• 22. Juli 2024 · 14:15 Uhr

Charles Leclerc: Ferrari ist derzeit nicht siegfähig

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc erklärt, weshalb sein Team in der Formel-1-Saison 2024 aus dem Tritt gekommen ist und was das für die nächsten Rennen bedeutet

(Motorsport-Total.com) - 4,8 Sekunden fehlten Ferrari beim Ungarn-Grand-Prix 2024 auf den letzten Podestplatz, 19,7 Sekunden auf den Sieger. Aber Charles Leclerc meint: "Es lief besser als erwartet."

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Charles Leclerc im Ferrari SF-24 beim Formel-1-Rennen in Ungarn 2024 Zoom Download

Ferrari habe beim vorletzten Rennen vor der Sommerpause eine "ziemlich starke Pace" bewiesen und er habe sich einzig im letzten Stint auf dann gebrauchten Medium-Reifen schwergetan, sagt Leclerc. "Das Rennen insgesamt war also schwierig, aber die Pace war da. Das war gut."

Auch das Dranbleiben habe gut geklappt aus Ferrari-Sicht, "und das, obwohl Dirty-Air hier ein sehr großes Thema ist und den Hinterherfahrenden ziemlich einschränkt. Deshalb hatten wir ein starkes Auto", meint Leclerc. "Aber das allein reicht nicht aus, um mich zufriedenzustellen."

Denn unterm Strich sei Ferrari schlicht zu langsam. "Vor allem im Qualifying fehlt es im Vergleich zu unseren direkten Gegnern an Pace", erklärt Leclerc. "Auf solchen Strecken bezahlen wir dann halt den Preis dafür. Und wenn man unsere Startpositionen [P4 und P6] bedenkt, hätten wir nicht sehr viel mehr erreichen können."

Das also hieße, Ferrari ist derzeit nicht auf Augenhöhe unterwegs mit Red Bull, McLaren und Mercedes. Und so sieht das auch Leclerc, wenn er sagt: "Carlos hatte eine sehr gute Runde im Qualifying. Ich glaube, das entspricht dem aktuellen Abstand. Das könnte streckenspezifisch sein, und es waren hier vier Zehntel. Aber ich glaube nicht, dass noch mehr drin war im Auto."

Bremst Bouncing Ferrari auch in Spa ein?

Deshalb werde das kommende Rennen in Spa-Francorchamps ein "echter Test" für Ferrari. Auf dem knapp sieben Kilometer langen Kurs mit viel Volllast-Anteil "dürften unsere Probleme am sichtbarsten sein. Also warten wir ab, ob es sich dort bestätigt, dass wir noch viel zu tun haben oder ob uns die Updates in Ungarn schon einen Schritt in die richtige Richtung gebracht haben."

Leclerc spricht es bis hierher noch nicht aus, dann aber fällt das entscheidende Wort: Bouncing. Und seit dem Barcelona-Update hat Ferrari dieses Phänomen nicht in den Griff gekriegt. Weil es auch nicht immer gleichmäßig auftritt, wie Leclerc erklärt: "Entweder es ist da oder es ist nicht da. Damit ist es schwierig zu sehen, ob wir hier eine Verbesserung erzielt haben. Vielleicht sieht man sie auch nur viel kürzer."

"Wenn du es aber hast, dann hast du es. Reichen unsere Updates also aus, dass wir es wegkriegen? Da bin ich mir nicht so sicher", sagt Leclerc. "Ich schätze, es kann in Spa wieder zum Thema werden."

Ferrari-Fahrer sehen derzeit keine Siegchance

Abgesehen davon fehle Ferrari "einfach Leistung" beim SF-24. In Zusammenspiel mit dem Bouncing sei so nicht viel zu holen. "Du musst deshalb ja auch noch Kompromisse eingehen [bei der Abstimmung], damit es nicht überall auftritt, und wenn es nur zwei schnelle Kurven sind. Was dann wiederum bedeutet, dass wir nicht alles optimieren können, weil wir noch andere Baustelle haben".

Deshalb sei Ferrari im Moment "eigentlich nicht" siegfähig, sagt Leclerc. Er präzisiert: "Wenn das Auto so bleibt, dann nicht." Darüber könne auch der Monaco-Erfolg vor wenigen Wochen nicht hinwegtäuschen: "Monaco ist ein sehr einzigartiger Kurs. Dort waren wir sehr stark. Das bedeutet aber nicht, dass du überall sonst auch schnell bist. Also nein: Auf dem Papier sind wir nirgendwo die Favoriten."

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Lewis Hamilton im Mercedes vor Charles Leclerc im Ferrari Zoom Download

Für Leclerc-Teamkollege Sainz war es daher "nur eine Frage der Zeit", bis McLaren in der Konstrukteurswertung an Ferrari vorbeizieht. Das ist in Ungarn passiert.

"Wir müssen jetzt wirklich Gas geben. Aber es dürfte etwas Zeit brauchen, bis wir ein Paket haben, mit dem wir es mit McLaren aufnehmen können", sagt Sainz. "Für Spa wird das nichts werden, aber hoffentlich bald nach der Sommerpause. Damit wir die Lücke wieder schließen und selbst wieder vorne mitmischen können."

Sainz kritisiert: Andere entwickeln besser als wir!

Bis dahin sei Ferrari eindeutig im Hintertreffen und womöglich nur vierte Kraft hinter Red Bull, McLaren und auch Mercedes. Speziell der jüngste Aufwärtstrend bei Mercedes bereite ihm Sorgen: "Man muss sehen, wo Mercedes vor acht Rennen war und wo wir waren. Klar ist: Sie haben schneller entwickelt als wir. Jetzt ist es also an der Zeit, dass wir unsere Entwicklungsziele erreichen."

Aber ausgerechnet in dieser Phase verliert Ferrari mit Enrico Cardile seinen Technischen Direktor Chassis an Aston Martin. Doch Teamchef Frederic Vasseur versichert auf Nachfrage: "Für uns ist das kein Drama." Sein Rennstall werde schon "nach der Sommerpause" eine neue technische Aufstellung präsentieren.

Warum Vasseur nicht im Panikmodus ist

Auch das aktuelle Abschneiden verunsichert den Ferrari-Teamchef nicht: "Wir sind ja schon wieder in der Lage, um Podestplätze zu fahren." Es sei "eine Sache von Zehntelsekunden", wer am Ende unter die Top 3 fahre, meint Vasseur bei Sky.

"Wir hoffen auf Strecken, die uns besser liegen. Denn von Strecke zu Strecke kann es anders aussehen: In Silverstone stand Mercedes auf der Poleposition und gewann das Rennen. In Ungarn aber war es die vierte Kraft. Und so wird es weitergehen bis zum Schluss. Wichtig ist deshalb, viele Punkte zu holen, wenn du gerade nicht so gut bist. Das ist uns in Ungarn gelungen."

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