• 22. Juli 2024 · 13:09 Uhr

Andrea Stella: Habe nie daran gezweifelt, dass Lando Norris mitspielt

Andrea Stella war sich sicher, dass Lando Norris seinen ersten Platz abgeben würde und entschied daher auch die Taktik - Für die Diskussionen hat er aber Verständnis

(Motorsport-Total.com) - Am Ende ließ Lando Norris sein Team lange zappeln: Erst drei Runden vor Ende ließ der Brite Teamkollege Oscar Piastri nach rundenlangen Diskussionen doch noch vorbei und bescherte dem Australier seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Teamchef Andrea Stella hatte dabei nie Zweifel, dass Norris die Teamanweisungen ignorieren könnte - sagt er zumindest.

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McLaren-Teamchef Andrea Stella war sich bei Lando Norris ganz sicher Zoom Download

"Ich kenne Lando jetzt lange genug, und ich weiß auch, dass man beim Umgang mit einem Rennfahrer manchmal mit allen Seiten, die in einem Rennfahrer existieren, kommunizieren muss", sagt der Italiener. "Aber ich kenne Lando und sein Inneres gut genug um zu wissen, dass wir einen Rennfahrer und einen Teamplayer haben."

Doch der Rennfahrer in Norris musste eben erst in mühevoller Arbeit davon überzeugt werden, seinen durch einen teamtaktischen Undercut eroberten ersten Platz wieder abzutreten. Gebetsmühlenartig redete sein Renningenieur Will Joseph auf Norris ein und forderte ihn immer wieder auf, langsamer zu machen. "Langsam wird es langweilig", sagte er sogar irgendwann.

Joseph versuchte es mit allen Mitteln. Er appellierte an den Teamgedanken, betonte, dass Norris die Meisterschaft nicht allein gewinnen kann, sagte ihm, dass er schon das Richtige tun wird, und erinnerte ihn auch daran, was man Sonntagvormittag im Teammeeting besprochen habe.

"Niemand von uns, das Team, Lando, Oscar, kann es alleine schaffen", betont Stella nach dem Rennen gegenüber Sky. "Und das ist die Nachricht, die wir am Sonntagmorgen diskutieren. Und bei Rennfahrern muss man diese Nachricht manchmal eben auffrischen", sieht er kein Problem im Verhalten von Norris. "Darum haben wir diese Meetings jeden Sonntag."

"Und wir sind extrem zufrieden damit, wie unsere Fahrer den Weg von McLaren unterstützen. Das ist unglaublich, und diese Botschaft nehme ich heute mit", so der Teamchef.

Stella: Wäre besorgt, wenn Lando freiwillig Platz macht

Dass Norris dem Team dabei aber nur widerwillig half und es lange Zeit so aussah, als würde er den Sieg selbst einfahren wollen, dafür hat Stella Verständnis. Mehr noch: Er erwartet es eigentlich sogar von einem Rennfahrer.

"Ich kenne keinen Rennfahrer, der in Führung liegend gerne sagen würde: 'Klar, warum tauschen wir die Positionen nicht zurück?' Das ist nicht möglich, das ist nicht in der Natur der Fahrer", betont er. "Und ich wäre extrem besorgt, wenn Lando das so sagen würde. Und darum mussten wir noch einmal an unsere Prinzipien erinnern und tun das jeden Sonntagmorgen."

Stella weiß, dass ein Formel-1-Fahrer hart kämpfen muss, vor allem wenn er gegen Max Verstappen oder Lewis Hamilton antritt. "Das demonstriert einfach den Ethos, den Geist eines Rennfahrers", sagt er und glaubt nicht, dass es einen Fahrer geben würde, der nicht so lange mit seinem Renningenieur darüber diskutieren würde.

"Aber ihr könnt mir sicherlich viele sagen, die es nicht vor Runde 70 gemacht hätten."

Haben Norris' Statement verstanden

Zumindest hatte auch Norris Piastri nicht vorbeigelassen, ohne noch einmal ein Statement zu setzen. Zwar sagte er, dass er ihn vorbeilassen würde, wenn der Australier rankommt, doch dazu gab ihm Norris mit seiner Pace keine Chance.

"Ich schätze, dass Lando als Rennfahrer zeigen wollte, dass er heute siegfähig war. Wir wussten aber, dass er siegfähig war, genau wie Oscar es war", sagt Stella. "Ich schätze, dass er ein Statement setzen wollte, und darum hat Will ja auch gesagt: 'Wir verstehen deinen Punkt.' Und wir haben seinen Punkt ja auch verstanden."

"Aber das Wichtige ist, dass er dann gemerkt hat, dass es eine Teamplayer-Rolle gab, die er spielen musste, und das hat er auch getan."

Und das möchte Stella auch noch herausstellen: Trotz aller Diskussionen hat Lando Norris am Ende eingelenkt und das Teamspiel gespielt. "Es wäre unfair, nicht über die Lösung zu reden, oder? Und die ist nach unserer Art Rennen zu fahren passiert."

Stella verteidigt Undercut

Allerdings weiß auch der Teamchef, dass sich McLaren selbst in dieses Dilemma gebracht hat. Hätte man Piastri zuerst zum zweiten Boxenstopp geholt, hätte Norris keinen Undercut machen können und dann wäre die ganze Diskussion nie aufgetreten.

"Wir wussten, dass die Situation eintreten könnte, wenn wir Lando zuerst reinholen, aber wir hätten es nicht getan, wenn wir nicht sicher gewesen wären, dass wir es lösen werden", sagt Stella.

Aus seiner Sicht gab es aber zwei Dinge, die für die gewählte Taktik gesprochen hätten. Zum einen wollte McLaren nicht zu früh reinkommen, um dann am Ende nicht gegen Verstappen zu alte Reifen zu haben, weil der Abbau sehr hoch war. Und zum anderen gibt es aus Stellas Sicht immer das Risiko eines schlechten Stopps.

"Du musst es auf sicher spielen. Willst du erst stoppen, wenn es nur noch drei Sekunden sind? Dann liegt die ganze Verantwortung auf der Boxencrew, und in so einem Rennen wie heute möchte ich nicht, dass die Verantwortung auf die Boxencrew übergeht", so der Teamchef. "Ich übernehme die Verantwortung lieber an der Boxengasse, um Platz eins und zwei zu sichern."

Lieber Verantwortung am Kommandostand

"Ich übernehme lieber den Druck und löse die Dinge zusammen mit dem Fahrer. Wir sind die Leute im Team mit der größten Verantwortung, und ich kümmere mich lieber darum."

Und was passiert, wenn man hinter einem anderen Fahrzeug wieder auf die Strecke kommt, habe man an Verstappen gesehen. "Ich wollte einfach keine Situation beim Boxenstopp haben, wo es ein Problem mit der Mutter oder mit der Ausführung gibt, und wir dann hinter einem Mercedes oder einem Ferrari gelandet wären", betont Stella.


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"Wenn das passiert wäre, dann würden wir jetzt über etwas anderes reden. Ich weiß, dass das für die Medien und für die Leute vor dem Fernseher eine Story wird, aber für uns intern ist es einfach ein Teil, wie wir Rennen fahren", sagt er.

"Und darum investieren wir auch so viel in Kultur, in Werte und in das Mindset. Wenn wir mit Lando, mit Oscar und mit McLaren um die Meisterschaft fahren wollen, dann müssen wir auch in der Lage sein, solche Situationen zu managen."

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