• 28. Juli 2024 · 21:12 Uhr

Carlos Sainz: Hätte er mit einem Boxenstopp gewinnen können?

Ferrari erklärt die suboptimale Strategie von Carlos Sainz in Belgien und wir werfen einen Blick in die Daten: Was wäre mit einer Einstoppstrategie möglich gewesen?

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz war eine der Schachfiguren beim strategisch geprägten Formel-1-Rennen in Belgien. Der Spanier war neben Sauber-Pilot Guanyu Zhou der einzige Fahrer, der das Rennen auf dem harten Reifen begann und führte das Rennen sogar an, als die anderen Topfahrer ihren ersten Boxenstopp eher absolvierten.

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Kam der erste Stopp von Carlos Sainz zu früh? Zoom Download

Kurzzeitig wurde am Funk sogar darüber diskutiert, ob man auf eine Einstoppstrategie setzen könnte, doch in Runde 20 wurde der Ferrari-Pilot an die Box beordert, um einen Satz Mediums aufzuschnallen, der die restlichen 24 Runden nicht geschafft hätte. Doch hätte Sainz das Rennen vielleicht sogar gewinnen können, wenn man den ersten Stint noch weiter ausgedehnt und auf nur einen Stopp gesetzt hätte?

"Nach 20 Runden dachte ich, dass wir eine Chance auf das Podium haben könnten", sagt Sainz auf die Frage, wie sich sein Rennen entwickelte. "Und dann war ich plötzlich auf P7, neun Sekunden hinter P6."

Am Ende ging Ferrari mit dem Spanier auf eine versetzte Zweistoppstrategie, die mit den Boxenrunden 20 und 28 keinesfalls ideal war. Im zweiten Stint stellte sich aber schnell heraus, dass der Medium deutlich schlechter als der harte Reifen performte, weshalb man den zweiten Boxenstopp verhältnismäßig früh vollzog.

Daten: Sainz wäre wohl mit jeder Strategie nur Sechster geworden

"Mit dem Start auf dem Hard hätten wir mindestens noch zehn Runden dranhängen müssen", sagt Sainz auf eine mögliche Einstoppstrategie angesprochen. "Oder, wenn wir [von Anfang an] mit zwei Stopps gefahren wären, hätten wir vielleicht fünf, sechs Runden früher an die Box gehen müssen, um so viel Zeit wie möglich auf dem harten Reifen zu verbringen, für den der heutige Tag gedacht war."

Was hätte Sainz also mit einer idealen Einstoppstrategie erreichen können? Den Sieg jedenfalls nicht, schließlich war Lewis Hamilton vor dem Stopp von Sainz bereits 2,5 Sekunden hinter dem Ferrari-Piloten. Der Mercedes holte in dieser Phase eine Sekunde pro Runde auf, sodass Hamilton wohl schon in Runde 23 die Führung des Rennens übernommen hätte.

Zudem wäre Sainz im letzten Stint auf dem falschen Reifen gewesen, was ebenfalls Zeit gekostet hätte. Hochgerechnet wäre es wohl auch nur Platz sechs geworden, den Platz, den er nach der Disqualifikation von George Russell auch holte. Nur wäre der Abstand nach vorne geringer gewesen.


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Und auch mit einer idealen Zweistoppstrategie wäre von der Position nicht viel mehr gegangen: "Unsere direkten Konkurrenten waren heute einfach schneller", bilanziert Sainz. "Also glaube ich nicht, dass wir viel [an der Strategie] geändert hätten."

Vasseur erklärt kurzen Stint auf den Mediums

Teamchef Frederic Vasseur erklärt indes, warum man bei Ferrari weder Fisch noch Fleisch bei der Strategie wählte und im zweiten Stint nur acht Runden auf den Mediums fuhr: "Jeder hatte auf dem Medium einen riesigen Reifenverschleiß, außer zu Beginn des Rennens und in den ersten paar Runden, wenn alle mehr managen."

"Aber sobald man während des Rennens auf Medium umstellt, und ich glaube, Perez hat das auch getan und er fuhr sechs oder sieben Runden. Denn wenn man mit dem Medium pushen muss, war der Unterschied enorm. Ich denke, das war die richtige Entscheidung."

Daten zeigen: Ferrari in Spa nicht näher dran als in Ungarn

Auch wenn die Strategie von Sainz somit nicht unbedingt ideal war, war es letztendlich mal wieder die Rennpace, die bei Ferrari gefehlt hat. Laut den Daten unseres Technologiepartners PACETEQ war der SF-24 strategiebereinigt um 0,36 Sekunden pro Runde langsamer als der Mercedes. Dies ist ungefähr das gleiche Defizit, was Ferrari in Ungarn gegenüber McLaren hatte, aber immerhin ein Fortschritt zu Silverstone.

Die Frage, ob Ferrari in Belgien ein Schritt nach vorne gelungen sei, verneint Sainz daher: "Wenn man die Pace von Mercedes, Red Bull und McLaren im Rennen sieht, glaube ich das nicht. Ich denke, es sind immer noch zwei oder drei Zehntel. Mit einem Auto sind wir von der Poleposition gestartet und haben trotzdem das Rennen dahinter beendet."

"Mit meinem Auto hatte ich das Gefühl, dass wir auf dem Weg zum Podium waren, und dann, als alle ihre Reifen anzogen, konnte man sehen, welches Tempo jeder fuhr. Und ja, auch wenn ich mich zuletzt sehr konkurrenzfähig und schnell gefühlt habe, als sie mir dann die Zeiten der anderen sagten, dachte ich: 'Nein, wir sind doch nicht ganz so schnell, wie ich es mir gewünscht hätte.'"

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