Trotz P2: Warum Toto Wolff nach dem Sprint-Qualifying "frustriert" ist
Für Toto Wolff geht es in Ordnung, dass die gestrichene Pole-Zeit von Lando Norris wieder zählt: Ohne Tracklimits wäre der McLaren potenziell noch schneller gewesen
(Motorsport-Total.com) - Für einen kurzen Augenblick wähnte sich Lewis Hamilton auf der Poleposition zum Sprintrennen in China (Formel 1 2024 live im Ticker). Zwar war Lando Norris auf seiner schnellsten Runde noch einmal stolze 1,261 Sekunden schneller als der siebenmalige Weltmeister, doch die Rennleitung strich die Zeit des McLaren-Piloten aufgrund von Tracklimits.
Lange konnte sich Hamilton aber nicht über die erste Pole seit Budapest 2023 freuen, denn überraschend wurde die Zeit von Norris wieder anerkannt, der damit am Samstagmorgen doch auf der Pole stehen wird.
Denn Norris war zwar in der letzten Kurve der Runde davor mit vier Rädern über die Streckenbegrenzung rausgefahren, allerdings wurde ihm dabei nicht nur jene Runde gestrichen, sondern auch die folgende.
Dass ein Tracklimit-Vergehen in der letzten Kurve auch Auswirkungen auf die folgende Runde haben kann, das ist nichts Neues. Allerdings ist für China diesbezüglich nichts vermerkt, sodass Norris seine Zeit doch behalten durfte.
Das ist zwar ärgerlich für Lewis Hamilton und Mercedes, doch Motorsportchef Toto Wolff kann mit dieser Entscheidung leben: "Ich habe gesehen, dass er mit vier Rädern neben der Strecke war, aber um ehrlich zu sein, war das sogar langsamer", sagt er gegenüber Sky. Denn außen an der Kurve gibt es jetzt ein Kiesbett, sodass ein Abkommen von der Strecke kein Vorteil mehr ist.
"Er wäre also vermutlich sogar noch schneller gefahren, von daher ist das okay für mich", sagt Wolff.
Schwierigkeiten bis zur letzten Sekunde
Bis zu Hamiltons gezeiteter Runde schien der Brite aber große Probleme gehabt zu haben. "Es waren ziemlich schwierige Bedingungen, es gab nicht viel Grip", sagt er. "Aber als ich gesehen habe, dass der Regen kommt, war ich glücklich, weil wir im Trockenen nicht schnell genug waren. Aber dann fügte sich alles zusammen."
Dass Hamilton überhaupt in SQ3 kam, war ziemlich knapp. Wie Teamkollege George Russell hatte Hamilton in SQ2 Schwierigkeiten mit kalten Reifen nach dem Anstehen an der Ampel an der Boxenausfahrt. Doch während Russell als Elfter scheiterte, zog Hamilton knapp in SQ3 ein.
"Ich bin verärgert, dass wir in SQ2 so danebengehauen haben mit beiden Autos", hadert Wolff. Doch Mercedes lernte daraus und schickte Hamilton im letzten Abschnitt erst aus der Garage, als alle anderen schon aus der Box gefahren waren.
Hamilton holt neuen Reifen
Allerdings kehrte Hamilton nach der Outlap schon wieder in die Box zurück, um sich andere Intermediates zu holen. "Das war Absicht", verrät Wolff. "Wir haben die Spezifikation der Reifen ein wenig verändert, sagen wir mal so." Was genau man gemacht hat, verrät er nicht, allerdings dürfte es sich um eine Anpassung des Reifendrucks gehandelt haben.
Doch es schien zu helfen, denn zwei Sekunden vor Ablaufen der Zeit fuhr Hamilton plötzlich eine neue absolute Bestzeit, die neun Zehntelsekunden unterhalb der bisherigen Bestmarke von Fernando Alonso lag.
"Ich glaube, es zeigt, dass alles auf die Vorbereitung des Reifens ankommt", meint Wolff. "Wir haben das Richtige gemacht. Die Reifen waren im Sweet-Spot, und das hat zusammen mit einer tollen Leistung die Zeit gebracht."
Wenn da nicht noch Lando Norris gewesen wäre.
Ist Red Bull im Sprint zu halten?
Trotzdem ist Platz zwei aus Sicht von Mercedes eine gute Ausgangslage für den Sprint am Samstag (5:00 Uhr MESZ). Was dann möglich ist? "Keine Ahnung, eine Wundertüte", sagt Wolff.
"Ich glaube nicht, dass wir gegen die Red Bull genug Pace haben", so der Österreicher. Die starten im Sprint von den Positionen vier und sechs, haben durch die lange Gerade aber gute Aussichten, um noch nach vorne zu kommen. Norris und McLaren könnten aber dafür schlagbar sein, glaubt er.
"Aber wir wissen es nicht. Wir haben keine Daten aus dem ersten Training. Es könnte auch sein, dass sie deutlich schneller sind - oder andersherum."
Hamilton selbst will abwarten, wie die Bedingungen aussehen: "Wenn es so wie heute ist, dann haben wir eine Chance mitzuhalten, aber wenn es trocken ist, dann werden die Ferraris und Red Bulls uns überholen. Vielleicht können wir aber einige andere hinter uns halten."