Antonellis irres FT1-Debüt: Erste Runde Bestzeit, zweite Runde Crash!

"Aussagen, die kein Mensch braucht": Ralf Schumacher gibt am Unfall von Andrea Kimi Antonelli auch dem Mercedes-Team eine Teilschuld

von Christian Nimmervoll · 30.08.2024 14:33

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich im ersten Freien Training zum Grand Prix von Italien 2024 die Bestzeit gesichert. Doch das interessierte am Freitag kaum jemanden. Denn die Schlagzeilen gehörten zum Auftakt Andrea Kimi Antonelli, dem jungen Italiener im Mercedes von George Russell, der innerhalb weniger Minuten alle Höhen und Tiefen erlebte, die es in der Formel 1 zu erleben gibt.

Nach nur zehn Minuten crashte Andrea Kimi Antonelli den Mercedes

Gleich zu Beginn der Session waren alle Augen auf Antonelli gerichtet. Toto Wolff höchstpersönlich kam ans Auto des 18-Jährigen, um ihm vor dem Rausfahren noch ein paar Worte mitzugeben und auf den Helm zu klopfen. Und ihn womöglich dran zu erinnern, dass er es nur nicht übertreiben soll.

Doch Antonelli ließ nichts anbrennen: Gleich mit seiner ersten Runde (1:23.955 Minuten) setzte er sich an die Spitze des Klassements, zu dem Zeitpunkt 0,4 Sekunden vor Lando Norris im McLaren. Eine sofortige Kostprobe seines beeindruckenden Talents.

Es waren gerade mal zehn Minuten gefahren, da klebte Antonelli allerdings auch schon im Reifenstapel. Nach persönlich schnellster Zeit im Mittelsektor wollte er in der Alboreto-Kurve (ehemals Parabolica) wohl ein bisschen zu viel, verlor das Heck und krachte mit voller Geschwindigkeit in die Barriere.

Übrigens nicht der erste Crash an der Stelle an diesem Wochenende: Bereits am Donnerstag war dort Bernd Mayländer mit dem Safety-Car abgeflogen, wegen eines Bremsdefekts am Aston Martin Vantage.

Russell wirkte in der ersten TV-Aufnahme besorgt - wahrscheinlich um seinen Teamkollegen ebenso wie um sein Auto, in das gerade erst eine frische Powerunit eingebaut wurde. Doch kaum hatte Antonelli am Funk signalisiert, dass er okay ist, meldete sich auch schon Wolff: "Kimi, alles gut, alles gut."

Antonelli musste danach erstmal ins Medical-Centre, wo er sicherheitshalber untersucht wurde. "Es war ein ziemlich heftiger Einschlag in einer schnellen Kurve", sagt Mercedes-Kommunikationschef Bradley Lord.

Vorwurf macht das Team dem jungen Fahrer aber keinen: "Es ist natürlich unglücklich, dass es so endet. Aber er war am Limit, gleich von der ersten Runde an. Das ist gut zu sehen, und es gehört zur Lernkurve dazu."


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Ergebnis, 1. Freies Training


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"Kimi wollte einfach in einer Stunde so viel wie möglich zeigen", glaubt Sky-Experte Ralf Schumacher. "Er ist ja auch sehr schnell losgefahren. Man darf auch nicht unterschätzen: Er ist ja viel gefahren, er kennt die Strecke. Ja, passiert. Nicht schön, aber ist so."

Für Mercedes sehe es halt "immer schlecht aus, wenn man so eine Entscheidung trifft und dann passiert es gerade bei einem jungen Fahrer. Es sind auch diese Aussagen, die kein Mensch braucht. Es ist kein Supertalent, aber es ist ein guter Fahrer."

"Jeder will irgendwie zeigen, dass er sich reinsetzt und die Welt ändert, und dann passiert genau das, dass die jungen Fahrer unter Druck sind und solche Fehler machen wie Kimi Antonelli", kritisiert Schumacher.

Was Mercedes weit mehr schmerzt, ist wahrscheinlich der verlorene Back-to-Back-Test zwischen neuem und altem Unterboden. Antonellis Auto war mit der neuesten Spec ausgestattet, Hamilton mit der älteren. Vergleichsdaten aus dem ersten Training, wie das eigentlich angedacht war, gibt's wegen des Crashs jetzt natürlich nicht.

Der Plan sei jetzt, "dass George im zweiten Training mit dem alten Unterboden fährt und Lewis mit dem neuen, damit wir zwischen Autos und Sessions vergleichen können. Um möglichst akkurate Daten zu bekommen", heißt es seitens Mercedes.

Das sportliche Geschehen rückte im Antonelli-Hype völlig in den Hintergrund. Zuerst lag lang Valtteri Bottas im Sauber in Führung, doch am Ende stellte Max Verstappen (Red Bull) in 1:21.676 Minuten die Bestzeit auf, 0,228 Sekunden vor Charles Leclerc (Ferrari) und 0,241 Sekunden vor Lando Norris (McLaren).

Ferrari setzte im ersten Freien Training einen neuen Unterboden ein, von dem man sich einen ordentlichen Entwicklungsschritt verspricht. Ebenfalls neu am Ferrari sind der Frontflügel und Elemente der Seitenkästen. Leclerc auf P2 und Carlos Sainz auf P4 waren ein guter Start ins Rennwochenende.

Bottas konnte bis zum Schluss immerhin den fünften Platz behaupten, auch wenn er am Ende darüber klagte, dass seine Reifen "schmelzen". Trotzdem klassierte er sich vor Stars wie Oscar Piastri (McLaren), Lewis Hamilton (Mercedes), Sergio Perez (Red Bull) und Fernando Alonso (Aston Martin) auf den Positionen 6 bis 10.

Franco Colapinto wurde in seinem ersten Training als Williams-Fahrer mit 1,204 Sekunden Rückstand 17. Nico Hülkenberg (Haas) belegte Platz 19. Antonelli wurde am Ende 20. und Letzter.

Wo kann man den Grand Prix von Italien live sehen?

Vorweg: Selbst wer die Sessions nicht live gesehen hat, kann sich abends noch die volle Dröhnung Formel 1 geben. Und zwar in den täglichen Livestreams auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Christian Nimmervoll und Kevin Hermann analysieren dort, am Freitag um 22:30 Uhr, den Tag in Monza, unterstützt von einem acht Mann starken Journalistenteam vor Ort an der Rennstrecke.

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Die gute Nachricht für deutsche Formel-1-Fans ist: Qualifying und Rennen beim Grand Prix von Italien werden von RTL live übertragen. Das Qualifying am Samstag ab 16:00 Uhr (Vorberichte: 15:30 Uhr), das Rennen am Sonntag ab 15:00 Uhr (Vorberichte: 14:00 Uhr). (Hier geht's zur kompletten TV-Übersicht!)