber nachgedacht, aber mit dem Graining, das wir hatten, ging es nicht. Wir sind enttäuscht, klar, aber Ferrari hat den besseren Job gemacht. Sie hatten heute das bessere Auto."

Was lief bei Hülkenberg und Haas schief?

Hülkenberg erwischte vom zehnten Platz aus nicht den besten Start und fightete mit Daniel Ricciardo (Racing Bulls) um Platz 11, als die beiden in der ersten Runde die Variante Ascari anfuhren. Dabei drängte Ricciardo Hülkenberg ab, was ihm eine Fünfsekundenstrafe einbrachte.

Haas reagierte auf den unglücklichen Start mit einem erneut frühen Boxenstopp, sodass Hülkenberg auf Platz 19 zurückfiel. Von da an spielte er im Rennen keine Rolle mehr.

Übrigens: Magnussen handelte sich in Monza für eine Kollision mit Pierre Gasly (Alpine) eine Zehnsekundenstrafe und zwei Strafpunkte ein. Das bringt sein Strafpunktekonto auf zwölf Punkte - und bedeutet, dass er beim nächsten Rennen in Baku eine Sperre aussitzen muss.

Wer das Haas-Cockpit an seiner Stelle übernehmen wird, hat das Team bisher nicht bekannt gegeben.

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