Alpine fragt sich: Warum geht es denn auf einmal?
Wie sich Pierre Gasly und Esteban Ocon die Leistungssteigerung von Alpine beim Formel-1-Rennen in Spanien erklären und ob daraus jetzt ein Trend wird
(Motorsport-Total.com) - Schon zum dritten Mal in Folge in der Formel-1-Saison 2024 hat Alpine bei einem Grand Prix Punkte mitgenommen, und das nach einem "sehr starken Qualifying [und] einem starken Rennen", wie Pierre Gasly betont. Aber woher kommt der plötzliche Aufschwung des Teams, das als klares Schlusslicht ins Jahr gegangen war?
Das weiß Gasly nach dem Spanien-Grand-Prix 2024 in Barcelona bisher nicht zu sagen. Er tippt auf ein streckenspezifisches Phänomen und meint: Alpine müsse erst noch "verstehen, warum diese Strecke dem Paket viel besser zu liegen scheint als die anderen Rennstrecken". Außerdem wolle er mit dem Team herausarbeiten, ob sich diese Leistung in den kommenden Rennen wiederholen lasse.
Barcelona habe aus seiner Sicht aber "definitiv" gezeigt: "Unter bestimmten Umständen und Bedingungen haben wir ein gewisses Potenzial. Ich verstehe nur nicht, warum dieses Potenzial andernorts nicht vorhanden war."
Alpine brauche also auch Konstanz bei seinen Formel-1-Ergebnissen, sagt Gasly. Andererseits habe das Team zuletzt so etwas wie Konstanz bewiesen, indem es seit Monaco in jedem Grand Prix gepunktet habe. "Und in Spanien waren wir einfach nur schneller als unsere [direkten] Gegner. Das sind gute Neuigkeiten, aber wir brauchen trotzdem noch ein paar Antworten", meint Gasly.
Laut Esteban Ocon, der den Spanien-Grand-Prix hinter Gasly auf Platz zehn beendet hat, gibt es zumindest "ein paar Hinweise" darauf, warum die Alpine-Leistung besser war als gedacht. "Denn um ehrlich zu sein: Das kam ziemlich unerwartet. Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir das nachvollziehen können. Und wenn es in den nächsten Rennen wieder funktioniert, dann sollten wir die Antwort haben."
Warum Ocon von Schadensbegrenzung spricht
Was aber nicht heißen soll, dass in Barcelona alles nach Wunsch gelaufen ist für Alpine. Vor allem Ocon beschwert sich lautstark über den A524 und dessen Fahrverhalten. Er sei von Startplatz acht kommend "nur zurückgefallen" und sein Auto sei "unheimlich schwierig zu fahren" gewesen. "Wir sind viel gerutscht und hatten viel Übersteuern", meint Ocon.
Mit einer solchen "Mängelliste" noch in die Punkte zu fahren, das sei andererseits eine gute "Schadensbegrenzung", so formuliert es der Alpine-Mann. "Früher in diesem Jahr wären wir damit Letzter geworden und hätten eben keine Punkte geholt. Insofern war es ein sehr positiver Tag für uns."
Das sieht auch Gasly so und verweist auf ein Duell mit McLaren-Fahrer Oscar Piastri, der direkt hinter den beiden Alpine losgefahren war. "Über einige Runden konnten wir mit ihm kämpfen und hatten selbst am Ende noch ein paar Körnchen übrig. Das ist gut."
Absprache zwischen Ocon und Piastri
Ocon wiederum hat sich nicht auf Piastri konzentriert. "Ich hatte ihm [schon vor dem Start] gesagt, ich lasse ihn sowieso ziehen, weil er schneller sein würde als wir. Ich sagte: 'Mach keine Dummheiten am Start, ich lasse dich fahren.' Das war nämlich nicht unser Kampf."
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Stattdessen gingen die Alpine auf Tuchfühlung mit Sergio Perez im zweiten Red Bull, der nach 66 Rennrunden nur 2,5 Sekunden vor Gasly die Ziellinie kreuzte. Das hat Ocon überrascht: "Vielleicht müssen wir überdenken, gegen wen wir eigentlich kämpfen."
Warum Ocon nicht mithalten konnte
Er selbst lag bei Rennende nicht mehr in Schlagdistanz, sondern 9,8 Sekunden hinter Teamkollege Gasly zurück. Erklären kann sich das Ocon bislang nicht.
Aber: Alpine hat eine Spur. "Bei Rennende hat das Team einen Abtriebsverlust festgestellt. Anscheinend gab es einige Schäden", sagt Ocon. "Wir müssen schauen, ob ich Trümmerteile aufgesammelt habe oder nicht. Eine Berührung gab es nämlich nicht. Es war ja ein so ruhiges Rennen ohne Zweikämpfe."
"Und um ehrlich zu sein, fühlte es sich nie gut an. Ich weiß also nicht, wann es genau war, aber es gab eindeutig etwas, das in diesem Rennen für uns nicht richtig gelaufen ist."
Gasly erkennt Aufbruchstimmung bei Alpine
Gasly wiederum spricht vom "besten Rennen des Jahres" für Alpine und zeigt sich "sehr zufrieden mit dem Team und der Richtung, in die es geht".
Optimistisch stimmt ihn auch die Zusammenarbeit mit Ex-Teamchef Flavio Briatore, der nun als Alpine-Berater dabei ist. "Wir sind beide sehr ehrgeizig", sagt Gasly. "Wir wollen beide, dass das Team um Spitzenplätze kämpft, und wir sind beide sehr motiviert. Ich bin also gespannt."