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Frederic Vasseur: Kritik an Ferrari ist "ein bisschen hart"
Warum Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur nach dem Formel-1-Rennwochenende in Spielberg nicht von einem Fehlschlag spricht und was er sich für Silverstone vorstellt
(Motorsport-Total.com) - Ob er erklären könne, weshalb Ferrari der Meinung sei, es bewege sich bei der Entwicklung in die richtige Richtung, wird Teamchef Frederic Vasseur nach dem Österreich-Grand-Prix 2024 in Spielberg gefragt. Antwort: "Die Frage ist ein bisschen hart." Denn eigentlich stehe Ferrari nicht so schlecht da. "Und 'Problem' ist natürlich ein großes Wort", sagt Vasseur.
Er glaubt: Das Ergebnis vom Red-Bull-Ring verzerrt die Realität. "Bei Kurve 3 hatten wir im Qualifying ein Zehntel Vorsprung auf Norris. Wenn es uns also gelingt, diese Runde zu Ende zu bringen, dann sieht die Sache ganz anders aus. Dann heißt es gleich: Ferrari ist zurück und dergleichen."
Der Haken an der Sache ist nur: Ferrari hatte laut F1 Tempo kein Zehntel Vorsprung auf Norris im Qualifying, sondern nur einen Puffer von wenigen Tausendsteln, und das auch nur direkt vor Kurve 3. In der Kurve wiederum verloren die Ferrari-Fahrer fast zwei Zehntel, die sie bis Kurve 4 zwar wettmachten, dort aber schließlich so viel verloren, dass keine Chance mehr bestand gegen Norris im McLaren.
Dennoch findet Vasseur die Kritik an Ferrari überzogen. Denn es sei aktuell niemand fehlerfrei unterwegs. "Selbst wenn du auf die Poleposition fährst und das Rennen gewinnst, hast du trotzdem noch Probleme am Auto. Und wenn du keine Probleme hast, dann stehst du am Anfang vom Ende", sagt Vasseur.
Der Ferrari-Teamchef versichert: "Ein gutes oder schlechtes Ergebnis ändert nicht die Einstellung im Team. Wir hatten gute Wochenenden und waren manchmal schneller als alle anderen. Manchmal waren wir auf dem Niveau von Max [Verstappen], manchmal einen Schritt zurück. So wie jetzt in Österreich. Aber wir haben gut reagiert und waren am Samstagmorgen schon viel besser aufgestellt."
Vasseurs Ferrari-Fazit in Österreich
Überhaupt habe Ferrari in Spielberg gut auf die Gegebenheiten reagiert und nach dem Formel-1-Freitag mit über vier Zehnteln Rückstand im Sprint-Qualifying ein gutes Comeback hingelegt. "Dank umfangreicher Änderungen bis Samstagnachmittag war das Auto dann besser", sagt Vasseur. "Wir haben die Schwächen ein bisschen verschoben von Kurve zu Kurve, aber insgesamt waren wir dabei."
Ferrari sei damit zwar unterm Strich "weit weg" gewesen von Verstappen im Red Bull, aber er könne grundsätzlich "nichts Schlechtes sagen" über die Leistung des SF-24. "Ich hatte nur den Eindruck, wir könnten vielleicht mehr daraus machen", meint Vasseur. Am Ende aber stehen die Plätze drei und elf für Carlos Sainz und Charles Leclerc, der in einen Erstrunden-Zwischenfall verwickelt worden war.
Bouncing? Regelt sich fast von alleine!
Doch auch ohne Berührung in der Startphase zeigten sich die Ferrari-Fahrer nicht restlos zufrieden mit ihren Autos. Vor allem das Bouncing auf den Geraden erwies sich als großes Problem. Doch auch hier gibt sich Vasseur entspannt: "Es war schon am Samstagnachmittag viel besser."
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Außerdem sei das Bouncing möglicherweise eine Begleiterscheinung bei der Einführung neuer Teile. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass man ein, zwei Wochenenden braucht, um sich auf ein Update einzustellen", sagt Vasseur. "So war es ziemlich häufig in den vergangenen zwei Jahren."
"Und jetzt sind die Updates nicht mehr so leistungsstark wie früher. Manchmal ergibt sich daraus ein Defizit beim Tunen des Autos und du brauchst ein paar Wochenenden, um das in den Griff zu kriegen."
Warum Vasseur ganz auf Silverstone setzt
Wird das Rennwochenende in Silverstone also die wahre Nagelprobe für das jüngste Ferrari-Update? "Es wird uns zumindest helfen, ein erstes und ein zweites Freies Training zu haben", sagt Vasseur. "Und sollte das Wetter passen, dann können wir alles auf den Prüfstand stellen."
"Wir haben ein paar Ideen in der Hinterhand. Später folgen ein paar Updates, mit denen wir weiter pushen werden."
Den Vorwurf, andere Teams machen generell mehr aus ihren Neuteilen, will Vasseur so aber nicht stehen lassen, vor allem nicht im Vergleich zu McLaren: "Was man von außen sieht, ist die Außenhaut des Fahrzeugs. Das sind die Aerodynamik-Teile. Aber nur weil McLaren keine Aero-Teile hatte, heißt das nicht, dass es keine Weiterentwicklung betrieben hat."