Im BMW und Red Bull: Zwei Siege für Verstappen an einem Tag!
Max Verstappen fährt neben dem Formel-1-Rennen auch noch ein Sim-Racing-Event auf der Nordschleife mit und holt einen weiteren Sieg
(Motorsport-Total.com) - Als Formel-1-Fahrer hat man nicht viel Freizeit. Und dann ist da noch Max Verstappen. Der amtierende Formel-1-Weltmeister ließ es sich nicht nehmen, am Wochenende des Großen Preises der Emilia-Romagna auch das virtuelle 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring auf der Sim-Racing-Plattform iRacing zu fahren.
Verstappen gilt als leidenschaftlicher Sim-Racer und als einer der Besten im virtuellen Cockpit. Gemeinsam mit Chris Lulham, Diogo Pinto und Florian Lebigre gewann er das 24-Stunden-Rennen in der virtuellen "Grünen Hölle" auf einem BMW M4 GT3 des Teams Redline, der ersten Adresse im Sim-Racing.
Verstappen baute sein Motorhome zu einem großen Simulator um, in der Fachsprache "Rig" genannt. Dort absolvierte er am Samstagabend und Sonntagmorgen Stints auf der virtuellen Nordschleife.
Auch für den dreimaligen Weltmeister war das eine neue Erfahrung: "So etwas habe ich noch nie an einem Tag gemacht. Und virtuell schon gar nicht. Wir üben sehr viel dafür. Deshalb bin ich mit dem Ergebnis natürlich sehr zufrieden." In der Nacht sei er nicht gefahren, weil er seinen Schlaf gebraucht habe, versichert er.
Die Bewunderung ist ihm jedenfalls sicher. "Er hat an einem Tag zwei Rennen gewonnen", sagt Teamchef Christian Horner. "Man hat gehört, was ihm das bedeutet. Gestern musste er sich seine Pole schon hart erarbeiten und heute hat er ein Meisterstück abgeliefert."
Deshalb macht man sich bei Red Bull auch keine Sorgen um Verstappens Nebentätigkeiten: "Er ist eine Rennmaschine. Er testet abends oft verschiedene Set-ups [im Sim-Racing]. Das ist also nichts Ungewöhnliches für ihn." Es ist Verstappens Art, abzuschalten.
Norris ebenfalls mit wenig Schlaf
Während der Pressekonferenz ließ es sich Verstappen nicht nehmen, Lando Norris ein wenig aufzuziehen. Norris ist ebenfalls begeisterter Sim-Racer, beide fuhren sogar im Jahr 2019 gemeinsam auf einem Auto die virtuellen 24 Stunden von Spa. Auch dort lag das Team Redline in Führung, bis Verstappen zehn Minuten vor Schluss das Bremspedal brach.
Seitdem hat sich Norris' Freizeitgestaltung allerdings verändert: "Ich habe keinen Simulator in meinem Motorhome. Ich mache definitiv nicht mehr so viel wie früher. Das liegt aber mehr daran, dass ich lieber Golf spiele. Max hasst Golf." Verstappen unterbricht ihn: "Ich bin ja auch kein alter Mann."
Viel geschlafen haben vor dem Rennen weder Verstappen noch Norris, allerdings aus ganz anderen Gründen: "Ich bin für den Boxkampf wach geblieben." Der Schwergewichtskampf zwischen Oleksandr Usyk und Tyson Fury zog auch Verstappen vor den Fernseher, wie er zugibt: "Ich habe mir den Kampf auch angesehen."
Norris' Abend war nicht weniger ausgefüllt als der von Verstappen: "Ich bin gegen 2 Uhr ins Bett gegangen. Meine acht Schlafstunden habe ich definitiv nicht bekommen. Ich habe auch Golf und Indianapolis [500, Qualifying] geschaut. Ich hatte also vier Bildschirme oder so."
"Aber ich respektiere das [was Max macht]. Ich bin damit aufgewachsen und habe viel in diese Richtung gemacht. Ich habe den Preis dafür gezahlt, dass ich so viel davon gemacht habe und nicht viel anderes, als ich aufwuchs. Mein Leben bestand buchstäblich aus Rennen, Simulatorrennen und dann, wenn ich gehen musste, aus der Schule."
"Ich habe nichts anderes gemacht. Ich bin nie ausgegangen. Nichts davon habe ich als Kind gemacht. Ich bin nie mit meinen Freunden ausgegangen und so. Ich war ein bisschen ein Einzelgänger. Jetzt hole ich die verlorene Zeit nach, indem ich rausgehe und andere Dinge mache, die mir mehr Spaß machen als Rennsimulationen."
"Ich glaube, die Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin, hat mich ein bisschen mehr davon weggebracht als beispielsweise Max. Vielleicht war es bei ihm genau umgekehrt. Ich liebe es immer noch und es macht mir Spaß. Ich spiele immer noch online. Aber es ist nichts, was ich an einem Samstagabend machen würde."
F1-Rennen fordert physischen Tribut
Bleibt die Frage, wie anstrengend es für Verstappen war. Körperlich stellt Sim-Racing keine großen Anforderungen, mental schon. "Es kann einen mental schon ein bisschen beeinträchtigen", sagt Norris. Wovon bei Verstappen im Formel-1-Rennen allerdings nicht viel zu spüren war.
Verstappen hat allerdings Schmerzen, wie er erklärt: "Ich bin einfach kaputt von den Schlägen [im Formel-1-Rennen], um ehrlich zu sein. Mein Rücken, alles tut weh. Es gab da draußen wirklich viele Bodenwellen." Gerade die Variante Alta erfordert ein kräftiges Räubern über die Randsteine, was die Formel-1-Autos nicht in vollem Umfang abfedern können.
"Nach 20 Runden habe ich meinen Rücken schon richtig gespürt. Deshalb freue ich mich auf das Bett. Vielleicht ein paar Schmerztabletten. Und eine Massage, aber das weiß ich noch nicht", schließt Verstappen ab.