Charles Leclerc nach Pole: Im Trockenen wäre ich höchstens Fünfter geworden
Nach der Poleposition von Charles Leclerc am Formel-1-Samstag in Belgien bleibt man bei Ferrari realistisch: "Haben keine magischen Lösungen für das Renntempo"
(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc wird den Großen Preis von Belgien von der Poleposition starten. Der Ferrari-Pilot setzte gegen Ende des letzten Qualifyingsegments überraschend die zweitschnellste Zeit und ist damit erster Profiteur der Gridstrafe von Max Verstappen, der die schnellste Zeit im Qualifying setzte.
© circuitpics.de
Bei trockenen Bedingungen wäre Ferrari im Belgien-Qualifying wohl chancenlos gewesen Zoom Download
Dass der Monegasse überhaupt so weit von vorne startet, hat er einen Poker seitens Ferrari zu verdanken. Anders als zum Beispiel McLaren und Mercedes wartete man bis ans Ende von Q3, um einen neuen Satz der Intermediates aufzuziehen. Die Konkurrenz verheizte ihren letzten Reifensatz schon zu Beginn und konnte sich am Schluss nicht mehr verbessern.
Trotz der guten Ausgangslage für das Rennen, macht Leclerc aber keinen Hehl daraus, dass man vom verregneten Wetter in Spa profitiert hat: "Ich denke, dass wir ohne den Regen wahrscheinlich um P5 gekämpft hätten, vor allem mit Mercedes", sagt er. "Aber offensichtlich hat uns der Regen ein wenig geholfen und ich werde mich nicht beschweren."
Leclerc erklärt: Warum Q3 so viel besser war als Q1 und Q2
Die letzte Q3-Runde war trotz besserer Reifen jedoch kein Selbstläufer für Leclerc, denn der Regen nahm gegen Ende der Session zu, was die Strecke eigentlich verlangsamt. Umso erfreuter ist der 26-Jährige über seinen letzten Umlauf: "Ich bin wirklich zufrieden mit der Runde in Q3 und es ist gut, wieder im vorderen Teil der Startaufstellung zu stehen."
"Am Ende von Q3 hat es ein wenig geregnet. Vielleicht war im ersten Teil von Q3 noch etwas mehr Zeit zu finden, aber trotzdem war P1 heute für uns unerreichbar. Das ist viel besser, als wir zu Beginn des Wochenendes erwartet hatten, und vor allem nach dem gestrigen Tag, der für das Team wieder einmal sehr schwierig war."
Beindruckend ist aber nicht nur die Verbesserung der Ferrari-Pace von Freitag auf Samstag, sondern auch von Q1 zu Q3. Schließlich war Leclerc in den ersten beiden Qualifyingsegmenten Sechster. Vor allem Mercedes schien im Regen schneller zu wirken. Laut dem Ferrari-Piloten ist das aber alles eine Frage der Reifentemperatur gewesen.
"Wir haben die Balance zwischen Q1 und Q3 nicht so stark verändert", sagt er. "Ich denke, wir haben uns vor allem darin verbessert, die Reifen im richtigen Fenster zu platzieren. Das war sehr wichtig, und bei diesen Bedingungen hat man immer Probleme. Deshalb haben wir einige Änderungen vorgenommen, vor allem auf der Outlap, und wie stark man pusht und wo man pusht. Danach fühlte ich mich wohler, und das half mir für Q3."
Leclerc fürchtet: Im Rennen keine Chance gegen McLaren
Trotz Startplatz eins rechnet Leclerc mit einem "kniffligen Rennen", bedingt durch die Wettervorhersage. Schließlich soll es ähnliche Temperaturen wie am Freitag geben und auch der Regen sollte kein Thema sein. In den Longruns des zweiten Freien Trainings hat Ferrari keine Bäume ausgerissen. Vor allem McLaren und Red Bull sollten im Rennen schneller sein.
"Wir haben keine magische Lösung für das Renntempo", sagt de Pole-Mann auf seine Erwartungen für das Rennen angesprochen. "Es wird ein schwieriges Rennen für uns, denn es werden trockene Bedingungen herrschen. Und bei trockenen Bedingungen haben wir in letzter Zeit etwas mehr zu kämpfen gehabt."
"Der McLaren etwas weiter weg, als wir es wollten. Checo [Perez] ist direkt hinter mit. Das wird das Hauptziel sein, und dann werden wir sehen, wie es nach dem ersten Stint läuft. Es ist auch eine Strecke, auf der man sehr leicht überholen kann, also brauchen wir die Pace."
Kritisch ist dabei schon die Startphase. Der Weg von Kurve eins bis zur nächsten Bremszone nach der Kemmel-Geraden ist sehr lang. Mit Windschatten in der ersten Runde könnte schon eine Attacke von hinten drohen. "Es ist nicht der einfachste erste Platz, den man in der ersten Runde halten kann", weiß auch Leclerc. "Aber wenn ich dann morgen in Eau Rouge im Auto sitze, werde ich entscheiden, was ich am besten machen kann."