Charles Leclerc dominiert auch das Abschlusstraining in Monaco
Während Max Verstappen eine FIA-Untersuchung an der Backe hat, drücken Charles Leclerc und Ferrari dem Training in Monaco weiterhin ihren Stempel auf
(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc (Ferrari) hat im dritten Freien Training zum Grand Prix von Monaco eindrucksvoll untermauert, dass er derjenige ist, den es ab 16:00 Uhr im Qualifying zu schlagen gilt. Denn obwohl ihm auf dem Weg zur Bestzeit (1:11.369 Minuten) im letzten Sektor ein leichter Fahrfehler unterlief, fuhr er letztendlich souverän auf Platz 1.
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Charles Leclerc hat das dritte Freie Training in Monaco regelrecht dominiert Zoom Download
"Wenn's Leclerc nicht geben würde, wär's recht knapp", staunt ORF-Experte Alexander Wurz über die Performance des Monegassen, der auf seiner Hausstrecke phasenweise mehr als eine halbe Sekunde Vorsprung auf den Rest der Welt hatte. Erst im Finish rückte Max Verstappen (Red Bull) bis auf 0,197 Sekunden heran.
Bereits vor FT3 hatte Helmut Marko angekündigt, dass Red Bull möglicherweise nicht mehr so hart über die Randsteine brettern kann wie eigentlich ideal, um das Hoppeln des Autos in den Griff zu bekommen. Was natürlich Rundenzeit kostet und einen Teil des Rückstands auf Leclerc erklärt.
"Das Auto springt weniger", sagt Marko nach FT3 im Interview mit dem ORF. "Das Maximum ist die erste Reihe. Das wird schwer genug. Leclerc ist außer Konkurrenz, eine Klasse für sich. Unsere Gegner heißen Alonso, McLaren und Mercedes." Wurz sieht gar nur noch einen Gegner für Leclerc im Kampf um die Pole: "Den Pechvogel!"
Womöglich hätte Verstappen sogar noch näher an Leclerc herankommen können, denn auf seiner letzten Runde fuhr er mit gebrauchten Softreifen absolute Bestzeit im ersten Sektor, ehe er bei Tabak vom Gas gehen musste. Plötzlich standen mehrere Autos im Weg, darunter auch sein Teamkollege Sergio Perez (5./+0,554).
Verstappen muss sich vor dem Qualifying jedoch selbst vor den Rennkommissaren verantworten, wegen unnötigem Langsamfahren während des Trainings. Dafür droht jedoch eher keine Gridstrafe, sondern wahrscheinlich nur eine Ermahnung. "Ich glaube nicht, dass es eine Strafe fürs Zeittraining geben wird", vermutet Wurz.
Dritter wurde Lewis Hamilton (+0,341), der sich zuerst einen heftigen Verbremser bei Sainte Devote leistete, durch den er einen Reifensatz zur Seite legen musste, weil der nicht mehr verwendbar war. Danach musste er eine schnelle Runde wegen eines Fehlers am Schwimmbad abschenken. Letztendlich verbesserte er sich aber doch noch auf Platz 3 und knüpfte an seine starken Leistungen am Freitag an.
Mercedes wirkt in Monaco deutlich konkurrenzfähiger als zuletzt in Imola. Was offenbar daran liegt, dass es keine Mischung aus schnellen und langsamen Kurven gibt, sondern nur langsame Kurven, "und das ist vielleicht leichter abzustimmen", vermutet Teamchef Toto Wolff im Interview mit Sky#.
Hinter Hamilton lagen die Verfolger extrem dicht beisammen: Kevin Magnussen (Haas) auf Platz 14 hatte nur 0,315 Sekunden Rückstand auf Oscar Piastri (McLaren/+0,532) auf Platz 4. Mittendrin in diesem Paket auch Nico Hülkenberg (13./Haas/+0,823), in Monaco 2024 der einzige deutsche Fahrer im Starterfeld.
