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"Horror-Wochenende" für Sergio Perez: Q1-Aus, Unfall, Startplatz-Strafe
Red Bull erhöht den Druck auf Sergio Perez nach einem Fahrfehler im Kanada-Grand-Prix 2024 und fordert eine Steigerung ab dem nächsten Formel-1-Rennen
(Motorsport-Total.com) - Es sei ein "schwieriges Wochenende" gewesen. Das sagt Sergio Perez kleinlaut nach dem Kanada-Grand-Prix 2024 in Montreal, den er nach einem Fahrfehler im Rennen nicht beendete. Er blieb damit zum zweiten Mal in Folge ohne Punkte in der aktuellen Formel-1-Saison.
© Motorsport Images
Sergio Perez mit nachdenklicher Miene im Formel-1-Fahrerlager 2024 Zoom Download
Den Ausfall aber nimmt Perez voll auf seine Kappe: "Mir unterlief ein Fehler vor Kurve 6. Das ist eine schwierige Stelle, an der viele Fahrer Fehler gemacht haben. Leider war ich einer davon."
Es sei ihm in Runde 52 "nicht gelungen, das Auto unter Kontrolle zu halten, nachdem ich dort eine nasse Stelle berührt hatte", erklärt Perez. Es sei "komplett nass" gewesen und er habe daher keinerlei Bremswirkung gespürt. "Das war unglücklich, aber mein Fehler", sagt Perez.
Und es war nur die "Krönung" dessen, was der Red-Bull-Fahrer über drei Tage hinweg in Kanada erlebt hat. Denn auf das verpatzte Qualifying mit Q1-Aus folgte eine Berührung mit Alpine-Mann Pierre Gasly im Rennen und schließlich der Ausfall samt Einschlag in die Banden. Oder wie es Teamchef Christian Horner formuliert: "Sergio hatte ein Horror-Wochenende."
Noch hat Red Bull genug Polster, aber ...
Positiv aus Teamsicht sei einzig, dass Ferrari ein "schlechtes Wochenende ohne Punkte" gehabt habe. "Deshalb sind wir davongekommen", meint Horner. "Aber wir brauchen beide Autos in den Punkten. Ab Barcelona muss Checo wieder so in Form sein wie zu Saisonbeginn."
Da hatte Perez reihenweise solide Ergebnisse abgeliefert: Die ersten sechs Rennwochenenden sahen ihn ständig in den Top 5 auftauchen in den Grands Prix. Die zurückliegenden drei Veranstaltungen aber ergaben in Summe nur vier WM-Punkte für den Mexikaner.
Teamkollege Max Verstappen aber relativiert zumindest Perez' Abschneiden in Kanada: Der wahre "Schaden" sei "schon am Samstag entstanden", so der WM-Spitzenreiter. "Wenn du von hinten losfahren musst, ist es bei solchen Bedingungen sehr schwierig. Mir war also klar, ich musste gut punkten, damit die anderen Teams nicht zu sehr aufholen."
Verstappen wird zum "Einzelkämpfer" für Red Bull
Und genau hier liegt für Formel-1-Experte Timo Glock das große Problem. Denn Verstappen sei bei Red Bull zu sehr "Einzelkämpfer", erklärt er bei Sky. Und: "Das geht sich in meinen Augen über die lange Saison nicht aus."
"Sergio Perez muss sehen, dass er die Kurve kriegt und wieder für Red Bull da ist und Punkte mitnimmt, dass man den Vorsprung gegenüber McLaren und auch den anderen Teams halten kann", meint Glock. Und das sei "keine einfache Situation" für Perez, der nun "Druck" habe und "abliefern muss".
Warum Perez an ein Form-Comeback glaubt
Perez selbst flüchtet sich nach dem Kanada-Grand-Prix in Durchhalteparolen, will sich "sammeln" und dann "konzentriert weitermachen". Denn die Formel-1-Saison 2024 sei "noch lang", so der Mexikaner.
"Noch vor zwei Rennen waren wir in Form. Und ich kann zweifelsohne wieder auf dieses Niveau zurückkehren. Ich brauche einfach wieder ein normales Wochenende."
