• 30. August 2024 · 08:13 Uhr

Norris über Nervosität: Kann vor den Rennen kaum essen und trinken

Zandvoort-Sieger Lando Norris spricht vor dem Monza-Wochenende offen über Druck in der Formel 1 und seine persönliche Entwicklung in den vergangenen Jahren

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris fährt seine aktuell erfolgreichste Formel-1-Saison. Der McLaren-Pilot holte 2024 seine ersten beiden Rennsiege in der Königsklasse und ist aktuell in der WM der engste Verfolger von Weltmeister Max Verstappen. Doch das bringt auch zusätzlichen Druck mit sich.

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Das mediale Interesse an Lando Norris ist in diesem Jahr deutlich gestiegen Zoom Download

Norris und McLaren stehen deutlich mehr im Fokus als noch vor einigen Jahren, und der Brite selbst erklärt: "Ich weiß, dass es mehr Druck gibt. Das Team wird wahrscheinlich ein bisschen mehr Druck verspüren. Und auch von außen wird mehr Druck auf mich ausgeübt werden."

Dann mit den besseren Ergebnissen sind auch die Erwartungen gestiegen. Immer wieder muss Norris Fragen aus der Kategorie beantworten, ob er in diesem Jahr um den WM-Titel kämpfen könne, und auch seine Leistungen werden nun teilweise kritischer beleuchtet.

"Als ich in der Formel 1 anfing, hatte ich damit sehr zu kämpfen", sagt Norris über Druck von außen, den er auch damals schon spürte. Bis in sein drittes Formel-1-Jahr hinein habe ihm das Schwierigkeiten gemacht. Doch rückblickend sei das sogar positiv gewesen.

"Weil ich damals so sehr damit zu kämpfen hatte, habe ich das Gefühl, dass ich ziemlich gut gelernt habe, damit umzugehen", betont er und erklärt, er könne mit den gestiegenen Erwartungen umgehen. "Ich denke gar nicht darüber nach", sagt er über den Druck von außen.

Anspannung schlägt Norris auf den Magen

Was Norris in diesem Zusammenhang allerdings auch gesteht: Er sei grundsätzlich immer "nervös" vor einem Qualifying oder einem Rennen. Das habe aber nichts mit der aktuellen Situation zu tun. Vielmehr habe sein Körper schon immer mit einer gewissen Anspannung darauf reagiert.

"An Sonntagen esse ich kaum etwas. Es fällt mir schwer, sonntags etwas zu trinken, allein schon wegen der Nerven und wegen des Drucks", verrät Norris und ergänzt auf Nachfrage: "Es gibt Tage, an denen ich problemlos etwas mehr essen kann, und andere Tage, an denen ich einfach nicht viel tun kann."


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Grundsätzlich sei es aber sowieso wichtiger, etwas zu trinken. Norris betont: "Normalerweise kann ich morgens eine ganze Menge trinken, und ich kann meine Getränke leicht mit bestimmten Kohlenhydraten mischen, um längerfristig Energie zu bekommen."

Die Betonung liegt dabei auf "längerfristig", denn der Zandvoort-Sieger ergänzt: "Ich trinke nie während eines Rennens. Ich fahre oft ohne Trinkflasche. Ich glaube, ich habe in der Formel 1 zweimal aus meiner Wasserflasche getrunken." Und beide Male sei er "sehr krank" gewesen.

Norris sieht Nervosität auch positiv

Er wisse auch selbst, dass das nicht gut sei, "vor allem gegen Ende des Rennens", so Norris, der erklärt: "Oft versuche ich, mich zum Trinken zu zwingen, um mich zu konzentrieren und Flüssigkeit zuzuführen. In Zandvoort vergangene Woche habe ich zwei Kilo durch das Rennen verloren."

Obwohl es für den Körper also offensichtlich nicht optimal ist, während eines Formel-1-Rennens keine Flüssigkeit zuzuführen, stellt Norris klar, dass seine Nervosität und die damit verbunden Folgen nie ein Problem gewesen seien. Er sei deswegen nie krank gewesen.


