Sieg in Zandvoort: Lando Norris oder Max Verstappen - oder doch Piastri?
Realistisch kämpfen in Zandvoort drei Fahrer um den Sieg: Der Vorteil scheint bei McLaren zu liegen, doch heikel dürfte vor allem der Start werden
(Motorsport-Total.com) - McLaren oder Red Bull. Läuft alles normal, dann kann es realistisch gesehen wohl in Zandvoort keinen anderen Sieger geben. Im Grunde kann man auch Sergio Perez mit Startplatz fünf von der Liste streichen, sodass es wohl am Ende auf Lando Norris, Max Verstappen oder Oscar Piastri hinauslaufen wird.
Diese drei belegen am Sonntag auch die ersten drei Startplätze auf dem Dünenkurs und werden darum kämpfen, am Ende der 72 Runden ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Der Vorteil liegt natürlich bei McLaren - einerseits weil man am Freitag und Samstag den besseren Eindruck gemacht hat, und anderseits weil man gleich zwei Piloten ganz vorne platziert hat.
Verstappen selbst hat zwar bislang alle drei Ausgaben des Rennens seit dem Comeback 2021 gewonnen, allerdings fühlte er sich bislang an diesem Wochenende im Auto nicht sonderlich wohl - und mit dreieinhalb Zehnteln war der Rückstand im Qualifying überraschend groß.
"Wenn man sich den Abstand anschaut, dann wird es schwierig werden", fürchtet der Niederländer. "Es scheint, als ob Lando mit dem Gefühl ein bisschen zufriedener zu sein scheint, während meine Balance ein Problem ist. Ich weiß nicht, vielleicht stabilisiert es sich morgen ein bisschen, aber das werden wir herausfinden."
Zudem weiß der dreimalige Weltmeister, dass er in Norris eine harte Nuss zu knacken hat: "Lando ist sehr, sehr schnell. Das brauchst du auch, und darum ist er in der Formel 1", lobt er. "Und darum performt er auch auf dem Niveau, das er hat. Und mit der Erfahrung wird das nur noch besser werden."
Bringt der Start die Entscheidung?
Bei McLaren ist man sich derweil seiner Stärken und seiner Vorteile bewusst. Allerdings weiß man auch, dass es auf dem überholfeindlichen Kurs von Zandvoort vor allem auf den Start ankommen wird - und der war in der jüngeren Vergangenheit eine kleine Schwäche, wie Norris vor dem Wochenende selbst zugeben musste.
Auch in Barcelona und Budapest - Kurse mit ähnlichen Charakteristiken wie Zandvoort - hatte Norris die Poleposition geholt, war seine Führung dann aber schon in der ersten Kurve los.
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In Miami ist Lando Norris am Ziel seiner Träume angekommen. Der Brite gewinnt (etwas glücklich) sein erstes Formel-1-Rennen. Seitdem kämpft McLaren praktisch an jedem Wochenende um den Sieg, doch mehr als einmal sollte dieser am Ende nicht gelingen. Wir blicken auf die Patzer des britischen Rennstalls. Fotostrecke
"Es war einige Male, dass sie jetzt nicht so waren, wie sie sein mussten, als ich in der ersten Reihe war", sagt Norris über die Starts. "Sie waren nicht schlecht, ehrlich, und ich gehöre immer noch zu den durchschnittlich besten Startern, aber zuletzt haben wir es ein paar Mal verpasst, und es war vielleicht etwas schlechter als sonst über eine Saison gesehen."
Allerdings betont Norris auch, dass es nie den einen Grund gab, warum die Starts nicht so gut liefen. Mal war es Windschatten von den Fahrern dahinter, mal war es eine unglückliche Position in Kurve 1. "Es waren jedes Mal andere Dinge, aber ich bin zuversichtlich, dass ich gut daran gearbeitet habe, die Starts ein bisschen besser zu machen", so der Brite.
McLaren lässt Fahrer frei fahren
Für McLaren wäre es natürlich ideal, wenn Oscar Piastri von Platz drei an Max Verstappen vorbeikommen würde, um Norris abzuschirmen. "Das würde dem Team das Leben ein bisschen erleichtern", sagt der Australier. "Aber ich werde jetzt nichts Spezielles tun, um das zu erreichen. Denn ich möchte das Rennen selbst gewinnen."
Auch das ist ein weiterer Punkt, den McLaren auf dem Zettel haben muss: Zwischen beiden Fahrern könnte es in der ersten Kurve eng werden - wie in Ungarn, als Piastri die Führung von seinem Teamkollegen übernommen hatte. Damals gab es anschließend große Diskussionen um Stallorder. Und diesmal?
"Die Regeln sind sehr, sehr klar und haben sich nicht geändert", sagt Piastri. "Wir können frei gegeneinander fahren und versuchen zu gewinnen. Wir wissen aber, dass für das Team eine Menge auf dem Spiel steht, aber wir haben auch immer wieder gezeigt, dass wir gut und sauber gegeneinander fahren können."
Das bestätigt auch Norris: "Es gab nie andere Regeln außer: Crasht nicht miteinander. Das ist die einzige Regel, ansonsten konnten wir immer frei fahren. Für uns ist das gut", sagt er.
Norris: Will nicht "verzweifelt" gewinnen
Sowohl für Norris als auch für Piastri wäre es erst der zweite Sieg in der Formel 1, und nach einigen Rückschlägen im WM-Kampf zuletzt bräuchte vor allem Norris ein gutes Ergebnis, um Verstappen an der Spitze nicht zu weit enteilen zu lassen.
Gefragt, ob er deswegen "verzweifelt" nach dem Sieg eifert, winkt der Brite aber ab: "Ich bin nicht verzweifelt. Ich möchte gewinnen, aber ich bin nicht verzweifelt."
"Ich weiß, dass du hier eine kleine Schlagzeile möchtest, aber die werde ich dir nicht geben", sagt er in Richtung des fragenden Journalisten. "Ich möchte gewinnen und ich arbeite hart, um zu gewinnen. Das tun wir alle als Team. Wir alle möchten gewinnen, aber nicht verzweifelt. Denn Verzweiflung führt zu gar nichts."
Warum ein Sieg mehr als ein Sieg wäre
Sollte McLaren am Sonntag wirklich gewinnen, dann wäre das in gewisser Hinsicht etwas Besonderes. Denn dann wäre man das erste Team, das Max Verstappen auf dieser Strecke schlagen kann. "Das hätte schon eine besondere Bedeutung, auch wenn es zahlentechnisch die gleichen Punkte gibt", findet Teamchef Andrea Stella.
"Und was es noch besonderer machen würde, ist der Fakt, dass Zandvoort in Sachen Layout immer ein bisschen ein Problem für McLaren war", sagt er. "Wir waren nicht gut hier, und wenn wir dann eine starke Performance im Rennen zeigen können, wäre das sehr ermutigend, was unsere Fortschritte angeht."
"Unsere Stärken waren noch vor zwölf Monaten unsere Schwächen, und unser technisches Team konnte die Charakteristiken des Autos wandeln, sodass es jetzt in ehemals schwachen Bereichen konkurrenzfähig ist", lobt Stella.
"Und das sind auch die Bereiche, die man auf den meisten Strecken findet und wo du konkurrenzfähig sein möchtest - eher als im Highspeed-Bereich und auf den Geraden, so wie wir es noch vor ein paar Jahren waren."