Racing Bulls rätseln: Warum gehen die Starts aktuell so oft schief?
Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo vermuten, dass sie in Imola am Sonntag weiter vorne gelandet wären, wenn sie beim Start nicht mehrere Positionen verloren hätten
(Motorsport-Total.com) - Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo starteten beim Formel-1-Rennen in Imola 2024 von den aussichtsreichen Positionen sieben und neun. Doch gleich beim Start verloren beide Racing-Bulls-Piloten jeweils zwei Positionen und, was am Ende womöglich ein besseres Ergebnis verhinderte.
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Yuki Tsunoda steckte zu Beginn des Rennens hiner Nico Hülkenberg fest Zoom Download
"Mit einem perfekten Rennen hätte ich wahrscheinlich einen Platz weiter vorne landen können", berichtet Tsunoda, der als Zehnter letztendlich noch einen Punkt mitnahm. "Sicherlich hat der Start, bei dem ich zwei Positionen verloren habe, meinem Rennen geschadet", so der Japaner.
Er geht davon aus, dass er mit einer besseren ersten Runde eine Chance gehabt hätte, Lance Stroll im Aston Martin, der von P13 gestartet war und am Ende Neunter wurde, hinter sich zu halten. Doch nach dem schwachen Start konnten die Racing Bulls ihre Pace nicht ausspielen.
Tsunoda steckte zunächst hinter Nico Hülkenberg im Haas fest, und Teamkollege Ricciardo erklärt: "Ich denke, dass wir in den Runden, die wir bei freier Fahrt hatten, eine gewisse Pace zeigten. Ich habe das Gefühl, dass wir bei freier Fahrt wahrscheinlich ein Zehntel [Vorsprung], vielleicht zwei, auf Hülkenberg hatten."
"Ich denke daher, dass es ganz anders aussieht, wenn wir einen besseren Start haben", ärgert sich der Australier, der letztendlich als 13. überhaupt keine Punkte holte. Er glaubt, dass es ein "komplett anderes Rennen" gewesen wäre, wenn er beim Start nicht hinter Hülkenberg gerutscht wäre.
Noch keine Erklärung für schlechte Starts
Doch was genau war das Problem beim Start? "Das ist ein Thema für unser Team, an dem wir hart arbeiten", berichtet Tsunoda, der betont: "Wir haben uns ein wenig verbessert, aber wir brauchen sicher noch einen Schritt mehr, denn ich würde sagen, die Konstanz ist nicht da."
Tatsächlich waren die schlechten Starts in Imola für die Racing Bulls nicht die ersten in diesem Jahr. Tsunoda führt die Probleme unter anderem auf die Vorbereitung der Reifen zurück und ergänzt: "Ich denke, es liegt auch an der Konstanz, mit der man die Kupplung bedient."
Teamkollege Ricciardo fügt hinzu: "Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, was das Problem war. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es vermasselt habe. Ich hatte den Eindruck, dass bei dem [Start-]Vorgang alles gut lief. Wir müssen uns das ansehen."
Er habe erst danach durchdrehende Räder gehabt und betont ebenfalls, dass es in erster Linie darum gehe, Konstanz in die Starts zu bekommen. Denn beim Sprint in Miami, wo er starker Vierter wurde, habe er glücklicherweise keine Schwierigkeiten gehabt, berichtet der Australier.
"Ich muss nicht von allen den besten Start erwischen, aber ich muss wenigstens versuchen, die Position zu halten", betont er, und Tsunoda erinnert daran, dass Red Bull mit dem "gleichen Motor" offenbar kein Probleme dieser Art habe. "Es gibt also mit Sicherheit etwas, das uns fehlt oder das wir verbessern müssen", so der Japaner.
Ricciardo mit weiteren Kleinigkeiten nicht glücklich
"Es ist nicht ideal, vor allem, wenn man mehr mit Mercedes kämpfen will", erklärt Tsunoda, der in Imola im Qualifying mit Lewis Hamilton sogar einen Silberpfeil hinter sich lassen konnte. Nach dem schlechten Start war ein Angriff auf Mercedes im Rennen aber kein Thema mehr.
Vielmehr blieben für Tsunoda am Ende nur die Krümmel, die die fünf Topteams, die neun der ersten zehn Plätze belegten, übrigließen. Obwohl es "nicht leicht" gewesen sei, habe er am Ende als "Best of the Rest" zumindest noch einen WM-Punkt mitgenommen.
Fotostrecke: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams ...
Wenn es keine Zwischenfälle gibt, haben Alpine, Haas, Sauber, die Racing Bulls und Williams zu Beginn der Saison 2024 kaum Chancen auf Punkte in der Formel 1. In dieser Fotostrecke vergeben wir daher nur Zähler für diese fünf Teams nach dem klassischen Schema 10-6-4-3-2-1. Beim Sprint gibt es für die Top 3 Punkte (3-2-1). Fotostrecke
"Ich denke, zumindest das ist für uns positiv", so Tsunoda, dessen Teamkollege weniger zufrieden ist. Bei Ricciardo passte nämlich nicht nur der Start nicht, er war auch mit seiner Pace im zweiten Stint auf den harten Reifen nicht zufrieden.
"Sobald ich aus der Box kam, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass ich einen guten Peak auf dem Reifen hatte. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Balance großartig war", so Ricciardo, der auch mit der Strategie am Sonntag nicht komplett glücklich ist.
"Vielleicht hätten wir etwas anders machen können. Wahrscheinlich ist das jetzt leicht zu sagen", weiß er jedoch und erklärt, das Problem sei gewesen, dass er niemanden habe überholen können. Er selbst verlor dagegen in der letzten Runde noch einen Platz an Kevin Magnussen.
Racing Bulls "im Großen und Ganzen" zufrieden
Der Haas-Pilot sei schon vor Kurve 1 vor ihm gewesen, berichtet er und verrät: "Als ich Mitte des Rennens hinter Sargeant war, waren wir viel schneller, aber ich war in Kurve 1 nicht einmal neben ihm." Er betont daher: "Wir haben das Gefühl, dass die Leute uns ein bisschen leichter überholen können als wir sie."
Die reine Pace des Autos habe aber gepasst, stellt Ricciardo klar und erklärt: "Ich denke, das Auto ist definitiv auf einem guten Weg. Sicherlich gibt es noch ein paar Teile, die wir verbessern können, aber im Großen und Ganzen hat uns alles, was wir ans Auto gebracht haben, geholfen."
"Aston [Martin] ist ein Team, von dem wir dachten, dass sie ziemlich weit vor uns stehen würden", erinnert er. Und trotzdem habe man in Imola "mehr oder weniger" mit ihnen kämpfen können. "Das ist sehr ermutigend", so Ricciardo, dessen Teamkollege das ganz ähnlich sieht.
"Diese Woche in Imola habe ich nicht mit so viel Performance gerechnet", betont Tsunoda, der jedoch auch erklärt, dass die Pace immer etwas streckenabhängig sei. Für das kommende Rennen in Monaco habe er dennoch ein gutes Gefühl, weil sein Team dort "historisch" immer recht gut gewesen sei.
Faktisch liegt das letzte gute Monaco-Rennen für den früheren AlphaTauri-Rennstall jedoch bereits zwei Jahre zurück. 2021 wurde Pierre Gasly dort starker Sechster, in den beiden folgenden Jahren ging das Team aus Faenza im Fürstentum dagegen jeweils leer aus.