• 26. Juli 2024 · 08:43 Uhr

Norris: Dass ich Piastri nicht sofort vorbeigelassen habe, war dumm!

Lando Norris ärgert sich im Nachhinein über sich selbst, weil er den ersten Sieg von Oscar Piastri mit Diskussionen überlagerte und sich selbst um die Siegchance brachte

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris tut es leid, dass er mit seiner Verhaltensweise den ersten Formel-1-Sieg seines Teamkollegen Oscar Piastri überschattet hat. Norris hatte sich in der Schlussphase des Rennens in Ungarn lange geweigert, den durch die Boxenstrategie gewonnenen Platz an den Australier zurückzugeben, und tauschte erst nach langer Überredungsphase drei Runden vor Schluss.

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Lando Norris gratuliert Oscar Piastri zum ersten Formel-1-Sieg Zoom Download

Zwar ist ihm mittlerweile bewusst, dass die Ansage von McLaren richtig war, doch er weiß auch, dass er mit seiner Aktion eine unnötige Diskussion über den Sieg von Piastri und die Maßnahme seines Teams hat aufkommen lassen. Und dass Piastris erster Sieg damit mit der Kontroverse verbunden wird, das hinterlässt bei ihm ein schlechtes Gefühl.

"Was die Leute außen denken oder ihre Geschichten darüber bringen, was passiert ist und was ich getan hätte oder nicht, das ist mir egal", sagt er, "aber dass ich Oscars ersten Sieg in der Formel 1 überschattet habe, darauf bin ich nicht allzu stolz."

Denn dass McLaren den ersten Doppelsieg seit 2021 eingefahren hat, das rückte angesichts der Vorkommnisse fast komplett in den Hintergrund. "Darüber wurde kaum gesprochen, und das sind die Punkte, bei denen ich mich schlecht fühle", gibt Norris zu.

Im Nachhinein ist ihm klar, wie er hätte handeln müssen: "Ich hätte ihn einfach sofort vorbeilassen sollen. Es ist einfach so dumm, dass ich es nicht getan habe", geht er mit sich ins Gericht. Denn einerseits kamen so erst die Diskussionen auf und ließen McLaren doof dastehen, und andererseits verbaute er sich damit am Ende wirklich die Siegchance.

"Wir durften frei fahren. Ich hätte ihn einfach vorbeilassen können und hätte dann versuchen können, ihn wieder zu überholen", so Norris. "Das klingt jetzt so simpel, aber zu der Zeit war das einfach nicht in meinem Kopf."

Norris: "War einfach ein bisschen dämlich"

"Ich hätte es tun können, aber ich war einfach in einem guten Rhythmus und es lief so gut zu der Zeit", sagt er. "Ich habe das Team ein paar Mal hinterfragt, aber ich wusste in dem Moment, in dem ich vor ihm an die Box geholt wurde, dass ich ihn würde vorbeilassen müssen. Ich war einfach ein bisschen dämlich und habe nicht daran gedacht, ihn früher vorbeizulassen."


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Für ihn sei dabei immer klar gewesen, dass er seine Führung würde abgeben müssen, doch für ihn sei dabei im ersten Moment egal gewesen, ob er es jetzt oder später macht. Was er dabei aber nicht bedacht hatte: "Je länger ich gewartet habe, desto mehr wurde daran gezweifelt, ob ich es machen würde oder nicht."

Für ihn sei die Sache mittlerweile aber abgehakt und er müsse sie nicht noch mehrfach im Kopf durchspielen, wie er sagt. "Ich weiß einfach, dass ich ihn eher hätte vorbeilassen müssen, und dann hätte ich noch eine Chance gehabt, das Rennen selbst zu gewinnen. Das ist, was ich hätte tun sollen."

Bei Monopoly und McDonald's alles abgehakt

Mit Piastri habe er direkt nach den Interviews gesprochen und sich entschuldigt: "Ich habe gesagt, dass es mir leid tut, wie die Dinge gelaufen sind, wie sein erster Sieg ausfiel. Ich hoffe, er weiß das, aber ich denke schon."

