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Qualifying: Warum das Risiko in Monaco wichtiger ist als die Reifentemperatur
Nirgends ist die Poleposition so begehrt wie in Monaco: Wer sich im Qualifying allerdings den besten Startplatz sichern möchte, sollte möglichst viel Risiko eingehen
(Motorsport-Total.com) - Die Top-Teams der Formel 1 sind zuletzt immer enger zusammengerückt: Im Qualifying zum Großen Preis der Emilia-Romagna lagen die Top 3 innerhalb einer Zehntelsekunde! Doch in Monaco, wo die Startposition besonders wichtig ist, kommt es nicht allein das Auto oder die perfekte Reifentemperatur an, sondern vor allem das Risiko, das die Piloten eingehen.
Heißt: In den letzten Momenten des Qualifyings, die darüber entscheiden, wer von der Poleposition startet, kann man mehr gewinnen, wenn man bereit ist, so nah wie möglich ans Limit zu gehen. "Man ist immer auf der Suche nach Rundenzeit", sagt Kevin Magnussen. "Die Strecke ist so holprig und es ist einfach viel einschüchternder, hier zu fahren."
"Man fährt nicht einfach am Limit, sondern man arbeitet sich heran und es erfordert Mut, wirklich alles aus sich herauszuholen", weiß der Haas-Pilot. "Ich glaube nicht, dass das schon jemand geschafft hat. Es ist sehr einfach, über das Limit zu gehen. Und wenn man das tut, wird es sehr teuer."
"In der Formel 1 gibt es keine Wunder"
Carlos Sainz ist ebenfalls der Meinung, dass sich die Fahrer bis zu dieser letzten Höchstleistung steigern müssen, in der sie, wie er sagt, in einer völlig anderen Welt agieren als sie es normalerweise gewohnt sind. "Ich glaube immer noch, dass es die Kombination aus dem schnellsten Auto und dem schnellsten Fahrer sein wird, die am Ende in Q3 auf der Pole steht. In der Formel 1 gibt es keine Wunder."
"Außerdem ist es nicht so, dass man im dritten Training oder in Q1 und Q2 herumhängen kann", sagt der Ferrari-Pilot. "Man muss sich verbessern, und das bedeutet normalerweise, dass man in diesen Sessions etwas riskiert, um zu sehen, wo das Auto steht und wie die Reifen sind, wenn man eine Runde fährt."
"Ich denke, es gibt immer Sonderfälle und Zufälle, aber ich glaube mehr an den Aufbau als daran, dass jemand plötzlich eine Bananenrunde fährt, wie auch immer man das nennen will", so Sainz. "Ich glaube mehr an den Aufbau und das Vertrauen und definitiv daran, in Q3 100 Prozent Risiko zu gehen."
Sainz "vergisst, dass es Mauern gibt"
Sainz gibt einen faszinierenden Einblick, wie man in den letzten Sekunden des Qualifyings in Monaco die Gefahren ignorieren muss, die sich aus der Nähe zur Streckenbegrenzung ergeben. "Das ist das Schöne an Monaco - dass man plötzlich für zwei Runden in Q3 vergisst, dass es Mauern gibt und so fährt, als gäbe es buchstäblich einen Randstein und Gras und Kies statt einer Mauer", verrät der Spanier.
"Das ist es, was das Fahren so aufregend macht. Du fährst buchstäblich an Mauern entlang und denkst, dass sie nicht da sind. Ich glaube wirklich, dass die Rundenzeit die gleiche wäre, wenn die Strecke keine Mauern hätte. Das ist ziemlich verrückt, wenn man darüber nachdenkt."
Für McLaren-Pilot Lando Norris, der sein Team im Kampf um die Pole sieht, ist der Samstag in Monaco ein Tag, an dem sich die Gespräche der Fahrer nicht nur um Reifentemperaturen und das perfekte Arbeitsfenster drehen. "Ich denke, wenn man in Q3 kommt, geht es definitiv mehr um das Risiko und darum, wer die beste Runde fahren kann", sagt der Miami-Sieger.
"Wenn man sich die Pole-Runden der vergangenen Jahre anschaut, liegt das nicht daran, dass das Auto viel schneller war - sondern daran, dass der Fahrer näher an jeder Mauer war und einfach einen Meter früher auf die Strecke ging. Es ist mehr eine Frage des Einsatzes, des Vertrauens in das Auto und solcher Dinge, als zu sagen, dass man einfach den Höhepunkt der Reifen verpasst hat."