• 22. Juli 2024 · 09:38 Uhr

"Können sich verpissen!": Was Max Verstappen alles auf die Palme brachte

Max Verstappen war in Ungarn am Funk ziemlich ungehalten und auch im Nachhinein noch sauer über die Strategie - Rosberg: "Unter der Gürtellinie"

(Motorsport-Total.com) - Im Englischen würde man sagen: Max Verstappen war beim Formel-1-Rennen in Ungarn am gestrigen Sonntag ein bisschen "salty". Der Niederländer gab sich das ganze Rennen über patzig am Funk, regte sich über viele Umstände und Entscheidungen auf und wirkte einfach mächtig gereizt. Ausbaden musste das wie üblich sein Renningenieur Gianpiero Lambiase.

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Gianpiero Lambiase brauchte am Sonntag eine Menge Geduld Zoom Download

Der kennt natürlich die Macken und Eigenheiten seines Schützlings, und immer wieder wird betont, dass das zwischen den beiden ganz normal sei. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte es mit einem alten Ehepaar verglichen, das sich liebt, aber trotzdem immer mal wieder zofft.

Doch dieses Mal schien es ein bisschen anders zu sein. "Je länger das Wochenende wurde, desto genervter wurde Max", hat Ex-Pilot Nico Rosberg erkannt. "Intern, am Teamradio und auch im Rennen kamen Nachrichten rüber, die fast unter der Gürtellinie waren", urteilt der Deutsche gegenüber Sky.

Verstappen selbst sieht das nicht so: "Ich stimme dem nicht zu", sagt er auf Vorwürfe, dass es zwischen ihm und Lambiase schlimmer war als sonst. "Ich war einfach sauer über heute. Vielleicht hat das Team nicht gemerkt, was sie falsch gemacht haben oder es vielleicht nicht als so schlimm erachtet, aber im Auto hat man andere Gefühle."

Doch was war eigentlich alles passiert, was Verstappen so auf die Palme brachte?

Los ging es bereits am Start, als Verstappen Lando Norris in der Auslaufzone von Kurve 1 überholt hatte und vom Team angewiesen wurde, den Platz zurückzugeben. Verstappen beharrte hingegen darauf, dass er von den beiden McLaren von der Strecke gedrückt wurde. Am Funk spielte sich das so ab:


Lambiase: "Wenn du Lando vorbeilässt, dann in Richtung Kurve 1."
Verstappen: "Warum können sie nicht einfach sagen, was sie denken, und dann entscheiden wir? Das ist Bullshit!"
Lambiase: "Ich empfehle dir, den Platz in Kurve 1 zurückzugeben."
Verstappen: "Okay, von jetzt an kann man also einfach Leute von der Strecke schieben. Du kannst der FIA sagen, dass wir ab jetzt so fahren, wir schieben einfach Leute von der Strecke."

Widerwillig ließ Verstappen den McLaren ziehen. Teamchef Christian Horner sagt im Nachhinein auch, dass Red Bull eher der Meinung war, dass es sich dabei um einen Rennzwischenfall gehandelt habe. "Sie mussten zu dritt in die Kurve fahren und ihnen ging der Platz aus. Unter dem Mantra 'Let them race' war es für uns okay", so der Brite.

"Aber sobald es zu den Kommissaren geht, kommt das Gefühl auf, dass du vermutlich eine Strafe bekommen wirst. Und deswegen haben wir den Platz an Lando zurückgegeben", sagt Horner.

In der Folge steckte Verstappen hinter den beiden McLaren fest und später auch hinter dem Mercedes von Lewis Hamilton, der mittels Undercut am Red-Bull-Piloten vorbeikam. Mit seinem Auto war der dreimalige Weltmeister dabei alles andere als zufrieden, wie er mehrfach am Funk anmerkte:


Verstappen: "Ich kann nicht bremsen, ich kann nicht in Kurven fahren, vorne hinten - alles scheiße!"
Verstappen: "Ich bin bei minus 5 Bremsbalance und dieses Ding lenkt verdammt noch mal nicht ein. Es ist unglaublich."

Doch der Frust entsprang auch der Strategie von Red Bull, die Verstappen relativ spät erst an die Box geholt hatten, während Hamilton auf frischen Reifen so schnell fuhr, dass er nach dem Boxenstopp von Verstappen vor dem Niederländer blieb.


Verstappen: "Es ist ziemlich beeindruckend, wie wir uns haben undercutten lassen. Das hat mein Rennen komplett gefickt."

Mit dieser Funkbotschaft zeigte er schon, was er von der Strategie hält, doch Horner übt sich in einer Erklärung: "Lewis ist mit seinen zwei Sätzen Hard ziemlich früh reingekommen. Wir hatten auch in Erwägung gezogen, so früh reinzukommen, aber zu dem Zeitpunkt fährst du um Rang drei, und mit seinen zwei harten Reifen hatte er die Möglichkeit, sein Rennen so zu mischen."

Die Überlegung von Red Bull war, Verstappen länger draußen zu lassen, um ihm am Ende einen größeren Reifenvorteil gegenüber Hamilton zu bieten. Er sei auf seinen harten Reifen sogar gut an Hamilton rangekommen, "aber leider hing er dann in der Dirty Air fest, als Hamilton angefangen hat, wirklich abzubauen."

