Fans auf der Strecke: FIA fordert Änderungen und droht mit Geldstrafe

Weil beim Kanada-Grand-Prix 2024 in Montreal vor Rennende Formel-1-Fans auf die Fahrbahn gelangt sind, müssen sich die Veranstalter vor der FIA verantworten

(Motorsport-Total.com) - "Eine große Gruppe an Zuschauern hat die Sicherheitsmaßnahmen überwunden und ist an mehreren Stellen auf die Rennstrecke gelangt, als das Rennen noch nicht zu Ende war und sich noch Autos auf der Strecke befunden haben." So fassen die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA) die Situation bei Rennende in Kanada 2024 zusammen. Nun stehen die Veranstalter in der Pflicht.

Fans auf der Strecke in Montreal nach dem Kanada-Grand-Prix 2024

Denn der Octane Racing Group, dem örtlichen Promoter des Formel-1-Rennens in Montreal, wird ein Verstoß gegen Artikel 12.2.1.h des Internationalen Sportkodex vorgeworfen. Darin ist ein "unsicheres Vorgehen oder das Versagen dabei, geeignete Maßnahmen zu ergreifen" beschrieben, was eine "unsichere Situation" ergeben könne. Und eine eben solche Situation ist in Kanada eingetreten.

Die Sportkommissare werfen den Veranstaltern vor, nicht gut genug vorbereitet gewesen zu sein. Durch die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen vor Ort am Circuit Gilles Villeneuve sei eine Gefahr für Zuschauer und Fahrer entstanden, und das habe der lokale Promoter in seiner Anhörung sogar eingeräumt: Die Sicherheitsmaßnahmen hätten "ihr Ziel verfehlt". Das sei "nicht akzeptabel", so heißt es im Protokoll.

Veranstalter muss Maßnahmenkatalog vorlegen

Mildernde Umstände lassen die Sportkommissare jedoch gelten, weil der Veranstalter sofort eine Untersuchung angekündigt und Besserung versprochen hat für den nächstjährigen Kanada-Grand-Prix. Die FIA belässt es aber nicht bei einer mündlichen Zusage: Bis 30. September muss die Octane Racing Group einen Maßnahmenkatalog aufstellen und dem Weltverband zur Durchsicht vorlegen.

Ein ähnliches Vorgehen hatte die FIA schon vor einem Jahr beim Australien-Grand-Prix in Melbourne angeordnet: Damals waren ebenfalls vor Rennende Zuschauer auf die Strecke gelangt und hatten sich dabei sogar dem liegengebliebenen Fahrzeug von Nico Hülkenberg genähert. Daraufhin verbot die FIA für 2024 die Öffnung der Rennstrecke in Melbourne komplett.

FIA droht mit "erheblicher Geldstrafe"

Ob dergleichen auch für Kanada 2025 passieren könnte, ist noch unklar. Die FIA behält sich vor, die Vorschläge des örtlichen Promoters auf ihre Tauglichkeit zu prüfen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen anzusetzen. "Denn so etwas darf sich nicht wiederholen", betonen die Sportkommissare. Sie schreiben auch: "Bei einer Wiederholung wird eine erhebliche Geldstrafe verhängt."

Der scharfe Ton im Bericht der Sportkommissare kommt nicht von ungefähr: In der Vergangenheit hatten sich in Montreal bereits vergleichbare Vorfälle ereignet, weshalb sich die FIA nun zum Handeln gezwungen sah.

Weitere Mängel in Montreal sorgen für Ärger

Doch die Zuschauer-Situation bei Rennende ist nur ein Punkt von vielen, den FIA und Formel-1-Teams beim diesjährigen Kanada-Grand-Prix in Montreal monierten. Die Beschwerdeliste nach dem Rennen ist lang und betrifft unter anderem mangelhafte Kommunikation zwischen Streckenbetreibern und Polizei, weshalb Teammitglieder und Besucher stundenlang ohne Zugang zur Strecke festhingen.

Video wird geladen…

Weitere Formel-1-Videos

Das anhaltende Schlechtwetter hat ebenfalls für Ärger gesorgt: Teilweise überflutete der Regen Hospitality-Anlagen im Formel-1-Fahrerlager und verwandelte VIP-Parkplätze in Matschlandschaften. Außerdem erwiesen sich einige Kommentatoren-Boxen im neuen Boxengebäude als nicht wasserdicht, was Schäden an technischer Ausrüstung einiger TV-Sender nach sich gezogen hat.

Zwar ohne Verantwortung der örtlichen Promoter, aber im Veranstaltungspaket in Montreal enthalten war ein Konzert von "Pitbull", das jedoch kurzfristig abgesagt wurde: Der Rapper schaffte es nach technischen Problemen mit seinem Flugzeug nicht rechtzeitig zu seinem Auftritt. Auch das sorgte für Unmut bei den Fans.

Formel 1 fordert Verbesserungen ein

Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali hat sich bereits bei Teams und Besuchern für die weiteren Mängel entschuldigt und fordert nun Verbesserungen seitens der Veranstalter ein. Denn Montreal ist mit einem langfristigen Formel-1-Vertrag ausgestattet und noch bis 2031 im Kalender gesetzt.

Und die neuerlichen Probleme beim Kanada-Grand-Prix sind nur weitere Punkte auf einer langen Liste an Formel-1-Wünschen: Die Rennserie will den Grand Prix mit dem Rennen in Miami koppeln, um eine zusätzliche Nordamerika-Reise zu vermeiden. Außerdem sollen in Montreal das Fahrerlager ausgebaut und die örtliche Infrastruktur erweitert werden, unter anderem um permanente Toiletten und überdachte Tribünen.

Warum es das nicht schon gibt? Weil der semi-permanente Circuit Gilles Villeneuve in Montreal auf der künstlichen Notre-Dame-Insel inmitten des Sankt-Lorenz-Stroms liegt und nicht als Formel-1-Austragungsort geplant war: Sie entstand beim Bau der örtlichen U-Bahn, war dann Schauplatz für die Weltausstellung 1967 und Wasser-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen 1976. Die Formel 1 kam 1978 erstmals nach Montreal.