"Pace und Vertrauen" seien vorhanden bei ihm, betont Perez. Es gehe für ihn jetzt nur darum, sämtliche Pannen in Montreal zu analysieren und sicherzustellen, alsbald "gut zurückzuschlagen. Denn es kommen ein paar gute Strecken [für unser Auto] und hoffentlich sind wir dann gut in Form, um Punkte zu holen."
Allerdings sei 2024 nicht 2023: Die Red-Bull-Dominanz des Vorjahres gibt es in diesem Jahr nicht mehr. Oder wie es Perez ausdrückt: "Es geht dieses Jahr enger zu. Die anderen [Teams] rücken uns näher auf die Pelle. Wir müssen also alles auf den Punkt bringen, denn in Barcelona und für den Rest der Saison dürfte es eng zugehen."
Horners Hausaufgaben für Perez
Deshalb sagt Red-Bull-Teamchef Horner nach Montreal: "In Barcelona muss sich Checo steigern. Er muss Kanada vergessen und zurückschlagen."
"Er hat Probleme, wenn sich das Auto nicht gut verhält. Dann hat er mehr Schwierigkeiten, sich anzupassen. Er braucht womöglich länger. Und wenn du freitags nicht fahren kannst, bist du da einfach im Nachteil. Das werden wir uns zusammen anschauen. Als Team müssen wir einiges mit ihm durchgehen, um ihn für Europa wieder ins [richtige] Fenster zu kriegen."
Doch Horner gibt sich zuversichtlich: Die Erfahrung zeige, dass Perez sich fangen könne, "wenn er in den Seilen hängt", so Horner. "Checo ist ein harter Racer und ein harter Kerl. Es tut ihm am meisten weh. Er wird fest entschlossen sein, seine Form zu beweisen, so wie in den ersten vier Rennen des Jahres."
"Er weiß, was auf dem Spiel steht. Er muss in Topform agieren, weil uns in der Konstrukteurswertung gleich drei Teams auf den Fersen sind. Da müssen wir auf allen Zylindern laufen. Und wir wissen, dass er das schaffen kann."
Strafe für Fahrer und Team nach Unfall in Kanada
Doch die Aufgabe für Perez in Barcelona wird durch die Ereignisse in Kanada nicht einfacher: Die Sportkommissare verhängten eine Startplatz-Strafe gegen den Red-Bull-Fahrer und eine Geldstrafe gegen das Team. Der Grund: Perez war nach dem Abflug bei Kurve 6 mit kaputtem Auto weitergefahren, auf Anweisung des Teams.
In der Urteilsbegründung heißt es: "Das Auto war erheblich beschädigt und verlor einige Kohlefaser-Teile auf dem Weg zurück in die Box, [weil] das Team so eine Safety-Car-Situation vermeiden wollte." Deshalb sei einerseits eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro erforderlich, so die Sportkommissare.
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Die Rückversetzung um drei Positionen in der Startaufstellung zum Spanien-Grand-Prix sei ebenso "notwendig aufgrund der [potenziellen Gefahr], die durch den Zwischenfall ausging", erklären die Sportkommissare. "Das passt so auch zu entsprechenden Präzedenzfällen."
Erst der neue Red-Bull-Vertrag, und jetzt das!
Aber wie passt das zur erst kürzlich erfolgten Vertragsverlängerung von Perez bei Red Bull über gleich zwei Jahre? Das fragt sich nun auch Sky-Experte Glock und meint: "Es ist ein gefährlicher Schritt."
"Man hat es an diesem Wochenende gesehen: Sergio Perez fliegt im Q1 raus, Max Verstappen ist als Einzelkämpfer vorne und eine Sekunde schneller als sein Teamkollege. Die Topteams um ihn herum haben immer zwei Fahrer, die oben reinfahren können. Das ist ein Risiko, wenn man in der Fahrerwahl auf Sergio Perez setzt."
Andererseits sei das Festhalten an Perez vor allem "ein Zeichen" seitens Red Bull, weiterhin voll auf Verstappen zu bauen. "Man will keine Unruhe ins Team bringen", meint Glock. "Man weiß, was man mit Sergio Perez hat. Dann gab es wahrscheinlich in der Analyse, die man intern betrieben hat, keinen Nachfolger. Obwohl man rein von den Zahlen gedacht hätte, man tauscht ihn aus."