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Monaco aus nächster Nähe: Die Fahrer bei der Arbeit beobachtet!
Nirgendwo kommt man den Formel-1-Autos so nahe wie im Fürstentum Monaco - Wir nutzen die Gelegenheit und beobachten das Training direkt hinter der Leitplanke
(Motorsport-Total.com) - Die Aston-Martin-Piloten tun sich an diesem Freitag schwer. Es ist das erste Freie Training zum Großen Preis von Monaco 2024, wir stehen in der Loews-Haarnadelkurve - direkt hinter der Leitplanke. Denn nirgendwo kommt man den Formel-1-Boliden so nahe wie im Fürstentum!
Jedes Mal, wenn Fernando Alonso und Lance Stroll den Hügel hinunter auf unseren Standpunkt zurasen, passiert es. Aus unserer Sicht auf der Außenseite der Kurve müssen die grünen Autos die langsamste Kurve der Formel 1 durchfahren - mit zuckenden Händen am Lenkrad. Es ist deutlich zu erkennen, wie Stroll mit seinem AMR24 kämpft.
Im Gegensatz zu den Ferrari-Piloten - vor allem aber zu Charles Leclerc, der bei seiner ersten Durchfahrt mit einem ungeschickten Ausritt schockierend nahe an der Leitplanke landet - sind die Aston Martins nicht besonders geschmeidig. Das Problem ist das Untersteuern - und zwar massiv!
Damit sind sie nicht die Einzigen, die zu Beginn der Session mit den harten Reifen zu kämpfen haben. Spätere Recherchen werden zeigen, dass Alonso zu diesem Zeitpunkt nicht die gewünschte Unterstützung durch die Servolenkung hatte und bei Stroll schlicht und einfach die Reifentemperatur fehlte.
Monaco: Hier kann man den Fahrern zusehen!
Die Autos von Red Bull und McLaren sind hier nicht viel besser. Sie sind steifer gefedert als die meisten anderen und kämpfen daher mit den Bodenwellen, die sich dem Scheitelpunkt der Haarnadelkurve nähern. Auch das Mercedes-Duo muss die Lenkung mit stärkeren Bewegungen provozieren, um das Untersteuern zu bekämpfen.
Alonso drückt sein Auto jedes Mal um die Kurven - und das Problem bessert sich nach einem längeren Boxenstopp zum Anpassen merklich und taucht erst mit den weichen Reifen wieder auf. Stroll versucht es zunächst mit einer anderen Linienwahl. Er fährt die Kurve immer weiter, bis er schließlich mit den rechten Rädern sogar die Leitplanke berührt. Doch die Situation bessert sich, als er die Kurve weiter und mit mehr Schwung nimmt.
Die Einzigartigkeit der Rennstrecke in Monaco ist auch der perfekte Ort, um einem F1-Fahrer dabei zuzusehen, wie er das macht, was er am besten kann. Das Lenkrad zu drehen, ist ihr Spezialgebiet, und jeder macht es anders.
Hier sieht man Oscar Piastri, ganz in Ayrton-Senna-Gelb gehüllt, wie er die Lenkung seidenweich bewegt. Von außen wirkt er lässig. Kevin Magnussen hingegen macht seinem Ruf als aggressiver Fahrer alle Ehre - der erste Lenkeinschlag ist verheerend brutal.
Pierre Gasly mit aggressiver Fahrweise
In der zweiten Hälfte des einstündigen Trainings fahren wir um die Haarnadelkurve herum, um zu beobachten, wie die Autos die Kurve unterhalb von Mirabeau und die Abfahrt nach Portier und in den Tunnel nehmen.
Hier fällt vor allem Leclercs Gleichmäßigkeit beim Einlenken auf. Nicht einmal Carlos Sainz im anderen Ferrari kann mit seinem Teamkollegen mithalten, wenn es darum geht, den Schwung aus der Haarnadelkurve mitzunehmen. Und die Piloten von Red Bull und McLaren müssen einfach länger warten, bis sie wieder Gas geben können.
Wir befinden uns in der Schwimmbad-Schikane, genauer gesagt auf der Außenseite des ersten Abschnitts, als das Abschlusstraining beginnt. Von hier aus fühlt sich das Science-Fiction-Gefühl der sprühenden Funken anders an als im Fernsehen. Man spürt die Hitze, das Knistern, wenn sie in Nanosekunden zum Leben erwachen und wieder verglühen.
In jeder Runde knallen die W15 von George Russell und Lewis Hamilton über die Bodenwelle, die links von uns vom Randstein abzweigt. Auch der McLaren von Lando Norris strahlt vor Kraft.
Was hier aber am meisten auffällt: Die Schnellsten der Session - Leclerc und Verstappen - sehen gar nicht so schnell aus. Das ist relativ, denn die Streckenbegrenzung ist sehr nah, aber es ist ihre Ruhe, die zählt. Es macht einfach keinen Sinn, jetzt alles zu riskieren.
Ganz anders fährt Pierre Gasly im Alpine. Der Franzose schneidet den Randstein am zweiten Scheitelpunkt des ersten Teils der Schwimmbad-Schikane so aggressiv wie kein anderer Fahrer: Er schiebt die rechte Fahrzeugfront weiter über den Randstein, sein A524 rutscht wild hin und her.
Am Ende der Session steht der elfte Platz auf der Zeitenliste, ein Vorgeschmack auf das erste Q3-Ergebnis für Alpine und den zehnten Platz im Qualifying am Samstagnachmittag.
Piatri: Mit sanfter Fahrweise zum Erfolg
Ein Wechsel auf die Außenseite des zweiten Abschnitts der Schwimmbad-Schikane in der zweiten Hälfte des dritten Trainings zeigt ein ähnliches Bild. Gasly hält einfach viel weniger Abstand zur Barriere auf der Innenseite des ersten Scheitelpunkts. Sogar auf seinen Auslaufrunden steht er direkt an der mit Werbung umwickelten Barriere.
Auch hier sind Leclerc und Verstappen ruhiger, obwohl Letzterer das Heck seines RB20 zwischen den Scheitelpunkten hin und her pendeln lässt, als er gegen Ende der Session auf den Softs weiterfährt.
Er wird diese Runde wenige Sekunden, nachdem er an uns vorbeigefahren ist, abbrechen, da Verstappen in eine Gruppe von Fahrern aufläuft, darunter sein Teamkollege Sergio Perez, der in Richtung Rascasse unterwegs ist und uns kurz zuvor die Sicht versperrt hat.
Doch den größten Eindruck hinterlässt Piastri mit der vielleicht wichtigsten Lektion: Der McLaren-Pilot schlägt bei seinem vorletzten Versuch am ersten Scheitelpunkt an die Leitplanke ein - und reißt dabei noch mehr von der weißen Folie ab, die im Qualifying zum Problem wird. Piastris Auto fährt ohne größere Schäden weiter, aber er ist langsamer als seine persönliche Bestzeit.
Bei seinem letzten Versuch scheint sich Piastri zurückzuhalten - er opfert etwas Geschwindigkeit für mehr Schwung. Das beruhigt die Situation zwischen den Scheitelpunkten und bringt eine Verbesserung in der Gesamtwertung und den vierten Platz in der Endabrechnung.
In Monaco ist alles übertrieben, aber mehr ist nicht immer das Beste. Im weiteren Verlauf des Qualifyings wird Piastri mit einer sanfteren Linie und einer höheren Einlenkgeschwindigkeit im Vergleich zu Leclercs unruhigerer Linie sehr nahe an die Poleposition herankommen, bevor der Australier in den letzten Kurven den entscheidenden Schwung und Zeit verliert.