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Wie George Russell sein Startmanöver geplant hat
Mercedes-Fahrer George Russell verrät: Wie er sich auf den Start zum Spanien-Grand-Prix vorbereitet hat und warum sein Manöver ein "kalkuliertes Risiko" war
(Motorsport-Total.com) - Von vier auf eins nach knapp 600 Metern: George Russell war die große Überraschung beim Start zum Spanien-Grand-Prix 2024 in Barcelona. Einzig für ihn selbst kam das spektakuläre Manöver in der ersten Kurve nicht überraschend. Denn Russell hatte diesen Coup lange im Voraus geplant.
© Motorsport Images
Die Startphase in Spanien 2024: George Russell (rechts) zieht an Norris und Verstappen vorbei Zoom Download
"Ich hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag davon geträumt, wie ich es machen würde", sagt der Mercedes-Fahrer. "Ich hatte die Wettervorhersage gesehen und wusste, es würde Gegenwind geben vor Kurve 1. Das bedeutete, ich würde wirklich spät in die Kurve hineinbremsen können."
Außerdem erinnerte er sich Russell an einen Präzedenzfall aus der Vergangenheit: "Ich war noch im Kart unterwegs, als ich 2011 sah, wie Fernando [Alonso] von P4 kommend in Führung gegangen ist. Ich wusste also: Es ist möglich", meint Russell.
Er selbst spricht von einem "kalkulierten Risiko", es außenrum in Kurve 1 zu probieren. Allerdings hatte Russell unmittelbar vor dem Rennstart eine "Generalprobe" in aller Öffentlichkeit abgehalten: insgesamt vier Installationsrunden.
"Dabei habe ich [vor Kurve 1] jeweils so spät wie möglich gebremst", erklärt Russell. "Ich wusste also, wo das Limit war. Ich wusste auch, wie stark der Wind war. Und damit wusste ich, was mit dem Auto möglich sein würde. Es dann durchzuziehen, war sehr befriedigend."
Russells Führung hält nicht lange: Verstappen überholt
Doch die Führung hielt nicht lange: Schon zu Beginn der dritten Runde stürmte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen eingangs Kurve 1 an Mercedes-Fahrer Russell vorbei. Sich dagegen wehren? "Das wäre nicht sinnvoll gewesen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Zumal der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Verstappen und Russell auch dank DRS "gewaltig" gewesen sei.
Und so richtete sich Russell auf Platz zwei hinter Verstappen ein. Dann aber liefen "ein paar Kleinigkeiten gegen mich", so beschreibt es Russell. Er verweist auf seinen ersten Boxenstopp in Runde 15, der "langsam" gewesen sei. In der Tat kommt Russell hier auf eine Boxenzeit von 25 Sekunden. Teamkollege Lewis Hamilton war eine Runde später schon nach 21,8 Sekunden wieder unterwegs.
"Das hat uns für den Mittelstint ins Hintertreffen gebracht", sagt Russell. Er habe deshalb "ein bisschen Druck bekommen" und schließlich im Zweikampf mit McLaren-Mann Lando Norris "viel Zeit verloren".
Warum Russell Hard bekommen hat, Hamilton aber nicht
"Ziemlicher Mist" sei aus seiner Sicht aber vor allem der zweite Boxenstopp in Runde 36 gewesen, mit dem Wechsel von Medium auf Hard für den letzten Stint. Auch Teamchef Wolff spricht beim ORF rückblickend von einem "Fehler" und erklärt: "Wir dachten, dass der weiche Reifen einfach nicht geht, und dass der [harte] der bessere Reifen ist."
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Und eigentlich, so ergänzt Wolff bei Sky, habe Mercedes auch Hamilton auf Hard setzen wollen. "Aber als wir bei George gewechselt hatten, erkannten wir: Das geht nicht gut. Und Lewis ist dann immer schneller geworden. Da haben wir gesagt, wenn er noch zwei Runden durchhält, gehen wir auf Soft. Lewis konnte seinen Stint dann tatsächlich ausdehnen und war rückblickend der Profiteur."
Denn Hamilton kam erst in Runde 43 zu seinem zweiten Stopp in die Mercedes-Box und hatte in der Schlussphase im Rennen die besseren Reifen. In Runde 48 tauchte er erstmals hinter Russell im DRS-Fenster auf, in Runde 52 war er vorbei und neuer Dritter hinter Verstappen und Norris.
Mercedes fürchtete einen Ferrari-Undercut
Deshalb hadert Wolff mit der Reifenentscheidung bei Russell: "Damit haben wir quasi den Stint und das Ergebnis für ihn benachteiligt." Allerdings mit guten Absichten: Mercedes habe sich gegen einen möglichen Undercut-Versuch durch Ferrari-Fahrer Charles Leclerc wappnen wollen und den Russell-Stopp auch deshalb so früh angesetzt.
"Unser Nachteil war: Wir hatten keine frischen Reifen mehr. Das hätte uns sonst vielleicht noch zwei weitere Runden gegeben", meint Wolff.
Leclerc scheitert gegen Russell kurz vor Schluss
So kam Russell bei Rennende mit dann gebrauchten Hard-Reifen nochmals in Bedrängnis: Leclerc befand sich ab der vorletzten Runde im DRS-Fenster hinter dem Mercedes auf Platz vier.
"Unser Planer ist schon hin- und hergesprungen, dass wir den Platz verlieren, wieder gewinnen oder halten können", sagt Wolff. "Aber was George kann, das ist Verteidigen. Da ist er richtig gut. Wir wussten also: Wenn es um eine Runde geht und wir volle Batterie haben, dann wird sich das ausgehen. Aber wirklich gewusst haben wir es natürlich erst am Ende." Und Russell kam vor Leclerc über die Linie.
Wie Russell auf P4 hinter Hamilton reagiert
Der Viertplatzierte zeigt Verständnis für die Mercedes-Strategie im Rennen: "Als Team mussten wir das Risiko reduzieren. Es ist uns gelungen, P3 und P4 abzusichern, und das hatten wir uns vorgenommen."
Es sei aber "natürlich enttäuschend" gewesen, nach dem herausragenden Start am Ende "nicht auf dem Podium zu stehen", räumt Russell ein. "Ich hatte ja aber in der Woche davor an der Siegerehrung teilgenommen und Lewis war [in Spanien] gut unterwegs. Wir nehmen also das Positive mit: Die jüngsten Rennen verliefen wirklich vielversprechend."