Max Verstappen: Wird ihm der steile Flügel im Rennen zum Verhängnis?
Max Verstappen fuhr souverän zur Pole in Spa, doch kommt er mit seinem steileren Heckflügel im Rennen auch wieder nach vorne, um auch den Sieg zu holen?
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen ist zurück auf Rang eins - zumindest kurzfristig. Der dreimalige Weltmeister hat sich die Bestzeit beim Qualifying zum Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps gesichert und war damit zum erst zweiten Mal in den vergangenen sieben Qualifyings der schnellste Fahrer am Samstag.
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Erster, aber nicht auf der Pole: Max Verstappen jubelt nach dem Qualifying Zoom Download
Auf der Poleposition wird der Red-Bull-Pilot damit aber trotzdem nicht stehen, denn wie in den vergangenen beiden Jahren zieht sein Team in den Ardennen eine Motorenstrafe und schickt Verstappen zehn Startplätze zurück (zur Übersicht der Motorenstrafen).
Für die Konkurrenz ist das einer von drei Hoffnungspunkten, dass Verstappen das Rennen nicht wie in den vergangenen drei Jahren locker für sich entscheiden wird. Die anderen heißen: Wetter und Abstimmung.
Doch dazu später mehr. Erst einmal darf sich Verstappen über seine neunte Saisonpole freuen, die er mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung auch recht ungefährdet einfuhr. "Max war souverän in allen Sessions", lobt Motorsportkonsulent Helmut Marko bei Sky.
"In Q1 hat er als Einziger keinen zweiten neuen Reifensatz verwendet, sonst wäre er da auch vorne gewesen. Wir sind überglücklich mit dieser Startaufstellung", so der Österreicher.
"Es war ein guter Tag", freut sich auch Verstappen selbst. "Die Runden waren von Q1 bis Q3 gut und ich bin auf nur einem Reifensatz durch Q1 und Q2 gekommen, und das war wichtig, weil mir das eine bessere Chance in Q3 gegeben hat."
Die hat Verstappen am Ende aber gar nicht gebraucht, denn schon auf seinem ersten Reifensatz flog er in Q3 der Konkurrenz auf und davon. Trotzdem fuhr er anschließend noch einmal auf einem weiteren Reifensatz raus. "Wenn du die Reifen hast, dann kannst du ja auch probieren, dich noch einmal zu verbessern", sagt er.
Rennpace für gutes Qualifying geopfert?
Doch warum hatte Verstappen plötzlich so einen Vorsprung, der im Freien Training noch nicht da war? Kommt der Red Bull RB20 einfach mit den regnerischen Bedingungen besser zurecht als die Konkurrenz oder hat das Team alles auf die Karte Qualifying gesetzt und das Auto auf Regen abgestimmt?
"Ich glaube, dass wir gut abgestimmt sind", verneint Marko Kompromisse für das Rennen. "Ich glaube, wir haben den nötigen Grip für den Regen gehabt, werden aber trotzdem morgen mit dem Topspeed so sein, dass wir überholen können."
"Wir haben versucht, das ans Auto zu bringen, was wir für das Beste halten", entgegnet auch Verstappen. "Man konnte sehen, dass wir vielleicht mit ein wenig mehr Abtrieb gefahren sind als einige Konkurrenten. Von daher ist es im Nassen wohl etwas stabiler, was natürlich helfen kann", sagt er.
Warum ein steilerer Flügel?
Das kommt vor allem durch einen steileren Heckflügel, was geneigte Beobachter verwundern mag. Denn Red Bull wusste natürlich im Vorfeld, dass Verstappen maximal von Position elf aus ins Rennen gehen würde und auf dem Weg nach vorne überholen muss - und da könnte ein höherer Topspeed helfen.
Doch Verstappen betont, dass er sich mit dem größeren Flügel einfach etwas wohler im Auto fühlt. Und er hofft, dass er auch hilft, wenn alle Fahrer aufgrund der heißen Bedingungen mit den Reifen etwas ins Rutschen kommen.
"Wenn man sich die McLaren anschaut, dann fahren sie mit einem sehr schmalen Flügel. Für sie scheint es zu funktionieren, aber für mich hat das gestern nicht wirklich gut funktioniert", sagt Verstappen. "Ich schätze, wir werden herausfinden, wie es laufen wird."
"Ja, ich muss Autos überholen, aber der DRS-Effekt ist hier ziemlich stark", so der Niederländer. "Und am Ende des Tages ist es wichtiger, gut zu den Reifen zu sein, denke ich. Denn wenn du gut auf den Reifen bist, kannst du Leute überholen."
Verstappen will einfach Schadensbegrenzung
Den stärksten Eindruck im Trockenen hatte Red Bull am Freitag nicht gemacht - das hatte McLaren. Trotzdem dürften sich Fans noch gut an die vergangenen Jahre erinnern, als Verstappen innerhalb kürzester Zeit von seiner hinteren Startposition nach vorne fuhr. Doch er sagt: "Ich erwarte nicht, dass es so laufen wird wie in den vergangenen beiden Jahren.
"Wir versuchen einfach nach vorne zu kommen und mit Ferrari, Mercedes und mit ein bisschen Glück auch mit den McLaren zu kämpfen. Aber all das hängt von unserer Pace ab."
Für Helmut Marko ist klar, dass Verstappen mit seiner Pace durchaus das Podium ins Auge fassen kann, vom Sieg möchte Verstappen selbst aber nicht sprechen: "Ich sehe es immer noch mehr als Schadensbegrenzung", stellt er klar.
Denn die Favoriten seien trotz der nicht ganz optimalen Startpositionen immer noch die beiden McLaren. "Sie sind so schnell, dass sie ziemlich schnell um die Spitze kämpfen werden", ist er überzeugt. "Ihre Pace gestern sah unglaublich stark aus. Sie sahen sehr komfortabel aus."
Erste Kurve überstehen, dann weitersehen
Die trockenen Bedingungen könnten McLaren eher entgegenkommen als die wechselhaften Verhältnisse am Samstag, daher "wäre ich schon zufrieden, wenn wir die Rennpace von ihnen mitgehen können", sagt Verstappen.
Doch zu allererst gilt es, die erste Kurve zu überstehen. Denn dass es im Mittelfeld in La Source gerne auch einmal eng werden kann, hatte der Red-Bull-Pilot selbst vor einigen Jahren schon erleben müssen. "Ja, das Rennen kann natürlich in Kurve 1 verloren werden", weiß er.
"Wir müssen schauen, was beim Start passiert, und dann schauen wir weiter. Das Rennen ist lang, es ist sehr hart zu den Reifen und wir müssen es einfach managen, so gut wir können. Und hoffentlich können wir morgen konkurrenzfähig sein."