Pierre Gaslys Risiko zahlt sich aus: Reifenspuren auf jeder Leitplanke
Alpine ist mit viel Risiko der erstmalige Q3-Einzug in der Formel-1-Saison 2024 gelungen - Anteil daran hat Testfahrer Jack Doohan, der eine Nachtschicht einlegte
(Motorsport-Total.com) - Alpine ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat pünktlich zur vermeintlich wichtigsten Qualifikation des Jahres in Monaco seine bislang beste Leistung ausgepackt. Esteban Ocon scheiterte als Elfter nur knapp am Einzug in Q3, der dafür Pierre Gasly gelang - es war Alpines erstes Top-10-Qualifying in der Formel-1-Saison 2024.
"Ich habe vor der Quali gedacht, dass es der wichtigste Samstag meines Jahres ist, und wir haben geliefert", freut sich Gasly. "Ich bin sehr glücklich für alle Jungs, weil es bislang ein ziemlich schwieriges Jahr war."
"Wir wussten im Vorfeld, dass es eine Strecke ist, auf der man Möglichkeiten haben kann. Wir mussten eine Menge Risiken eingehen, oder zumindest bin ich eine Menge Risiken eingegangen", sagt er weiter.
"Ich habe vermutlich auf jeder einzelnen Leitplanke an der Strecke Reifenspuren hinterlassen, aber das war es definitiv wert, weil dieses erste Q3 des Jahres das dickste Lächeln, das ich seit einer ganzen Weile in der Garage gesehen habe, gebracht hat", so Gasly.
Aber: Nicht immer ging das so ganz glatt. "In der letzten Runde bin ich in der Schikane leider an der Wand hängengeblieben und habe mir einen Reifenschaden hinten links zugefügt und bin auf drei Rädern ins Ziel", erzählt er weiter. "Aber dieses Risiko ist auch der Grund, warum ich in Q3 gekommen bin."
Dieses Q3 hatte Teamkollege Ocon als Elfter knapp verpasst und gibt sich dafür selbst die Schuld: "Dieses Mal ist es leider an uns Fahrern, dass wir den Job nicht richtig gemacht haben", hadert er. "Beide von uns, leider."
"Ich habe auf meinem zweiten Q2-Run einen Fehler gemacht und mir einen Bremsplatten eingehandelt. Ich wäre also fast auf einem Reifensatz in Q2 durchgekommen", so der Franzose, dem 69 Tausendstelsekunden auf den Einzug in Q3 gefehlt hatten.
Ocon glaubt, dass ansonsten die Plätze sechs und sieben möglich gewesen wären. "Daher ist es sehr enttäuschend, dass wir außerhalb der Top 10 waren. Leider war mehr im Auto, und wir als Fahrer müssen es besser machen. Das sollte nicht passieren!"
Doch zumindest können die Fahrer positiv auf den Fakt blicken, dass das Auto in Monaco endlich einmal zu funktionieren scheint. "Generell sah es vielversprechender aus als sonst", lobt Ocon, der aber noch Verbesserungspotenzial in Sachen Traktion, Fahrbarkeit und Grip sieht.
Dass der A524 in Monaco so gut funktioniert hat, lag auch an der Arbeit von Reservefahrer Jack Doohan. Der Australier war am Freitagnachmittag nach England geflogen, hatte die Nacht in Enstone im Simulator verbracht und war dann am Samstagmorgen wieder an die Strecke gekommen.
"Jack hat wirklich gute Arbeit im Simulator geleistet, das habe ich ihm heute Morgen gesagt", lobt Gasly. "Er kam mit ganz kleinen Augen hier an, aber ich habe ihm gesagt, dass es in einigen Richtungen sehr nützlich war. Ich habe Richtungen gespürt, in die ich mit dem Auto gehen wollte, und das Gefühl wurde bei seinen Tests bestätigt."
Gasly habe sich im Auto wohlgefühlt und konnte dann im Qualifying wirklich die Risiken eingehen, die sich dann für Q3 ausbezahlt haben. "Ich glaube nicht, dass ich jemals in diesem Jahr so hart am Limit gepusht habe", sagt er. "Ich hatte einfach das Gefühl, dass mir das Auto das gibt, was ich brauche. Und es war schön, diese Verbindung hier in den Straßen von Monaco zu spüren."