Telemetrie-Daten zeigen: Was zum Unfall von Antonelli geführt hat

Was die Daten aus dem Mercedes von Andrea Kimi Antonelli über dessen Abflug in der Alboreto-Kurve verraten und wie der Unfall ausgehend davon zu bewerten ist

(Motorsport-Total.com) - Der Unfall von Mercedes-Freitagsfahrer Andrea Kimi Antonelli ist das Thema des Tages beim Auftakt zum Italien-Grand-Prix 2024 in Monza (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!). Denn das gesamte Fahrerlager fragt sich: Wie konnte es nur zum Abflug in der Alboreto-Kurve (vormals Parabolica) kommen? Aufschluss geben nun die Telemetriedaten aus dem Mercedes W15.

Mercedes-Freitagsfahrer Andrea Kimi Antonelli nach seinem Unfall in Monza 2024

Interessant ist natürlich vor allem die zweite fliegende Runde von Antonelli, die für ihn in den Reifenstapeln endete. Und auf dieser Runde lag er virtuell bereits vorne im Vergleich zu seiner ersten Runde, die er in 1:23.955 Minuten absolviert hatte - als zu dem Zeitpunkt Schnellster.

Dass ein Fahrer im zweiten Versuch zulegt, das ist nicht ungewöhnlich. Bemerkenswert aber ist, wie sehr Antonelli zugelegt hat. Denn ab dem Mittelsektor machte er überaus viel Druck.

Die Mercedes-Daten zeigen: Antonelli kam mit 184 km/h durch die zweite Lesmo-Kurve, um sieben km/h schneller als Red-Bull-Fahrer Max Verstappen in dessen bester Runde, die mit 1:21.676 Minuten gestoppt wurde.

Ähnliches Spiel in der Ascari-Schikane: Antonelli fegte mit 190 km/h durch die berühmte Passage, Verstappen bei seinem schnellsten Versuch nur mit 176 km/h. Und mit diesem Speed war Verstappen kein Einzelfall: Auch Lewis Hamilton im Mercedes (177 km/h), Charles Leclerc im Ferrari (178) und Lando Norris im McLaren (179) waren erheblich langsamer als Antonelli.

Der hohe Speed im Mittelsektor fordert seinen Tribut

Bedeutet: Alle anderen Formel-1-Fahrer waren in den genannten Abschnitten langsamer unterwegs als Antonelli. Und dessen harte Gangart hatte Konsequenzen: Vor allem die Hinterreifen überhitzten, wie eine Mercedes-Analyse ergab. Als Antonelli bei der Alboreto-Kurve ankam, war der Grip auf der Hinterachse praktisch nicht mehr vorhanden. Und deshalb drehte sich sein Auto am Kurveneingang so abrupt weg.

"Das Auto hat nicht verkraftet, was er gemacht hat", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Ich vermute, es hat ihn einfach erwischt. Alle hatten hier Schwierigkeiten mit den Temperaturen, vor allem bei den Hinterrädern und in der Ascari-Schikane und bei diesem Tempo. Deshalb ist ihm dann das Heck ausgebrochen."

Der Zwischenfall lässt sich sicherlich darauf zurückführen, dass Antonelli deutlich weniger Erfahrung hat mit den Pirelli-Reifen als die Formel-1-Stammfahrer. Das erklärt, weshalb er wesentlich aggressiver gefahren ist als seine Mitstreiter, die sich ausgangs Lesmo 2 und in der Ascari-Schikane mehr gezügelt haben.

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Wolff aber ist nicht unzufrieden mit dem, was bis zum Abflug passiert ist: "Was wir in diesen eineinhalb Runden gesehen haben, war einfach erstaunlich. Und lieber müssen wir ihn einbremsen, als dass wir ihm Beine machen müssen!"

Wie sich Antonelli selbst zum Unfall äußert

Von Antonelli selbst war zum Unfall zunächst nichts zu hören. Mercedes schirmte den Nachwuchsfahrer ab, damit der sich in Ruhe sammeln konnte. Später verschickte das Team ein kurzes Statement von Antonelli.

Darin heißt es: "Was für ein Tag! Ich habe mein erstes Training hinter mir. Leider ist es wegen des Crashs ziemlich schnell zu Ende gegangen."

Der Unfall sei "einfach ein Fehler von mir" gewesen, betont Antonelli. "Ich habe einfach für diese Bedingungen zu sehr gepusht und hätte meinen Versuch einfach stetiger aufbauen sollen. Aber ich habe definitiv eine Lektion für das nächste Mal gelernt."

Er sei Mercedes "trotzdem sehr dankbar" für die Chance und es tue ihm "wirklich leid, dass ich [dem Team] so viel Arbeit bereitet habe", sagt Antonelli weiter. "Ich fühle mich im Moment nicht supergut. Aber ich gehe jetzt zurück und versuche mich auszuruhen und mich auf das restliche Wochenende zu fokussieren."

Denn Antonellis Hauptaugenmerk an diesem Wochenende liegt auf der Formel 2, wo er zu den Stammfahrern zählt. Vier Veranstaltungen vor Schluss wird er dort nach zwei Laufsiegen auf dem siebten Gesamtplatz geführt.