• 08. Juni 2024 · 23:10 Uhr

Genau wie in Jerez 1997: Russell und Verstappen ex aequo auf Pole!

So abwechslungsreich und eng war schon lange kein Qualifying mehr: Mercedes mit George Russell erstmals seit Ungarn 2023 auf Startplatz 1

(Motorsport-Total.com) - Der Regen kam dann doch nicht, und so wurde die Poleposition beim Grand Prix von Kanada auf einem trockenen Circuit Gilles Villeneuve vergeben. Umso überraschender, dass sich am Ende nicht WM-Leader Max Verstappen (Red Bull) die beste Ausgangsposition für das Rennen in Montreal sicherte, sondern George Russell (Mercedes).

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George Russell sicherte sich beim Grand Prix von Kanada die Poleposition Zoom Download

Nach dem ersten Q3-Run gab's eine Mercedes-Doppelführung, Russell 0,280 Sekunden vor Lewis Hamilton, dem Schnellsten des Abschlusstrainings, der die Zielkurve nicht optimal getroffen hatte. Verstappen (+0,358) lag auf P3 und Oscar Piastri (McLaren/+0,713) auf P4 - und es schien ziemlich erwartbar, dass einer aus diesem Quartett auf Poleposition fahren würde.

Im finalen Showdown schob sich zunächst Lando Norris (McLaren) auf Platz 2, vor Piastri und Hamilton. Doch die beiden Mercedes-Fahrer und Verstappen hatten ihren letzten Schuss noch abzufeuern.

Jetzt wurde es richtig dramatisch: Weder Russell noch Hamilton konnten ihre Zeiten verbessern. Hamilton rutschte so noch auf Rang 7 zurück, mit nur 0,280 Sekunden Rückstand auf die Poleposition. Das zeigt, wie knapp es zuging.

"In Q3", ärgert sich Hamilton, "war ich noch richtig schnell. Aber als das Qualifying anfing, war der Grip nicht mehr da. Die Bedingungen waren eigentlich perfekt. Aber aus irgendeinem Grund haben die Reifen nicht funktioniert. Im Abschlusstraining hatte ich noch eine halbe Sekunde Vorsprung. Und auf einmal war die einfach weg."

Russell musste dann bis zum Schluss um die erste Mercedes-Pole seit Ungarn 2023 zittern, denn Verstappen fuhr im ersten Sektor beste Zwischenzeit, und auf der Ziellinie waren die beiden exakt gleich schnell! Zum ersten Mal seit Jerez 1997 musste die Pole also an den Fahrer vergeben werden, der die Zeit zuerst aufgestellt hatte, und das war Russell.

Kleines Detail am Rande: Würde man die schnellsten Sektoren der Fahrer in eine Runde packen, wäre Russell mit 1:11.858 Minuten schneller gewesen als Verstappen (1:11.996 Minuten). Und Hamilton wäre nach der theoretischen Rundenzeit Fünfter und nicht Siebter.


Fotostrecke: Top 10: Die knappsten Formel-1-Qualifyings seit 2000

Norris/Piastri starten den Grand Prix von Kanada aus Reihe 2, Daniel Ricciardo (Racing Bulls) schob sich mit seiner letzten Runde sensationell auf P5, gefolgt von Fernando Alonso (Aston Martin), Hamilton, Yuki Tsunoda (Racing Bulls), Lance Stroll (Aston Martin) und Alexander Albon (Williams).

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Warum konnte sich Mercedes im zweiten Q3-Run nicht verbessern?

Das ganze Qualifying hindurch hatte man das Gefühl, dass völlig unvorhersehbar ist, wer am Ende vorn stehen wird. Und so fuhr plötzlich Verstappen die besten Zwischenzeiten, während die beiden Mercedes-Fahrer schon im ersten und zweiten Sektor langsamer waren als davor.

Russell erklärt: "Die Bedingungen waren anders, und wir waren mit die Letzten auf der Strecke. Die Reifen fühlten sich nicht mehr so gut an. Aber die Runde davor war dafür sehr gut."

Besonders ermutigend aus Mercedes-Sicht: "Ich habe in Q1 und Q2 jeweils nur einen Reifensatz gebraucht. Das zeigt, wie stark wir jetzt sind. Mag überraschend sein, aber wir hatten schon das Gefühl, dass wir mit den Updates einen guten Sprung machen werden."

Für Helmut Marko keine Überraschung: "Das hatte sich schon in P3 abgezeichnet, wo beide Mercedes vorn waren. Da hat man zumindest bei Hamilton noch gedacht, dass er weniger Sprit hatte. Aber die haben einen Schritt vorwärts gemacht, und sie sind vor allem in allen drei Geschwindigkeitsmessungen zwei, drei km/h vor uns. Das zeigt, dass sie aerodynamisch auch gut unterwegs sind", sagt der Motorsportkonsulent im Interview mit ServusTV.

Bei Verstappen sei am Ende womöglich "die Aufwärmrunde zu schnell" gewesen, analysiert er: "In Sektor 3 sind ihm die Reifen eingegangen. Ich glaube aber, dass wir im Renntrimm das bessere Paket haben."

Q2: Wie sehr mussten Verstappen und die Ferraris zittern?

In Q2 musste sogar Verstappen zittern. Schon in Q1 hatte er gemeckert: "Das Runterschalten ist auch scheiße." Als der Weltmeister sechs Minuten vor Ende an die Box kam, lag er an zehnter Stelle, nur 0,027 Sekunden vor Tsunoda.

