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Mercedes tritt auf der Stelle: Meilenweit von Red Bull und Ferrari entfernt
Mercedes hat es mit beiden Autos ins Q3 von Miami geschafft - Mit der Konkurrenz von Red Bull und Ferrari konnte das Team von Toto Wolff aber nicht mithalten
(Motorsport-Total.com) - Mercedes dominierte jahrelang die Formel 1, doch 2024 scheint wie im Jahr 2023 von der einstigen Stärke nicht mehr viel übrig zu sein. Im Qualifying zum Grand Prix von Miami kamen George Russell und Lewis Hamilton nicht über die Plätze sieben und acht hinaus. Damit liegt das Team von Toto Wolff weiterhin deutlich hinter den Top-Teams Red Bull und Ferrari. Auch den beiden McLaren-Piloten musste sich das Mercedes-Duo geschlagen geben.
"Ja, er [Hamilton] fährt eine Runde, die ein Zehntel weg ist - P3. Im nächsten Run geht dann gar nichts mehr", sagt der Teamchef nach dem Qualifying ratlos gegenüber Sky. "Das ist die Wissenschaft, die wir im Moment mit den Reifen nicht verstehen, wie man sie ins Fenster bekommt. Das ist keine Entschuldigung, denn alle anderen verstehen das besser."
Dabei verlief das Qualifying für Hamilton gar nicht so schlecht: Der Brite zog als Neunter direkt hinter Russell problemlos ins Q2 ein. In der zweiten Session brannte der siebenfache Weltmeister dann eine richtig starke Runde in den Asphalt und war nur 0,131 Sekunden langsamer als Charles Leclerc auf Platz eins und 0,098 Sekunden langsamer als Polesetter Max Verstappen auf Rang zwei.
Wolff gibt sich selbstkritisch
Doch in Q3 ging nichts mehr! Während an der Spitze Verstappen im Red Bull mit 0,141 Sekunden Vorsprung zu seiner sechsten Poleposition der Saison 2024 fuhr, landete Hamilton nur auf Rang acht, 0,040 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Russell und ganze 0,866 Sekunden hinter dem Niederländer an der Spitze. Auch ein letzter Versuch, noch etwas aus den Medium-Reifen herauszuholen, ging schief.
"Es ist zum Haare raufen, schau mich an", so Wolff. "Man muss einfach eingestehen, das ist so sau ärgerlich, dass wir immer wieder in Situation zurückfallen, wo immer wieder das gleiche Problem auftritt. Das ist, dass wir die Reifen überhitzen hinten. Keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, das ist nicht gut genug. Hilft eh nichts. Weiterlaufen, weiter streiten, weiter entwickeln und so wie McLaren vergangenes Jahr hoffentlich auf einen grünen Zweig kommen."
Während Wolff die Situation knallhart beurteilt und sich sowie das Team in die Pflicht nimmt, die "zähe" Entwicklung deutlich zu verbessern, suchen auch die Fahrer nach Erklärungen, warum das Auto im Qualifying von Miami nicht konkurrenzfähig war. Laut Hamilton war der Grip auf der Strecke konstant gut und keine Überraschung, aber die Reifen seien sehr "empfindlich".
Reifen machen Mercedes Probleme
"Wir haben Probleme, die Reifen ins Fenster zu bekommen und dann über eine Runde das Maximum aus ihnen herauszuholen", fasst der Brite die Schwierigkeiten für Mercedes in Florida zusammen. "In Q2 hatten wir einen Hoffnungsschimmer, aber in Q3 waren wir irgendwo im Nirgendwo. Dennoch war es ein guter Tag, denn wir haben es im Sprintrennen nach vorne und im Qualifying ins Q3 geschafft."
Sorgen bereitet dem 39-Jährigen der große Rückstand auf Red Bull, denn "acht Zehntel" seien "hart". "Wir kämpfen offensichtlich gegen Haas. Ich weiß nicht, ob es an der Pace unseres Autos oder an den Reifen lag. Ich denke, es hat viel mit den Reifen zu tun und wir haben unsere Probleme. Das ist schon das ganze Jahr so."
Russell schlug seinen Teamkollegen um Haaresbreite, ist mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden. Dennoch sagt er: "Platz sieben und acht, wir müssen akzeptieren, wo wir jetzt stehen. Wir sind einen Schritt hinter McLaren und Ferrari und einen großen Schritt hinter Red Bull. Was wir heute gezeigt haben, war das Maximum, denke ich."
Russell hofft auf Kehrtwende
Wie Wolff glaubt auch Russell, dass die Konkurrenz ihre Hausaufgaben besser gemacht hat. "Vielleicht haben einige Änderungen, die wir Ende vergangenen Jahres vorgenommen haben, unsere Entwicklung überkompensiert. Wir stoßen mit dem Auto an Grenzen, die ganz anders sind als vor zwölf Monaten. Wir haben so hart gearbeitet, um die Probleme zu lösen, aber wir sind etwas zu weit gegangen. Jetzt müssen wir uns schnell verbessern."
Der Brite ist optimistisch, dass Mercedes die Trendwende schaffen kann, denn die Daten würden zeigen, mit welchen Problemen das Team derzeit zu kämpfen hat. "Wir sind von einem Extrem ins andere gerutscht", erklärt er. "Wir müssen zurück und die goldene Mitte finden." Das würde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Upgrades ausgiebig entwickelt und getestet werden müssen, bevor sie im Rennen eingesetzt werden können. "Wir würden das gerne morgen lösen, aber das ist die bittere Realität in der Formel 1."
Wolff glaubt auch nicht, dass ein Top-Ingenieur wie Adrian Newey, der für die Saison 2025 auf dem Markt ist, eine schnelle Lösung finden würde. Auf die Frage von Sky, ob der aktuelle Red-Bull-Ingenieur kein Thema für sein Team sei, antwortet Wolff: "Das kann man so nie sagen."
Hamilton wünscht sich besseres Arbeitsfenster
"Er ist ein unglaublicher Ingenieur, aber im Moment ist es so, dass selbst der größte Magier wahrscheinlich Schwierigkeiten hätte, die Probleme bei uns zu lösen", gibt der Teamchef zu. Doch was bedeutet das für das Rennen in Miami? Hat Mercedes im Sunshine-State dennoch das Potenzial für einen Podestplatz?
"Wir liegen acht Zehntel zurück", so Hamilton nüchtern. "Das wird so schnell nichts werden. Aber das Qualifying war besser. In Q2 fühlte sich das Auto gut an, aber in Q3 war es wieder unberechenbar. Unser Reifenfenster ist sehr klein. Ich denke, es liegt an den Reifen. Ich kann mich nicht erinnern, mit einem Auto jemals ein so kleines Reifenfenster gehabt zu haben.
"Ich glaube, wir haben das Set-up optimiert", fährt der Brite fort. "Das Auto fühlt sich gut an, die Balance passt. Ich weiß nur nicht, ob wir so schnell sind wie die Jungs vor uns." Hamilton wünscht sich gleichzeitig das alte Arbeitsfenster der Reifen zurück, das er in der Vergangenheit hatte. "Es ist, als ob das Auto immer auf der Kippe steht, wir haben definitiv Probleme mit dem Auto. Wir wissen, dass die aerodynamische Balance nicht da ist, wo wir sie haben wollen."