Hülkenberg hat Mitleid mit Leclerc: "Hat auch Vorteile bei Haas zu fahren"
Nico Hülkenberg scherzt nach dem Formel-1-Qualifying von China über einen Fan-Hype um Charles Leclerc und erklärt, warum der Haas im Sprint gar nicht ging
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying zum Großen Preis von China war Nico Hülkenberg wieder zum Spaßen aufgelegt, nachdem der Tag zunächst mit Platz 19 im Sprintrennen noch sehr enttäuschend begonnen hatte. Der Emmericher konnte später im Zeittraining jedoch bis ins Q3 einziehen und wird das Rennen am Sonntag von Startposition neun beginnen.
Dementsprechend gut gelaunt zeigte sich der 36-Jährige nach der Session am Sky-Mikrofon, wo zunächst Experte Nico Rosberg einen Kommentar zu seinem Kleidungsstil abbekam: "Schöne Jacke, Mensch. Feiner Zwirn immer der Rosberg. Nur vom feinsten", ehe er daraufhin Mitleid mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc zeigte, der neben ihm von einer Fantraube verfolgt wurde: "Der arme Charles. Hat auch Vorteile bei Haas zu fahren."
Doch der Tag des einzigen deutschen Fahrers im Feld hatte noch ziemlich ernüchternd begonnen, nachdem sein Haas-Team bereits am Freitag vor dem Sprintqualifying mit dem Set-up "falsch abgebogen" ist. Das führte nicht nur zu einer schwachen Pace auf einer Runde und im Renntrimm, sondern auch zu einem sehr hohen Reifenverschleiß. Hülkenberg ging als 13. in den Sprint, doch in Runde 15 von 19 war er am Ende des Feldes angelangt.
"In den ersten fünf Runden, im dichten Verkehr, sind die Reifen richtig kaputtgegangen", sagt er. "Dann ging gar nichts mehr. Wir sind auch auf gebrauchten Reifen gestartet, was natürlich schon mal nicht so optimal ist, weil der Reifen schon ein bisschen gelitten hat. Aber wir sind gestern beim Set-up falsch abgebogen. Hat sich nicht gut angefühlt, gestern schon im Quali nicht. Und das hat sich [im Sprint] wieder bestätigt."
Neue Sprintregeln spielen Haas in die Karten: "Abgefallen wie heiße Äpfel"
Seit diesem Jahr dürfen die Teams mit der Veränderung am Sprintformat nach dem Abschluss des Sprint-Segments beim Set-up nachbessern, um in den Disziplinen für das Hauptrennen Probleme zu beseitigen. Nach der Fehlentscheidung am Freitag ist Haas zurückgerudert und das mit Erfolg, denn Startplatz neun für Hülkenberg lässt auf Punkte am Rennsonntag hoffen.
"Es war einfach eine gute Qualiperformance", sagt er. "Dieses Sprintformat, nur ein Training zu haben gestern ... Es zeigt wieder, das ist nicht einfach für Fahrer und Teams, weil wir haben nach dem FT1 das Auto ein bisschen umgebaut. Natürlich in dem Gedanken und mit dem Wollen, es zu verbessern, aber leider ist das Gegenteil eingetreten."
"Und das haben wir dann heute morgen auch gesehen, wie ich da abgefallen bin wie so heiße Äpfel. Es ging gar nichts und von daher bin ich sehr froh, dass wir dieses Jahr die Regeln geändert haben und das Parc Ferme aufgegangen ist jetzt nach dem Sprintrennen. Und wir konnten es wieder korrigieren und korrekt stellen, also das hat geholfen natürlich."
Das "Idealszenario" für Hülkenberg sei nun ein guter Start im Rennen, damit er hinter den Topteams in freier Luft fahren kann. Das Sprintrennen hat bereits gezeigt, dass zu langes Hinterherfahren die Reifen stark verschleißen lässt und damit Performance kostet: "Wenn die vorne weg fahren und ich habe freie Luft und die hinter mir dürfen sich die Reifen kaputt fahren, das wäre das Wunschszenario", so Hülkenberg.
Boxengassenvorfall bleibt für Hülkenberg ohne Folgen
Kurz nach dem Qualifying war jedoch unsicher, ob der Haas-Pilot überhaupt von Startplatz neun in das Rennen gehen wird, da er für ein Vergehen in der Boxengasse im ersten Qualifyingsegment untersucht wurde. Hülkenberg überholte gleich zwei Autos in der Boxenstraße, damit seine Reifen nicht zu stark abkühlen.
"Es ist immer ein riesiger Rückstau und mit der Kupplung ist das nicht einfach", erklärt er den Vorfall. "Ich habe eigentlich vorher das Team gefragt, ob ich da fahren kann. Das wurde bejaht, von daher habe ich auch nicht gezögert."
Die Kommissare haben für den Vorfall eine Verwarnung ausgesprochen, da Hülkenberg gegen Artikel 34.8 des FIA-Formel-1-Sportreglements und Anhang L, Kapitel IV, Artikel 5 d) des Internationalen Sportgesetzes verstoßen hat.
"Die Sportkommissare haben den Fahrer von Wagen 27 [Nico Hülkenberg] und den Teamvertreter angehört sowie Video-, Teamfunk- und In-Car-Video-Beweise geprüft und festgestellt, dass Wagen 27 zwei Fahrzeuge auf der Überholspur überholt hat, was einen Verstoß darstellt", heißt es im Urteil.
"Der Fahrer erklärte, er habe sich erkundigt, ob er dies dürfe, und das Team habe [fälschlicherweise] bestätigt, dass er dies dürfe. Wir haben dies durch Abhören des Teamfunks bestätigt. Ungeachtet der falschen Anweisungen des Teams hätte der Fahrer das Reglement kennen müssen und nicht in der Boxengasse überholen dürfen. Wir sprechen daher einen Verweis aus."
Bereits nach dem Sprintqualifying am Freitag wurde Fernando Alonso von den Stewards für ein Überholmanöver in der Boxengasse untersucht, doch die Kommissare stellten fest, dass der Aston-Martin-Pilot Guanyu Zhou erst nach dem weißen Strich und somit in der Boxengassenausfahrt überholt hatte, was regelkonform ist. Hülkenbergs Überholmanöver fand jedoch vor der weißen Linie und somit innerhalb der Boxengasse statt.