Haas-Poker geht nicht auf: "Verpasste Gelegenheit war gestern"
Die mutige Taktik von Haas auf Regenreifen ging in Kanada nicht auf, doch Nico Hülkenberg sagt, dass das Team die Punkte am Samstag verloren hat
(Motorsport-Total.com) - Haas war einen mutigen Weg gegangen und hatte am Beginn des Formel-1-Rennens von Kanada als einziges Team auf Regenreifen gesetzt - und das gleich mit beiden Fahrern. Zunächst schien der Poker auch aufzugehen, als sich Kevin Magnussen bis auf Platz vier vorgearbeitet hatte, doch nach dem Wechsel auf Intermediates war im Grunde alles wie zuvor.
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Nico Hülkenberg konnte sich in der Anfangsphase nach vorne kämpfen Zoom Download
Am Ende gab es für Haas keine Punkte und nur die Positionen elf und zwölf. "Die ersten zehn Runden sah es natürlich aus, als dass es die goldrichtige Entscheidung war mit den Full-Wets. Das hat gut funktioniert", sagt Nico Hülkenberg, der aufgrund eines schlechten Qualifyings ein paar Positionen hinter Magnussen unterwegs war, gegenüber Sky.
"Aber wo es abgetrocknet ist, haben wir alles wieder verloren, was wir gewonnen haben", so der Deutsche. Magnussen kam nach seinem Wechsel auf Platz 13 wieder auf die Strecke, Hülkenberg war sogar nur 19. - wie gewonnen, so zerronnen.
Dass Haas damit ein großes Risiko eingegangen war, das sieht Magnussen nicht so: "Wir haben einfach das getan, was wir für richtig gehalten haben. Wir haben nichts Verrücktes gemacht, sondern das, was wir bei den Bedingungen als richtig erachtet haben", so der Däne.
"Und es sah auch okay aus, von daher haben wir am Anfang das Richtige getan. Aber wir haben es dann einfach nicht mit den richtigen Entscheidungen danach gestützt."
Denn Magnussen kam bereits nach sieben Runden zum Wechsel auf Intermediates - zu früh, findet er. "Denn so mussten wir dann einen weiteren Inter nehmen. Wir hätten es auf dem Full-Wet ausdehnen können, dann den Inter nehmen und auf diesem bleiben können. Aber dann hatten wir auch noch den sehr langsamen Boxenstopp."
Er sagt: "Ich habe das Gefühl, wir hatten da eine Möglichkeit, aber wir haben nichts daraus bekommen."
Hülkenberg: Punkte am Samstag verschenkt
Hülkenberg findet hingegen nicht unbedingt, dass das Rennen eine verpasste Gelegenheit war. "Die verpasste Gelegenheit war gestern", spricht er das Qualifying an. "Denn wenn wir uns besser qualifizieren, dann fahren wir heute definitiv in die Punkte", ist er überzeugt.
Allerdings sei an diesem Wochenende "irgendetwas faul" an seinem Auto gewesen. Was es ist, das kann er aber nicht sagen. "Dadurch, dass wir am Freitag nicht wirklich fahren konnten, konnten wir es nicht wirklich eruieren, was es ist", so Hülkenberg.
"Aber auch Samstagmorgen nach dem Training haben die Aerojungs gesehen, dass irgendwas nicht ganz gut ist an meinem Unterboden und Flügel. Daraufhin haben wir den Heckflügel für das Qualifying gewechselt", erklärt er.
"Aber das Auto und die Vorderachse haben sich nicht normal angefühlt, und ich habe so ein bisschen mit stumpfen Waffen gekämpft heute."
Schrecksekunde mit Tsunoda
Generell sei er aber mit seiner eigenen Leistung und seinem Rennen sehr zufrieden gewesen: "Ich habe das Beste draus gemacht", betont er. "Keine Fehler drin gehabt, keine groben Schnitzer oder Exkursionen neben die Strecke. Viel mehr war nicht drin."
Trotzdem habe es auch für ihn einige haarige Momente gegeben. Da wäre etwa sein Drift in Kurve 2 auf nasser Strecke: "Ja, man, das war was", lacht er. "Es gab ein paar Momente: Habe ich es? Nein. Habe ich es? Nein." Hülkenberg wollte schon nach der Kupplung greifen, konnte es dann aber doch noch abfangen.
Und dann war da ja noch die Szene mit Yuki Tsunoda kurz vor Schluss, als er dem drehenden RB nur ganz knapp ausweichen konnte. "Es ist ja auch noch links und rechts ein bisschen feucht. Ich habe irgendwie nur reagiert", schildert er. "Ich glaube, mehr Glück als alles andere. Das war ein haariger Moment."