Die Lenkprobleme, die Mercedes noch am Freitag am zweiten Auto hatte, waren am Samstagmittag kein Thema mehr: "Bei George war es eine vibrierende Lenkung, wo wir nicht erkennen konnten, wo das Problem war. Aber wir haben es auf den Daten gesehen und dann über Nacht die ganze Vorderradaufhängung umgebaut. Jetzt ist das Problem weg", bestätigt Wolff.
Zum Thema:
Ergebnis, 3. Freies Training
Ticker: Paddock live mit Ruben Zimmermann
Stream: Analyse live auf YouTube (22:30 Uhr)
Bottas-Crash sorgt für rote Flagge
Pech hatte Valtteri Bottas: Der Sauber-Fahrer kam ausgangs Schwimmbadpassage ins Rutschen, touchierte auf der rechten Seite die Leitplanken und schlug sich dabei die rechte Vorderradaufhängung kaputt. Eine Situation, die in vergleichbarer Härte schon oft gut ausgegangen ist, diesmal aber die Session für Bottas beendete.
Es waren zwölf Minuten gefahren, und die Session musste für vier Minuten unterbrochen werden. Denn Bottas schaffte es mit der zerstörten Radaufhängung nicht mehr, das Auto zu lenken, und musste daher bei Rascasse aus dem Auto aussteigen. Denkbar ungünstiges Timing, im letzten Training vor dem wahrscheinlich wichtigsten Qualifying des Jahres.
Verkehr vor Qualifying ein großes Thema
Im Abschlusstraining zeichnete sich bereits ab, dass langsame Fahrzeuge auf der Strecke besonders in Q1, wenn alle 20 Fahrer gleichzeitig auf Zeitenjagd gehen, ein Diskussionsthema werden könnten. Teilweise spielten sich haarsträubende Szenen ab, in denen Fahrer in letzter Sekunde aus dem Weg gingen, wenn von hinten ein schnellerer Pilot daherkam.
"Das war gefährlich", meckerte etwa Magnussen, als er im Tunnel bei hoher Geschwindigkeit plötzlich zwei Autos vor sich hatte, und Verstappen ging einmal vom Gas und beschwerte sich am Boxenfunk, obwohl vor dem Schwimmbad mehrere Konkurrenten zwar aus dem Weg gingen, er das aber zu spät realisierte und unnötigerweise trotzdem vom Gas ging.
Ein andermal regte sich Perez am Schwimmbad drüber auf, dass er Guanyu Zhou (Sauber) vor der Nase hatte: "Was macht der Idiot?" Eine Einschätzung, die ORF-Experte Wurz teilt: "Der Ingenieur hätte Zhou ein bisschen besser Bescheid sagen sollen." Irgendwen - alles andere wäre ein kleines Wunder - wird sowas auch im Qualifying treffen.
Wo kann man den Grand Prix von Monaco live sehen?
Im deutschen Free-TV gar nicht. Doch wer keinen Zugriff auf einen Bezahldienst wie F1 TV hat, der sollte jetzt kostenlos Abonnent des YouTube-Kanals von Formel1.de werden. Denn dort steigt jeden Abend um 22:30 Uhr die tägliche F1-Show mit Chefredakteur Christian Nimmervoll und - in Abwesenheit von Kevin Scheuren - Ruben Zimmermann, die analysieren und besprechen, was in Monaco passiert ist. Mit Infos vom neunköpfigen Motorsport-Network-Rechercheteam vor Ort.
RTL zeigt nicht den Grand Prix von Monaco am Sonntag, dafür aber das Qualifying am Samstag live im Free-TV. Die Übertragung mit Vorberichten beginnt um 15:30 Uhr, das Qualifying dann um 16:00 Uhr deutscher Zeit. Das Rennen startet am Sonntag um 15:00 Uhr. Wer das live sehen möchte, muss einen Bezahldienst abonnieren. (Hier geht's zur kompletten TV-Übersicht!)