Für den Debütsieger scheint aber alles in Ordnung zu sein: "Wir haben nicht so viel über das Rennen gesprochen", sagt dieser. "Wir waren bei McDonald's und haben Monopoly gespielt, von daher ist alles gut. Zwischen uns herrscht immer noch eine Menge Respekt, und wir wissen, dass das beidseitig der Fall ist. Alles gut."

Piastri selbst sagt, dass es in einer idealen Welt keine Fragezeichen über seinen Sieg geben würde, allerdings sieht er nicht, dass er ihn in irgendeiner Weise nicht verdient hätte, weil er ihm von Norris geschenkt wurde.

"Der letzte Boxenstopp wurde nur so gemacht, weil wir auf eins und zwei lagen und das Team vollständiges Vertrauen hatte, dass wir wieder tauschen würden. Ich fühle daher, dass ich es verdient habe", so der Australier. "Es fühlt sich definitiv nicht so an, als würde es mir geschenkt worden sein oder so.

"Es ist nicht so, dass ich nicht vielleicht doch etwas besser hätte machen können, aber am Ende des Tages habe ich mich am Start des Rennens in eine gute Position gebracht. Und wenn wir zu der Zeit nicht wirklich gekämpft hätten, dann hätten wir auch nicht auf diese Weise den Boxenstopp eingelegt. Ich denke, ich verdiene es", so Piastri.

Piastri versteht Norris: Hätte auch egoistisch gedacht

Dass er am Sonntag auch wirklich gewinnen würde, darauf musste er im Rennen aber lange warten. Immer wieder hatte Piastri am Funk gefragt, wie es denn mit einem Positionswechsel aussehen würde, während McLaren auf der anderen Seite in Form von Renningenieur Will Joseph mit Norris verhandelte.

Dass es am Ende so lange dauerte, bis er von Norris vorbeigelassen wurde, überraschte Piastri laut eigener Aussage nicht: "Er ist ein Rennfahrer, der ein Formel-1-Rennen gewinnen kann. Da ist es nur natürlich, dass er das selbst tun möchte und sich jede Gelegenheit dafür geben möchte."


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"Vielleicht hat es ein wenig länger gedauert als erwartet, aber das müssen wir im Team besprechen", sagt er. Zwar gibt es vor dem Rennen immer ein Briefing, in dem Strategien und Vorgaben besprochen werden, "aber man kann nicht jedes einzelne Szenario durchgehen", so der Australier.

"Und in diesem Fall gab es zugegebenermaßen einige Nuancen, die uns vor dem Rennen in eine noch nie dagewesene Position brachten. Es überrascht mich also überhaupt nicht, dass er die Führung des Rennens behalten wollte. Und ich denke, das ist nur natürlich."

Und am Ende gab Norris die Position ja auch zurück, was Piastri zu schätzen weiß. "Ich denke, es ist einfach, egoistisch zu denken, wenn man ein Rennen anführt. Auch ich hätte egoistisch gedacht", gibt er zu. "Aber wir fahren für McLaren und wissen, dass manche Entscheidungen mit dem Teamgedanken getroffen werden - und am Ende fahren wir für das Team."

Braucht es ganz klare Regeln?

Bei Mercedes gab es zu Zeiten ihrer totalen Dominanz ganz klare Regeln, wie sich beide Fahrer in unterschiedlichen Situationen untereinander zu verhalten haben. Braucht es so etwas mittlerweile auch bei McLaren, jetzt wo das Team wieder mit an der Spitze fährt?

"Ich meine, wir haben so etwas im Grunde ja schon", entgegnet Piastri. "Vielleicht waren wir noch nicht auf eins und zwei, aber wir waren ja schon oft nah beieinander und nah am Podium und so."


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"Aber diese Situation war sehr speziell, und vielleicht hatten wir das im Vorfeld nicht genau besprochen, aber es gibt die Erwartung, dass wir hart, aber fair, gegeneinander fahren und uns nie berühren."

"Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass wir für das Team fahren und versuchen, die Konstrukteursmeisterschaft zu gewinnen."

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