Und das bei instabiler Wetterlage: Zu Beginn von Q2 fielen ein paar Regentropfen, die sich aber nicht weiter auswirkten, und für Q3 war ein richtiger Schauer vorhergesagt.

Als Verstappen zwei Minuten vor Schluss seine letzte schnelle Runde begann, lag er nur noch an 14. Position. Die Runde beinhaltete zwar einen kleinen Rutscher in der Zielkurve, katapultierte ihn aber zunächst auf Platz 5 und im Endergebnis auf Platz 7, 0,807 Sekunden hinter der Q2-Bestzeit von Russell.

Das reichte, um ins Top-10-Finale einzuziehen, aber "als ich nach Q2 ihre Rundenzeit gesehen habe, dachte ich: Keine Chance, dass ich sowas bewerkstelligen kann!", sagt Verstappen.

Anders die beiden Ferraris: Charles Leclerc schied als Elfter, Carlos Sainz als Zwölfter aus. "So schwierig. Kein Grip", funkte Sainz nach seiner letzten Runde. Und Leclerc dämmerte schon, als er den Motor abstellte: "Ich schätze, wir sind gefickt?"

Später, vor den TV-Kameras, drückte sich der Monaco-Sieger etwas gewählter aus: "Wir sind einfach nicht schnell genug. Im dritten Training waren wir im Trockenen schon nirgendwo, und im Qualifying war es genauso. Besonders im ersten Sektor hatten wir an den Hinterreifen überhaupt keinen Grip."

Am Ende fehlten nur 0,032 Sekunden auf die P10-Zeit von Stroll, und Sainz war um weitere 0,037 Sekunden langsamer als Leclerc. "Wir sind schon ein bisschen überrascht", wundert sich der Spanier. "Wenn du in Monaco noch Pole geholt und das Rennen gewonnen hast, rechnest du nicht damit, in Q2 rauszufliegen. Aber so ist die Formel 1."

Auf P13 bis P15 mussten Logan Sargeant (Williams), Kevin Magnussen (Haas) und Pierre Gasly (Alpine) die Segel streichen.

Perez und Hülkenberg in Q1 raus: Was war da los?

Gleich im ersten Qualifyingabschnitt hatte es eine faustdicke Überraschung gegeben. "Fuck, sind wir draußen?" Sergio Perez konnte es fast nicht glauben, doch Zahlen lügen nicht: eine Sekunde hinter Verstappens Bestzeit und 0,037 Sekunden hinter Gasly belegte er den 16. Platz. Kein erfreuliches Ergebnis beim ersten Kräftemessen nach seiner Vertragsverlängerung.

"Irgendwie hat die Hinterachse nicht richtig funktioniert", analysiert Perez. "Es war für viele Autos eine merkwürdige Session. Wir müssen erst verstehen, was der Grund dafür war. Im Nachhinein betrachtet hätten wir unsere Runs wahrscheinlich besser vorbereiten können. Aber unterm Strich waren wir einfach ein bisschen zu langsam."

Marko wirft allerdings ein: "Am Auto liegt es nicht, das sieht man an Max. Ich glaube, das ist eher psychologisch. Es war knapp, und wenn die Bedingungen sich ändern, dann tut er sich deutlich schwerer."

Ebenso wie Perez schied auch Nico Hülkenberg (Haas) in Q1 aus. Der Deutsche verpasste den Cut um 0,689 Sekunden und war auch um 0,761 Sekunden langsamer als Teamkollege Magnussen, der ihn schon in den Freien Trainings im Griff hatte.

Neben Perez und Hülkenberg erwischte es in Q1 Valtteri Bottas (17./Sauber), Esteban Ocon (18./Alpine) und Guanyu Zhou (20./Sauber), der in den Freien Trainings zweimal gecrasht war. "Hatten wir im letzten Run keine Zeit für eine Vorbereitungsrunde?", ärgerte sich Zhou am Boxenfunk. Antwort des Renningenieurs: "Nein. Es war mit der FIA-Waage ganz schön knapp."

Wo kann man den Grand Prix von Kanada live sehen?

Zunächst einmal: Der Samstag in der Formel 1 ist mit Ende des Qualifyings noch nicht vorüber. Für alle, die die Sessions in Ermangelung eines Bezahldienstes nicht sehen konnten, analysieren Kevin Scheuren & Christian Nimmervoll das Geschehen beim Grand Prix von Kanada jeweils am Ende des Tages in Montreal live in der F1-Show auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.


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Der Livestream ist für alle Tage des Rennwochenendes auf 3:00 Uhr angesetzt. Wer sich mitten in der deutschen Nacht nicht extra den Wecker stellen will, der kann die Analyse aber selbstverständlich auch im Re-Live schauen, zum Beispiel zum Frühstück am nächsten Morgen. Aber: Nur im Livestream können Kanalmitglieder Fragen an unsere Experten stellen. (Jetzt Kanalmitglied werden!)

Im deutschen Free-TV wird der Grand Prix von Kanada nicht übertragen. Wer Qualifying und Rennen live sehen möchte, benötigt dementsprechend ein Abo von Sky oder F1 TV. Der Streamingdienst RTL+ zeigt nur das Qualifying in Montreal live, nicht aber das Rennen. Sehr wohl frei empfangbar ist die Formel 1 in Österreich (ServusTV) und in der Schweiz (SRF). (Hier geht's zur kompletten TV-Übersicht für den Grand Prix von Kanada!)

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