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Tausendstelkrimi in Montreal: Wo hat Max Verstappen die Pole verloren?
Max Verstappen hätte im Qualifying von Montreal nur eine Tausendstel schneller sein müssen, um auf Pole zu stehen, doch auch mit P2 kann er sehr gut leben
(Motorsport-Total.com) - So etwas hat es seit dem Saisonfinale 1997 nicht mehr gegeben: Zeitgleich fuhren George Russell und Max Verstappen beim Qualifying zum Formel-1-Rennen in Kanada 2024 (das Rennen live im Ticker verfolgen) über den Zielstrich, sodass am Ende entscheiden musste, wer die Bestzeit früher gefahren war. Das war in dem Fall Russell.
Verstappen, der vor Monaco jede Pole in dieser Saison geholt hatte, musste sich hingegen mit Platz zwei hinter dem Mercedes-Piloten begnügen. Das nimmt der Niederländer angesichts der bisherigen Probleme an diesem Wochenende aber gerne mit - von Ärger, dass es nicht mit der achten Saisonpole geklappt hat, keine Spur.
"Es ist natürlich großartig, wenn man die gleiche Rundenzeit fährt, aber wenn man sich ihre reine Pace betrachtet, dann nehme ich den zweiten Platz gerne", sagt der Weltmeister. Denn im dritten Training hatte Mercedes sein Potenzial bereits angedeutet - und in den ersten Qualifying-Abschnitten dann unterstrichen.
Verstappen hatte in Q2 hingegen Schwierigkeiten und kam als Achter nicht gerade souverän in den letzten Abschnitt - anderthalb Zehntel langsamer und er wäre so wie Ferrari hängengeblieben. Der Rückstand auf Russell betrug da mehr als acht Zehntelsekunden.
"Als ich nach Q2 ihre Rundenzeit gesehen habe, dachte ich: Keine Chance, dass ich sowas bewerkstelligen kann", sagt Verstappen. Doch Mercedes konnte seine Performance in Q3 nicht ganz halten. Statt 1:11.742 wie zuvor konnte Russell im ersten Versuch "nur" noch eine Zeit von genau 1:12.000 Minuten hinlegen.
Marko: Aufwärmrunde zu schnell
Verstappen hingegen steigerte sich im ersten Q3-Versuch von 1:12.549 auf 1:12.358 Minuten und kratzte im zweiten Versuch dann noch einmal genau diese 0,358 Sekunden ab, um wie Russell auf die glatte 1:12er-Zeit zu kommen.
Fotostrecke: Top 10: Die knappsten Formel-1-Qualifyings seit 2000
10. Japan 2000, Michael Schumacher vor Mika Häkkinen - 0,009 Sekunden: Im Duell der beiden Erzrivalen hat Schumacher 2000 die besseren Karten. Nach der engen Poleposition am Samstag siegt er auch im Rennen vor dem McLaren-Piloten und krönt sich damit erstmals für Ferrari zum Weltmeister. Fotostrecke
Das reichte durch die später gefahrene Runde zwar nur für Platz zwei, trotzdem ist man bei Red Bull zufrieden damit: "In Anbetracht was gestern passiert ist, sind wir eigentlich gut unterwegs", sagt Motorsportkonsulent Helmut Marko bei ServusTV.
Doch natürlich kann man sich bei so engen Abständen - oder eben keinem Abstand - immer fragen, wo vielleicht das ein oder andere Tausendstel verlorengegangen ist. "Ich glaube, dass unsere Aufwärmrunde zu schnell war", sucht Marko eine Erklärung. "Das war ja ersichtlich, im letzten Sektor sind ihm die Reifen eingegangen."
Die Runden im direkten Vergleich
Blickt man auf die Sektorenzeiten, dann war Verstappen im letzten Sektor aber eigentlich sogar schneller unterwegs als Russell. Der Red-Bull-Pilot hatte den Abschnitt in 29,098 Sekunden durchfahren, Russell in 29,151 Sekunden, also 53 Tausendstel langsamer als Verstappen.
Auch in Sektor eins verlor er 136 Tausendstel auf den Niederländer, dafür holte er die 189 verlorenen Tausendstel im zweiten Sektor wieder punktgenau auf.
Legt man nun aber die Runden übereinander, erkennt man, dass Russell vor allem auf der langen Gerade nach der Haarnadel Zeit auf Verstappen gewann, in der letzten Schikane dann aber wieder an Boden einbüßte.
"Sie sind vor allem in allen drei Geschwindigkeitsmessungen zwei, drei km/h vor uns", hat Marko die neue Gefahr durch Mercedes erkannt. "Das zeigt also, dass sie aerodynamisch auch gut unterwegs sind."
Der Österreicher geht allerdings davon aus, dass Red Bull am Sonntag den besseren Renntrimm als die Silberpfeile hinlegen kann. Dann könnte Red Bull nach einem schwierigen Start doch noch als Sieger aus dem Kanada-Grand-Prix hervorgehen.
"Generell war das Wochenende von unserer Seite aus etwas schwierig. Wir hatten zu viele kleine Probleme", sagt Verstappen. "Wir haben natürlich versucht, die bestmögliche Balance mit dem Auto zu bekommen. Ich denke, wir hatten im Qualifying eine ordentliche Balance, ich war zufrieden damit, aber wir brauchen einfach sauberere Wochenenden ohne Probleme. Das hilft."
Auto besser als in Monaco
Geholfen hat aber auch, dass das Auto deutlich besser zurechtzukommen scheint als in Monaco, wo der Bolide vor allem auf den Randsteinen Schwierigkeiten hatte. Zwar gibt es diese auch in Montreal, aber trotzdem ist es für Red Bull an diesem Wochenende leichter, meint der Niederländer.
"In Monaco ist man deutlich langsamer unterwegs, von daher kommt es stark auf Fahrbarkeit und mechanischen Grip an. Hier spielt die Aerodynamik eine größere Rolle", erklärt er. "Natürlich gibt es noch ein paar Stellen, wo man über Randsteine fahren muss oder ein paar Bodenwellen hat, aber wir kennen unsere Problemzonen und müssen einfach an ihnen arbeiten."
"Daher ist der zweite Platz hier auch in Ordnung."