Magnussen findet Miami-Strafen zu hart: "War nur außerhalb der weißen Linien"
Kevin Magnussen findet seine Miami-Strafen zu hart: Nur, weil er "außerhalb der weißen Linien gefahren" ist, hat er keine Rennsperre verdient, meint der Haas-Pilot
(Motorsport-Total.com) - Kevin Magnussen ist der aktuelle Strafenkönig der Formel 1: In China und Miami sammelte der Haas-Pilot so viele Strafpunkte, dass er kurz vor einer Rennsperre steht! Seine Fahrweise im Sprint von Miami, als er Mercedes-Pilot Lewis Hamilton mit aller Macht hinter sich lassen wollte, sorgte für Diskussionen im gesamten Rennzirkus.
Beim Versuch, sich gegen den siebenmaligen Weltmeister zu verteidigen, verließ Magnussen mehrfach die Strecke, verschaffte sich so einen klaren Vorteil im Duell mit Hamilton und kassierte dafür insgesamt drei (!) 10-Sekunden-Strafen. Hinzu kamen eine Fünf-Sekunden-Strafe und eine Verwarnung wegen Missachtung der Tracklimits.
Die Untersuchung wegen unsportlichen Verhaltens wurde hingegen eingestellt, weil die Sportkommissare keine Handhabe hatten. Dennoch wird Magnussen in den kommenden Rennen unter Beobachtung stehen, denn weitere Vergehen darf sich der Däne nicht erlauben - sonst droht ihm tatsächlich eine Rennsperre!
In der Pressekonferenz vor dem Imola GP bestätigt Magnussen, dass er "vorsichtig sein muss, um keine Rennsperre zu bekommen" und dass er ab sofort "ein anderes Rennen fahren muss", um keine weiteren Strafpunkte zu sammeln. Gleichzeitig stellt er die Entscheidung der Stewards bezüglich seines Verhaltens beim Sprint in Miami in Frage.
"Rennsperre wegen einer kleinen Sache"
"Die Tatsache, dass mir eine Rennsperre droht, weil ich außerhalb der weißen Linien - auf einem Stück Asphalt - gefahren bin, ich weiß nicht, ob ich das richtig finde", sagt Magnussen. "Aber so sind die Regeln. Ich akzeptiere das, aber ich habe das Gefühl, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt."
"Nicht nur in Bezug auf die [Straf-]Punkte. Es gibt jetzt mehr Rennen als zu der Zeit, als die Regeln eingeführt wurden, und ich habe das Gefühl, dass man am Ende wegen einer sehr kleinen Sache eine Rennsperre bekommen kann. Das ist mein Gefühl."
Mercedes-Pilot George Russell ist anderer Meinung. "Wenn man sich die letzten 20 Jahre anschaut, weiß ich nicht, wie viele Fahrer ein Rennverbot bekommen haben. Mir fällt in 20 Jahren nur einer ein", erinnert sich der Brite. "Wenn man sich ein Fußballspiel ansieht, gibt es regelmäßig Rote Karten."
"Man kann es also als Chance für einen jungen Fahrer sehen, zu zeigen, was er kann, wenn ein Fahrer eine Rennsperre verdient hat", meint Russell. Und selbst wenn "eine Rennsperre vielleicht etwas hart ist, sollten die Dinge nicht ungestraft bleiben".
Magnussen: Platztausch besser als Durchfahrtsstrafe
Auf die Frage von Motorsport.com, ob er Durchfahrtsstrafen für ähnliche Vergehen in Zukunft befürworte, schlägt Magnussen eine alternative Lösung vor: "Ich denke, das Beste wäre, wenn die FIA uns sagen würde, dass wir Positionen zurückgeben müssen, und die Konsequenzen, wenn wir das nicht tun, hart wären."
"Wirklich hart - um sicherzustellen, dass es gemacht wird. Denn ich denke, dass es erstens zu kompliziert wird und zweitens eine zu große Konsequenz für [diesen Verstoß] darstellt. Man muss in der Lage sein, ein bisschen Spielraum zu lassen, um die Grenze zu überschreiten und dann wieder herauszukommen."
"Komplett sinnfrei": Ralf kritisiert FIA
Ralf Schumacher findet, dass die Rennleitung das Verhalten von Kevin Magnussen in Saudi-Arabien 2024 nicht optimal gehandhabt hat. Weitere Formel-1-Videos
"Aber wenn sie es als unfairen Vorteil ansehen und eine Durchfahrtsstrafe verhängen, dann finde ich das nicht gut", sagt der Haas-Pilot, der 2021 in der amerikanischen IndyCar-Serie an den Start ging. "Ich mag die Art und Weise, wie dort gefahren wird. Ich finde, die Regeln sind sehr klar und einfach, und die Rennen sind großartig."
Weniger Auslaufzonen, mehr Kiesbetten
Das wünscht sich Magnussen auch für die Formel 1: "Eine Sache ist, dass die F1-Fahrer schnell sind, aber auch sehr gut im Rennen. Und ich denke, das muss man zeigen - das muss ein Teil davon sein", meint der Däne. "Wir kommen alle aus dem Kartsport und haben gelernt, gegeneinander Rennen zu fahren. Und ich habe das Gefühl, dass die Regeln in diesem Jahr der natürlichen Renndynamik, die wir alle von klein auf gelernt haben, etwas entgegenwirken."
"Aber das ist ein anderes Thema als das Verlassen der Strecke, das Aufhalten anderer und all diese Dinge, für die ich bestraft wurde. Ich denke, das kann gelöst werden, indem man uns sagt, dass wir die Plätze zurückgeben müssen und dass die Strafe für die Missachtung der Ansage sehr hart ist."
Die Strafen für das Verlassen der Strecke sind aber auch eine Folge der modernen Anforderungen an die Rennstrecken, mehr und oft breitere Auslaufzonen zu haben, um die Sicherheit für die verschiedenen Motorsport-Kategorien zu verbessern. Imola hat in dieser Hinsicht nachgebessert und für 2024 verbreiterte Kiesbetten in mehreren Schlüsselkurven umgesetzt.
Magnussen "bevorzugt Strecken mit Gras oder Kies auf der Außenseite, wo man einfach eine natürliche Begrenzung einbaut, die sich selbst reguliert". Die Art und Weise, wie moderne Formel-1-Strecken gebaut werden, ist in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Thema.
Magnussen kämpft um die eigene Position
Das Verhalten des Dänen, der nach eigener Aussage "das Spiel spielen musste", kam beim Haas-Team offenbar auch nicht gut an. Im Sprint von Miami erhielt Magnussen von seinem Ingenieur Mark Slade nicht einmal die Anweisung, seinem Teamkollegen Nico Hülkenberg den Rücken freizuhalten.
"Zu diesem Zeitpunkt war ich schon weit vorne und hätte meine Position abgesichert", glaubt der Deutsche. "Ich hatte sie sowieso sicher. Ich glaube, es war eher so, dass er auch für sich persönlich um diesen einen Punkt gekämpft hat. Ich denke, man muss das auch ein bisschen trennen."
Das erklärt auch, warum sich Hülkenberg so weit von Magnussen absetzen konnte, dass dieser kein DRS mehr nutzen durfte. "Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem", vermutet Hülkenberg. "Aber jeder weiß, dass Kevin Magnussen einer der Fahrer ist, die am schwierigsten zu überholen sind. Und ich verstehe die ganze Aufregung darum nicht, um ehrlich zu sein."