Startkollision und keine Pace: Leclerc rätselt über Ferraris letztes Update
Charles Leclerc ging beim Großen Preis von Österreich der Formel 1 mit Platz elf leer aus: Ist Ferraris neustes Update ein Flop?
(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Österreich war für Charles Leclerc nach der ersten Kurve praktisch gelaufen. Nach einer Startkollision musste der Ferrari-Pilot nach der ersten Runde an die Box und seinen Frontflügel wechseln und hätte dann schon auf ein Safety-Car hoffen müssen, um wieder in das Rennen um die Spitzenplätze katapultiert zu werden. Doch das erhoffte Glück blieb aus.
"Ich bin sehr froh, dass das Rennen zu Ende ist", sagt der Monegasse enttäuscht nach dem Grand Prix in den Interviews. Zunächst erwischte Leclerc keinen perfekten Start und fand sich vor Kurve eins im Sandwich von Oscar Piastri und Sergio Perez wider, wo Leclerc den Kürzeren zog und sich die linke Frontflügelendplatte am Hinterreifen des McLaren abfuhr.
"Ich habe versucht, einen Rückzieher zu machen, aber ich glaube Checo [Perez] war da etwas zu optimistisch", analysiert Leclerc. "Denn hier geht es in Kurve eins nie gut aus, wenn man versucht, zu dritt da rein zu fahren. Oscar hat es nicht gesehen, Checo war auf meiner Innenseite und ich war nur Beifahrer. Also habe ich versucht, die Situation so gut wie möglich zu meistern, aber es war unmöglich."
Rennpace: Leclerc fast eine Sekunde langsamer als Verstappen
Am Ende kam Leclerc auf Rang elf ins Ziel mit einem Rückstand von 67 Sekunden auf Rennsieger George Russell. Der frühe Boxenstopp mit einem Frontflügelwechsel brachte Leclerc jedoch nur in einen Rückstand von etwa 40 Sekunden auf die Spitze, somit scheint auch das restliche Rennen nach Kurve eins nicht optimal gewesen zu sein.
Beim Blick auf die strategiebereinigte Rennpace mittels der Daten des Technologieunternehmens PACETEQ, war im Schnitt Max Verstappen der schnellste Mann im Rennen. Leclerc büßte durchschnittlich 0,78 Sekunden pro Runde ein, Teamkollege Carlos Sainz immerhin nur vier Zehntel. Was erklärt also die schwache Rennpace am Ferrari mit der Nummer 16?
"Zunächst einmal haben wir durch den Frontflügelwechsel am Anfang viel verloren, und dann hatten wir einen ganzen Stint hinter Lando, in dem ich nicht überholen konnte, weil ich sonst blaue Flaggen bekommen hätte und ihn wieder ziehen lassen musste", ärgert sich Leclerc. "Beides machte es also sehr schwierig, wenn wir das Tempo machen mussten."
"Als wir die Pace nutzen mussten, um zurückzukommen, steckten wir hinter Lando fest, und ansonsten hatte ich einfach zu kämpfen. Erstens sind wir nicht konkurrenzfähig genug. Und zweitens war unser Rennen nach der ersten Kurve offensichtlich stark beeinträchtigt."
Was ist mit Ferraris Barcelona-Update?
Zudem scheint Ferrari auch strategisch keinen roten Faden gefunden zu haben. Leclerc wechselte in Runde eins auf seinen einzig verfügbaren harten Reifen für das Rennen, kam jedoch nur 15 Runden später schon wieder in die Box. Es folgten daraufhin drei weitere Stints auf dem Medium-Reifen. Wenn man die Rennpace des Ferraris bedenkt, hätte ein sechster Platz vor Nico Hülkenberg trotz der Startkollision drin sein können.
Nach dem Rennen überwiegt dennoch der Frust über die schwindende Ferrari-Performance in den letzten Rennen, trotz des vorgezogenen Barcelona-Updates, was ursprünglich eigentlich für Silverstone geplant war. Die Pace von McLaren kann Ferrari nun schon länger nicht mehr mitgehen, wobei nun auch Mercedes an der Scuderia vorbeigezogen zu sein scheint.
Laut Leclerc zeigen die Daten, dass das neue Ferrari-Paket "wie erwartet" funktioniert, doch dies hat zu "anderen Einschränkungen geführt, mit denen wir uns jetzt befassen müssen, weil wir seither ein wenig zu kämpfen haben". Besonders in den schnellen Kurven scheint der Ferrari instabiler zu sein als vorher, da das Bouncing wohl zurückgekommen ist.
Ist Ferrari erst nach der Sommerpause wieder konkurrenzfähig?
"In der Formel 1 gibt es nur sehr wenige Zufälle, vor allem, wenn es zwei Wochenenden hintereinander sind", antwortet Leclerc auf die Frage, ob das Update oder die Streckencharakteristiken schuld an der schwindenden Ferrari-Pace sind.
"Wir müssen uns das also ansehen und analysieren. Aber die Zahlen, die wir sehen, bedeuten, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir haben das Auto heute auf völlig entgegengesetzte Weise konfiguriert. Ich denke, wir können aus den beiden Konfigurationen eine Menge lernen. Bei mir hat es sich nicht so gut angefühlt. Aber wir werden uns das anschauen und vergleichen und hoffentlich daran wachsen und uns verbessern."
Vom Layout machen die kommenden Strecken nur wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung. Bei den kommenden vier Veranstaltungen in Großbritannien, Ungarn, Belgien und der Niederlande werden die schnellen und mittelschnellen Kurven wie in Spanien und Österreich im Vordergrund stehen. Möglicherweise schlägt Ferrari also erst in den Rennen in Italien, Aserbaidschan und Singapur danach zurück, wo es wieder vermehrt langsame Kurven gibt.