Mercedes akzeptiert Hamiltons Kritik: "Ein Fehler des Teams"
Lewis Hamilton hat während des Monaco-Grand-Prix Kritik an den Ansagen von Mercedes geübt: Toto Wolff gibt einen Fehler des Teams zu
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt einen Fehler zu, den das Team in Bezug auf einen Funkspruch an Lewis Hamilton gemacht hat, der den siebenmaligen Weltmeister potenziell eine Position gegen Max Verstappen gekostet hat.
Hamilton war in der ersten Hälfte des Rennens direkt hinter dem WM-Führenden hergefahren und hätte diesen nach seinem Boxenstopp in Runde 52 mit einem Undercut womöglich überholen können. Doch Hamilton fuhr eine zu langsame Outlap und blieb so hinter dem Niederländer, der eine Runde später ebenfalls zum Boxenstopp abbog.
Daraufhin beschwerte sich Hamilton am Funk: "Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass die Outlap wichtig ist?" Denn womöglich hätte der Brite dann zugelegt.
"Das war in erster Linie eine Fehlkommunikation zwischen uns am Kommandostand", räumt Wolff nach dem Rennen ein. Man hätte Hamilton sagen müssen, dass die Outlap wichtig ist und man einen Undercut gegen Verstappen versucht.
"Aber dann gab es eine Debatte darüber, ob die Outlap auf neuen Reifen überhaupt reichen würde, von daher war die Nachricht an ihn zumindest verwirrend, wenn nicht sogar falsch", so der Österreicher. "Aber die Sorge im Hintergrund war: Was würde später passieren, wenn wir die Reifen auf einer Runde so hart rannehmen würden?"
"Aber zusammenfassend war es einfach die falsche Nachricht an Lewis. Das war der Fehler des Teams." Und am Ende kam Hamilton auch hinter Verstappen auf Position sieben ins Ziel.
Hamilton wollte auf Mediums starten
Geht es nach Hamilton, dann war das aber nicht die einzige Fehlentscheidung von Mercedes am heutigen Sonntag. Schon mit der Reifenwahl zu Rennbeginn war er nicht einverstanden. Hamilton hatte zu Beginn die harten Reifen genommen, was durch die Rotphase aber zum Nachteil wurde.
Während die Spitze den Rest des Rennens auf harten Reifen zu Ende fuhr, weil sie zunächst den Medium hatte, wechselte Hamilton während der Unterbrechung auf den Medium-Reifen und kam später noch einmal zum Boxenstopp. "Hab ich euch doch gesagt, Jungs", funkte er während der Unterbrechung.
Nach dem Rennen erklärt er, warum er zuerst die Mediums haben wollte: "Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas am Start des Rennens passieren würde, und normalerweise bietet das die Chance, auf den Hard zu wechseln und bis zum Ende zu fahren", so Hamilton.
Mercedes: Rote Flagge hat unsere Strategie zerstört
Rückblickend betrachtet hätte Mercedes das auch lieber so gemacht, doch dass die rote Flagge kam, damit hatte der Rennstall nicht gerechnet. "Die hat uns natürlich alles zusammengehauen", hadert Wolff, der von einem "Katastrophenszenario" spricht, bei Sky.
Denn eigentlich ließ man beide Fahrer auf Hards starten, weil man die Möglichkeit sah, es bei einer roten Flagge oder einem Safety-Car nach den Boxenstopps der Top 4 mit beiden Autos auf das Podium zu kommen.
"Eine rote Flagge auf der ersten Runde wäre jedoch ungünstig gewesen. Genau das ist uns zu Beginn des Rennens widerfahren", sagt der leitende Renningenieur Andrew Shovlin.
Zumindest nach der Rotphase splittete man die Strategien beider Fahrer. Während George Russell auf den Mediums bis ins Ziel fuhr und dabei laut Shovlin keine Mühe hatte, Max Verstappen auf frischeren Reifen in Schach zu halten, holte man Hamilton noch einmal in die Box - allerdings ohne die Push-Ansage auf der Outlap.
Zumindest konnte man so immerhin den Punkt für die schnellste Rennrunde mitnehmen.
Was macht das mit der Fahrerbeziehung?
Die Frage ist aber, wie sich die erneuten Fehlentscheidungen auf die Beziehung zwischen Team und dem scheidenden Piloten auswirken. Wolff sagt dazu: "Wir versuchen das Beste aus unserer Beziehung herauszuholen und die besten Ergebnisse in der letzten Saison einzufahren. Und wie immer zwischen Fahrern kann manchmal Spannung herrschen, weil jeder das Beste möchte."
Hamilton selbst hatte am Samstag nach dem Qualifying mit seltsamen Aussagen von sich Reden gemacht: "Ich gehe nicht davon aus, dass ich George dieses Jahr im Qualifying nochmal schlage", hatte er nach dem 1:7 im teaminternen Duell gesagt und auf Unterschiede zwischen beiden Autos verwiesen.
Auch darauf versucht Wolff eine Antwort zu finden: "Ist nicht jeder Fahrer mal skeptisch?", fragt er. "Ich glaube, dass wir als Team selbst in den spannungsgeladensten Duellen gezeigt haben, dass wir immer versuchen, es transparent und fair ausbalancieren. Ich glaube, seit Abu Dhabi 2016 haben wir nicht mehr versucht, in ein Rennen einzugreifen."
"Aber ich kann verstehen, dass du als Fahrer das Beste aus dir und dem Team herausholen möchtest. Und manchmal, wenn es gegen dich läuft, dann fragst du dich. Aber als Team sind wir zu 100 Prozent auf einer Mission, beiden Fahrern zwei großartige Autos zu geben - die bestmöglichen und die bestmögliche Strategie und Unterstützung."