"Wären wir an Lewis vorbeigekommen, dann hätten wir am Ende des Rennens vielleicht sogar einen der McLaren angreifen können", behauptet Horner.

Doch das gleiche Spiel passierte beim zweiten Boxenstopp noch einmal - nur diesmal gelang nicht nur Hamilton der Undercut, sondern auch noch Charles Leclerc. Zwar schnappte sich Verstappen den Ferrari-Piloten nach seinem Boxenstopp wieder, doch bei Hamilton war erneut Endstation.

Am Funk hatte Lambiase Verstappen noch angemahnt, daran zu denken, wie er die Reifen sanft einführt. Doch Verstappen legte los wie die Feuerwehr und holte stark auf das Duo vor ihm auf und schnappte sich irgendwann auch Leclerc. Beim nächsten Kommentar seines Renningenieurs platzte Verstappen dann der Kragen.


Lambiase: "Das war eine sanfte Einführung."
Verstappen: "Gib mir jetzt nicht diesen Bullshit. Ihr Jungs habt mir diese beschissene Strategie gegeben, okay? Ich versuche es einfach selbst zu retten. Verdammte Scheiße!"

Was folgte, war eine Viertelstunde komplette Funkstille, obwohl Lambiase Verstappen zuvor immer wieder Anweisungen aufs Ohr gegeben hatte. Danach: Nichts mehr.

Auch nach dem Rennen hatte sich Verstappens Ärger über seine Strategieabteilung noch nicht in Luft aufgelöst. "Ja, vielleicht war die nicht da", lästert er auf die Nachfrage, ob die Abteilung im Urlaub gewesen sei.

Weiter: "Ich verstehe es nicht. Die haben alle Informationen da. Vielleicht muss ich das in mein Auto bauen, dann kann ich das selber machen."


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Laut ihm sei es auch eher die Strategie gewesen, die ihn auf die Palme gebracht habe, weniger das nicht so konkurrenzfähige Auto: "Ich wusste ja schon, dass es mit dem Auto ein schwieriges Rennen werden würde und dass McLaren schwierig zu schlagen sein würde. Aber du musst zumindest Platz drei holen, und das haben wir nicht geschafft", ärgert er sich.

"Ich muss mit dem Team noch einmal über das Warum und das Wie reden", kündigt er an. "Wir haben nicht bemerkt, dass Hinterherfahren heute so schwierig sein würde."

Die 15-minütige Funkstille wurde dann erst von Verstappen wieder beendet - nämlich mit dem nächsten Aufreger aus seiner Sicht. Denn wie Hamilton den Zweikampf gegen ihn geführt hatte, das empfand er als nicht richtig.


Verstappen: "Sollte man nicht eine Autobreite Platz lassen?"
Lambiase: "Wir glauben, du warst am Scheitelpunkt dahinter, Max."
Verstappen: "Okay, whatever."

Nur kurz später kam es dann zur Kollision mit dem Mercedes-Piloten, als Verstappen in Kurve 1 angegriffen hatte, sich dabei verbremste und mit dem Silberpfeil zusammenrauschte. Verstappens Bolide hob ab und landete in der Auslaufzone. Zwar konnte er weiterfahren, verlor dabei aber wieder die Position gegen Leclerc.

Es folgte der nächste Disput mit seinem Ingenieur, als er sich über die Fahrweise von Hamilton beschwerte:


Verstappen: "Er ist beim Anbremsen rübergezogen."
Lambiase: "Ich werde mich nicht auf einen Funkkampf mit den anderen Teams einlassen, Max. Wir lassen die Kommissare ihr Ding machen."
Lambiase: "Am Funk ist das kindisch. Kindisch."

Am Ende fuhr Verstappen als Fünfter über den Zielstrich und ließ sich nach der Zieldurchfahrt noch einmal zu einem sarkastischen Kommentar hinreißen. Denn der Start hing ihm immer noch nach:


Lambiase: "Ich glaube, die Ärzte wollen dich mal anschauen und untersuchen, wenn du aus dem Auto steigst."
Verstappen: "Wir können die Ärzte zu den Kommissaren schicken, und dann können sie mal schauen, ob bei ihnen noch alles okay ist."

Verstappen selbst sieht nach dem Rennen kein Problem in seinen Aussagen und betont auch, dass es für ihn nicht störend ist, wenn er auf diese Weise Dampf ablässt: "Natürlich bin ich verärgert, aber ich war auch früher schon verärgert", winkt er ab.

"Manchmal drückt man einfach den Funkknopf, um seine Meinung zu äußern, und das habe ich heute gemacht", so der Niederländer. "Mich lenkt das nicht ab, wenn ich fahre. Natürlich bin ich sauer, aber dann fokussiert man sich wieder darauf, was man tun muss. Und das ist, das Auto zu fahren."

Für seine Kritiker, die meinen, dass er im Umgang mit Lambiase und seinem Team generell am Sonntag über das Ziel hinausgeschossen sei und dabei auch das Team nicht respektiert habe, hat er noch eine abschließende Botschaft: "Die können sich alles verpissen!" (Original: "They can all fuck off!")

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