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Im Gegenteil: Er versuche sogar, diese Anspannung in etwas Positives umzuwandeln. Als Beispiel nennt er die Situation vor Q3 im Qualifying: "Wenn du einen Zentimeter oder einen Meter zu spät bremst oder das falsche Timing wählst oder was auch immer, ist es vorbei."

"Und das Wissen darum versetzt dich in ein sehr angespanntes Gefühl. Gleichzeitig ist es aber auch ein unglaubliches Gefühl, das sich in vielen anderen Sportarten und bei vielen anderen Dingen nicht erzeugen lässt", so Norris, der daher betont, dass er diese Nervosität wohl auch für den Rest seiner Karriere behalten werde.

Norris über Veränderung: "Bessere Balance im Leben"

In anderen Bereichen habe er sich dagegen seit seinem Formel-1-Debüt im Jahr 2019 verändert, betont er. "Ich denke, es ist offensichtlich, und ich fühle in mir selbst, dass ich mich sehr verändert habe, seit ich in die Formel 1 gekommen bin", so der inzwischen 24-Jährige.

"Wenn ich mir Bilder und Videos ansehe, die zeigen, wer ich war und was ich gemacht habe, selbst 2019, 2020, 2021, dann sehe ich mich an und denke: Oh, ich war damals ganz anders als heute", so Norris, der sein Formel-1-Debüt einst mit gerade einmal 19 gab.

"Ich denke, die Hauptsache ist, dass ich immer noch ich selbst bin", betont er und erklärt, er habe heute eine "bessere Balance im Leben" gefunden. "Ich habe einfach gelernt, die Formel 1 und meinen Job mehr in den Mittelpunkt zu stellen und besser abzuschalten, wenn ich wieder zu Hause bin", erklärt er.

"Wahrscheinlich genieße ich meine Zeit abseits der Rennstrecke jetzt mehr", so Norris, der konkret darauf angesprochen wird, dass er in seiner Anfangszeit in der Formel 1 häufig etwas befreiter und lockerer gewirkt habe. Er selbst stellt jedoch klar, dass das keine größere Bedeutung habe.

"Ob ich nun mehr oder weniger lache oder mehr oder weniger Witze mache, das ist einfach so, wie ich mich im Laufe der Jahre verändert habe. Aber ich liebe immer noch, was ich tue, sonst wäre ich ja nicht hier. Und ich genieße immer noch meine Zeit", stellt er klar.

WM-Chance: Norris denkt nur von Rennen zu Rennen

Rein sportlich ist Norris mit einem Rückstand von "nur noch" 70 Punkten auf Max Verstappen nach Monza gereist. Er selbst stellt aber klar, dass es für ihn nach seinem überlegenen Sieg in Zandvoort auch nur ein Wochenende wie jedes andere sei.

"Für mich ist ein Sieg ein unglaubliches Gefühl, und ich denke, es ist generell eines der besten Gefühle", stellt er klar, betont aber auch, dass er "gar nicht an die Meisterschaft" denke und auch in der Saisonendphase einfach nur "ein Rennen nach dem anderen" angehen wolle.

"Man kann es also sowohl positiv als auch negativ sehen, dass das einzige, was mich jetzt interessiert, dieses Wochenende ist. Das nächste oder übernächste Wochenende oder was auch immer ist mir völlig egal", so Norris, der auch seinen Sieg in Zandvoort nicht lange gefeiert habe.


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"Sonntagabend war ich mit einem Freund zum Abendessen verabredet. Mein Auto hatte eine Panne. Wir mussten das Auto den ganzen Weg zurück nach Hause schieben. Es hätte nicht schlimmer enden können, aber es war einfach eine Art Rückkehr zur Normalität", berichtet er.

Am Montag habe er dann schon wieder trainiert und den Fokus auf das Monza-Rennen gelegt. Denn im Vorjahr sei der Italien-GP "eines unser schlechtesten Rennen" gewesen, erinnert sich Norris, der daher betont: "Wir erwarten also nicht, dass wir so gut sein werden wie am vergangenen Wochenende."

Doch selbst eine etwas schwächere Leistung als am vergangenen Sonntag würde ja immer noch reichen, um wieder ganz vorne dabei zu sein.

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