• 26. Mai 2024 · 20:39 Uhr

"Fuck, Charles, das kannst du jetzt nicht machen": Tränen vor Rennende

Zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere dachte Charles Leclerc während eines Rennens an seinen verstorbenen Vater - Tränen schon vor der Zieldurchfahrt

(Motorsport-Total.com) - Als er über die Ziellinie fuhr, brach es aus Charles Leclerc heraus. Wer seinen Funk nach der Zieldurchfahrt hörte, dem wurde schnell klar, wie viel dem Ferrari-Piloten dieser Sieg beim Heimspiel in Monaco heute bedeutet hat. Seine Stimme schien fast ungläubig und sich beim Jubel dann doch zu überschlagen.

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Charles Leclerc und Carlos Sainz feiern den Sieg in Monaco Zoom Download

Leclerc hat mit dem heutigen Tag seinen Kindheitstraum erfüllt. "Monaco ist der Grand Prix, der in mir den Traum erweckt hat, Formel-1-Fahrer zu werden", sagt er. Und er erinnert sich an Zeiten zurück, in denen er das Rennen früher zusammen mit seinen Freunden und seinem mittlerweile verstorbenen Vater Herve zusammen verfolgt hat.

Vor allem die Erinnerung an seinen Vater war an diesem Wochenende mehr als präsent bei ihm. "Ich spüre, dass ich nicht nur meinen Traum heute erfüllt habe, sondern auch einen von ihm", so der 26-Jährige.

Denn Vater Herve unterstützte seinen Sohn in seiner Karriere intensiv und wollte es mit ihm gemeinsam in die Formel 1 schaffen. Dieser Traum erfüllte sich zwar, doch Herve bekam das nicht mehr mit: Er starb 2017 im Alter von nur 54 Jahren. Nur wenige Tage später gewann Leclerc damals das Formel-2-Rennen in Baku und später im Jahr auch die Meisterschaft.

"Ich wünschte, dass mein Vater auch hier wäre, um diesen Moment zu erleben", hält auch sein kleiner Bruder Arthur inne, der als Rennfahrer ebenfalls bei Ferrari angestellt ist.

Eigentlich, sagt Leclerc, denkt er während eines Rennens nicht an solche persönlichen Dinge. Doch heute war alles anders. "Das war ziemlich präsent in meinem Kopf", gibt er zu. "Das ist das erste Mal in meiner Karriere, dass es wieder passiert ist. Du hast die Flashbacks an all die Momente, die wir zusammen verbracht haben, die Opfer, die er für mich gebracht hat."

"Es ist nicht nur mein Traum, sondern es war unser gemeinsamer Traum, es zu schaffen. Meine ganze Familie hat mich unterstützt und von diesem Moment geträumt, was es noch besonderer macht", so Leclerc.

Tränen schon während des Rennens

Der Ferrari-Pilot gibt zu, dass ihn die Gefühle schon während des Rennens zu übermannen drohten. "Die größten Probleme, meine Gefühle zurückzuhalten, hatte ich in den letzten zehn Runden des Rennens - mehr als auf dem Podium", sagt er.

"Ich habe zwei Runden vor dem Ende gemerkt, dass ich Probleme habe, auf dem Weg aus dem Tunnel etwas zu sehen, weil ich Tränen in meinen Augen hatte. Ich habe gedacht: 'Fuck, Charles, das kannst du jetzt nicht machen. Du hast noch zwei Runden vor dir.' Vor allem auf einer Strecke wie in Monaco, musst du bis zum Ende voll konzentriert sein."


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"Es war sehr schwierig, die Emotionen im Griff zu behalten - und die Gedanken an all die Leute, die mir geholfen haben, dorthin zu kommen, wo ich heute bin." Und dazu zählt neben seiner Familie und seinen Freunden unter anderem auch Jules Bianchi, der beim Formel-1-Rennen in Japan 2014 tödlich verunglückt war - auch ein enger Freund von Leclerc.

Nach der Zieldurchfahrt brach aber alles aus ihm heraus. Denn endlich hatte er es geschafft, seinen Monaco-Fluch zu beenden. Zwei Mal stand er zuvor bereits auf der Poleposition bei seinem Heimspiel, doch auf das Podium hatte er es noch nie geschafft - weder in der Formel 1, noch in der Formel 2.

Auch Fürst Albert wird emotional

Am Sonntag ließ Leclerc nun Podium und Sieg folgen - und er feierte diesen zusammen mit Fürst Albert II., der sich selbst sogar dazu hinreißen ließ, eine Flasche Schaumwein in die Hand zu nehmen und mit den Fahrern zu feiern. "Ja, der Fürst war sehr emotional", lacht Leclerc.

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Innige Umarmung: Charles Leclerc und Fürst Albert II. Zoom Download

Denn Albert und ihn verbindet auch eine gemeinsame Vergangenheit. "Wir kennen uns schon lange. Und ich erinnere mich, als ich zwölf oder 14 Jahre alt war, bin ich mit meinem Vater zum ersten Mal zum Palast gegangen, um etwas Unterstützung für meine Karriere zu bekommen, die gerade angefangen hatte, etwas ernster zu werden", erzählt er.

"Ab dem Moment hat er meine Karriere immer verfolgt und mich unterstützt. Er hatte in guten Momenten immer sehr schöne Worte, aber auch in schwierigen Momenten. Dass er mich aufwachsen gesehen hat und mich unterstützt hat, hat es für mich und auch für ihn emotional gemacht."

Vasseur und Leclerc landen im Hafenbecken

Die Feierlichkeiten auf dem Podium hat Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur hautnah mitbekommen. Der Franzose hat es sich nicht nehmen lassen, den Sieg seines Fahrers persönlich auf dem Podest zu begleiten. Er ist überzeugt, "dass es ein Meilenstein in seiner Karriere ist und sein wird", wie er sagt. "Er hat diesen Sieg lange gejagt und es war großartig."

Vasseur sagt, er habe auf dem Podium "nicht an mich gedacht, ich habe an das Team gedacht. Sie standen auf der Zielgeraden und haben alle geweint", so der Franzose. "Ich wusste auch, dass dieser Sieg für Charles sehr wichtig ist. Ich wusste, wir haben einen Charles vor Monaco und einen Charles nach Monaco. Er wird jetzt stärker sein."

Und wenig später wurde die Feier von Vasseur und Leclerc noch verlegt - und zwar ins Hafenbecken. "Ich habe Fred schon gesagt, dass er sich bereitmachen soll, weil er definitiv mit mir zusammen in den Hafen springen wird", lacht Leclerc bei der Pressekonferenz.

Und diesen Worten ließ er Taten folgen. Zumindest die Tränen dürfte man im Meer dann nicht mehr gesehen haben.

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