Heckflügel: Warum Red Bull Letzter bei den Topspeeds ist
Red Bull setzt in Monza einen ungewöhnlich anmutenden Heckflügel ein, doch der ist ein Grund für die aktuellen Probleme des Teams
(Motorsport-Total.com) - Während Red Bull noch über die Balanceprobleme rätselt, die das Team im Qualifying zum Großen Preis von Italien vor Probleme stellte, weiß der Rennstall eines sicher: dass man bei den Flügeln einen Fehler gemacht hat.
Denn obwohl das Heckflügelkonzept in Monza mit seinem gewellten oberen Flap faszinierend aussieht, ist es nicht wirklich das maßgeschneiderte Konzept, das für die Anforderungen in Monza benötigt wird.
Und vielleicht beweist das nichts besser als die Geschwindigkeitswerte aus dem Qualifying, bei denen Max Verstappen und Sergio Perez ganz am Ende der Topspeed-Wertung zu finden waren.
Sie waren 347,2 km/h beziehungsweise 346,8 km/h schnell - und damit deutlich langsamer als der Gesamtschnellste Fernando Alonso, der es auf 353,5 km/h brachte. Zum Vergleich: Hauptkonkurrent McLaren kam auf 349 km/h.
Diese Zahlen lassen sich letztlich leicht erklären, denn Red Bull brachte im Gegensatz zu seinen Rivalen keinen speziellen Monza-Flügel in den Highspeed-Tempel der Formel 1. Alle anderen haben einen für Monza maßgeschneiderten Heckflügel, der speziell für die Streckencharakteristik entwickelt und konstruiert wurde.
Das bedeutet, so viel Luftwiderstand wie möglich zu reduzieren, um die Geschwindigkeit auf der Geraden zu erhöhen. Red Bull hat das nicht getan, sondern sich für eine getrimmte Version der Spezifikation mit dem geringsten Abtrieb entschieden, der immer noch über dem liegt, was für Monza erforderlich ist.
Red Bull muss Ressourcen sparen
Laut Max Verstappen liegt der Grund für die Entscheidung gegen einen Monza-spezifischen Flügel in der Budgetgrenze - man entschied, dass es sich nicht lohnen würde, einen Flügel nur für eine Strecke zu entwickeln.
"Innerhalb des Budgets muss man bestimmte Entscheidungen treffen", so der Niederländer. "Statt eines speziellen Monza-Flügels geben wir das Geld für etwas anderes aus. Aber wenn man schon Probleme hat, macht das die Sache natürlich noch schlimmer."
Es stimmt natürlich, dass die Entwicklung eines speziellen Flügels sehr ressourcenintensiv ist, da das Team nicht nur ein neues Element mit CFD entwerfen, maßstabsgetreue Teile für den Windkanal herstellen und dann die realen Komponenten fertigen muss, sondern auch den Faktor berücksichtigen muss, dass der Flügel möglicherweise für den Rest der Saison nicht mehr verwendet wird.
Las Vegas hat das Problem in dieser Hinsicht etwas abgemildert, da viele Teams ihre Monza-Flügel im vergangenen Jahr dort eingesetzt haben. Aber selbst dann muss man immer noch einen Preis zahlen, sowohl finanziell als auch bei der Simulation, wenn man einen Flügel mit sehr wenig Abtrieb baut.
Letzteres ist auch für Red Bull ein Problem, da sie aufgrund ihrer Position in der Weltmeisterschaft über die wenigsten CFD- und Windkanal-Tests verfügen.
Was am Flügel anders ist
Anstatt einen Monza-Flügel zu entwickeln, entschied sich Red Bull daher, den obersten Flap des bestehenden Heckflügels mit dem geringsten Abtrieb zu trimmen, mit zwei extremen, sichelförmigen Ausschnitten auf beiden Seiten der Mittellinie.
Red Bull war das einzige Team, das diesen Ansatz verfolgte, und das Konzept erregte Aufmerksamkeit, weil es so anders aussah, dabei ist es nicht das erste Mal, dass der Flügel im Einsatz ist.
Max Verstappen fuhr schon im zweiten Training in Belgien damit, allerdings mit einem Gurney-Flap an der Hinterkante, um den Flügel auszubalancieren. Ansonsten unterscheidet er sich nicht wesentlich von dem Ansatz, den das Team in der vergangenen Saison verfolgte, wenn auch mit einem eckigeren Ausschnitt.
Das ähnelt dem, was wir in der Vergangenheit von anderen Teams gesehen haben, und sogar dem, was einige der Rivalen dieses Mal in Monza tun.
Auch am Frontflügel wurde getrimmt
Um die Aerodynamik von vorne nach hinten auszugleichen, hat Red Bull auch beim Frontflügel einen ähnlichen Ansatz gewählt und Teile der Hinterkante des oberen Flügels entfernt, um den Abtrieb und den erzeugten Luftwiderstand zu reduzieren.
Außerdem wurde der Verstellmechanismus wieder nach außen verlegt, was bereits bei den letzten Rennen getestet wurde. Und es wurde zwischen alten und neuen Teilen gewechselt, um noch mehr Leistung aus dem RB20 herauszuholen.
Während sich Red Bull im Moment auf die größeren Aerodynamik-Probleme konzentriert, ist eine Schlussfolgerung aus Monza, dass man für den Großen Preis von Italien im nächsten Jahr wahrscheinlich einen anderen Ansatz wählen muss.
Verstappen: "Wir hatten in den letzten Jahren nie einen speziellen Monza-Flügel oder ein spezielles Monza-Paket. Aber in den letzten Jahren war unser Auto immer gut genug, um das zu kompensieren. Aber das könnte etwas sein, was wir nächstes Jahr anders machen müssen."