• 19. April 2024 · 10:51 Uhr

Regen im Sprintquali: Norris-Runde erst gestrichen - dann auf Pole!

Verwirrung um die Tracklimits: Lando Norris steht beim Sprint in Schanghai auf Poleposition, gefolgt von Lewis Hamilton und Fernando Alonso

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris hat sich im Sprintqualifying überraschend die Poleposition für das Sprintrennen in Schanghai gesichert. Der McLaren-Fahrer setzte bei Regen in SQ3 eine Bestzeit von 1:57.940 Minuten und verwies damit Lewis Hamilton (Mercedes/+1,261) und Fernando Alonso (Aston Martin/+1,975) auf die Plätze 2 und 3.

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Lando Norris sicherte sich die Poleposition für den Sprint beim Grand Prix von China Zoom Download

Norris musste um den ersten Platz allerdings zittern. Denn als er in Führung ging, wurde ihm die Runde wegen Tracklimits in Kurve 16 zunächst gestrichen. Der Brite war in der Zielkurve rechts um etwa eine Reifenbreite neben die weiße Linie geraten. Wenig später gab die Rennleitung bekannt: "Time will be reinstated." Also: Zeit gilt doch.

Max Verstappen (Red Bull) wurde mit 2,088 Sekunden Rückstand Vierter, gefolgt von Carlos Sainz (Ferrari), Sergio Perez (Red Bull), Charles Leclerc (Ferrari), der übrigens bei einem Abflug Glück hatte, dass sein Auto unbeschädigt blieb, Oscar Piastri (McLaren) und Valtteri Bottas (Sauber) auf Platz 10, der nach der ersten SQ2-Runde noch auf Platz 2 gelegen war.

Nico Hülkenberg verlor diesmal sein Stallduell gegen Kevin Magnussen (beide Haas) knapp und belegte den 13. Platz.

Im Sprintqualifying wurde die Startaufstellung für das Sprintrennen am Samstagmorgen ermittelt.

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Warum galt Norris' Runde plötzlich dann doch?

Üblicherweise wird, wenn ein Fahrer zum Beispiel in der Zielkurve neben die Strecke fährt, auch die nächste Runde gestrichen, weil derjenige durch mehr Schwungholen einen Vorteil haben konnte. Das war der Grund, weshalb Norris' Zeit zunächst gestrichen wurde. "Seine Polerunde war komplett sauber, da gibt es kein Problem", erklärt McLaren-Teamchef Andrea Stella.

Doch die Regel mit der nachfolgenden Runde gilt nur auf Strecken, auf denen ein Überfahren der weißen Linie in der Zielkurve wirklich dabei helfen kann, mehr Schwung zu holen. Wie zuletzt beim Saisonauftakt 2024 in Bahrain. In Schanghai bringt das aber keinen Vorteil, weil außen in der Zielkurve Kies liegt. Ergo findet sich die Regelpassage an diesem Wochenende auch nicht in den Notizen des Rennleiters.

Die Zeitnahme ist jedoch darauf standardmäßig ausgelegt, nach Überfahren der Tracklimits auch die nachfolgende Runde zu streichen. Die Rennleitung musste erst prüfen, ob Norris dadurch einen Vorteil erlangt hatte. Als klar war, dass das nicht der Fall war, wurde seine Runde regelkonform wiederhergestellt.

Was war bei Verstappen los?

Der dreimalige Weltmeister gilt eigentlich als Regenspezialist. Umso überraschender, dass er in SQ3 keine einzige wirklich saubere Runde hinbekam. Seine Erklärung: "Ich habe überhaupt keine Temperatur in die Reifen bekommen. Es war, als würde ich auf Eis fahren. Im Nassen funktioniert das Auto nicht. Im Trockenen sag es ganz gut aus. Daher glaube ich, dass wir im Sprint noch Möglichkeiten haben."

Die Reifentemperatur war laut Helmut Marko der Schlüssel zur Performance. Auch Hamilton sei in SQ2 noch "hoffnungslos herumgerutscht", aber "dann hat er Reifen gewechselt, mit höherem Luftdruck, nehme ich an. Dann war er plötzlich wettbewerbsfähig", sagt Red Bulls Motorsportkonsulent im Interview mit ServusTV.

"Wir hatten bei beiden Autos den nahezu identischen Luftdruck. Trotzdem ist die Temperatur bei Perez mit jeder Fahrt eine Sekunde angestiegen. Er war auch wettbewerbsfähig und hätte ohne seinen Ausrutscher ganz vorne sein können. Bei Max kamen einfach keine Temperaturen in die Reifen. Warum, das wissen wir auch nicht."

Warum fuhr in SQ2 keiner eine zweite schnelle Runde?

Vor Beginn von SQ2 lag Spannung in der Luft. Erstens, weil sich jenes Feuer auf dem Rasen neben der Strecke wieder entzündete, das schon während des Freien Trainings gebrannt hatte (ausgelöst wahrscheinlich durch Funkenschlag von vorbeifahrenden Autos). Das verzögerte die Fortsetzung der Session um ein paar Minuten. Und dadurch begann es zu tröpfeln, als SQ2 um 9:54 Uhr Ortszeit begann.

Fahrer und Teams waren jetzt in einer schwierigen Position und drängelten sich auf Slicks an der Boxenausfahrt um die besten Positionen. Denn womöglich würde nur zu Beginn von SQ2 eine halbwegs trockene Runde möglich sein. Als das SQ2 losging, hatten die Zuschauer ihre Regenschirme schon aufgespannt.

Dann konnten alle 15 Teilnehmer eine Runde im Trockenen drehen - auch die beiden Red Bulls, die ganz gelassen erst später rausfuhren als die anderen -, ehe aus dem Tröpfeln ein richtiger Schauer wurde. Damit war es de facto unmöglich, auf einer etwaigen zweiten Runde eine Zeitenverbesserung zu schaffen.

So flog mit George Russell (Mercedes) auch einer der "Big Names" raus - als Elfter, 0,038 Sekunden hinter Zhou. Dass Zhou eine Runde weiter war, ließ Jubel auf den Tribünen aufbranden. Gemeinsam mit Russell mussten auch Kevin Magnussen, Nico Hülkenberg (beide Haas), Daniel Ricciardo (Racing Bulls) und Lance Stroll (Aston Martin), der Schnellste des Vormittagstrainings, die Segel streichen.

Russell erklärt sein frühes Aus so: "Wir wollten so früh wie möglich rausfahren, standen dann aber in der Boxengasse hinter zwölf anderen Autos, als es losging. Da fiel die Reifentemperatur in den Keller. Ein Zehntel schneller, und du stehst gleich vier, fünf Plätze weiter vorn. Schade, dass wir wieder am hinteren Ende dieser Gruppe sind."

Aus in SQ1: Was sagt das über das Alpine-Update?

Bereits in SQ1 gab's die erste Überraschung des Tages. Denn obwohl Alpine nur Esteban Ocon mit dem neuesten Update ausgestattet hat, war Pierre Gasly der Schnellere im teaminternen Duell. Zwischen den beiden lagen am Ende des Segments 0,088 Sekunden.

Gasly und Ocon schieden als 16. und 17. aus, ebenso wie Alexander Albon (Williams), Yuki Tsunoda (Racing Bulls) und Logan Sargeant (Williams). Sargeant fühlte sich auf seiner ersten schnellen Runde von Gasly behindert. Für die zweite Runde gibt's keine Ausreden: "Sorry, Mann, ich habe echt alles gegeben", entschuldigte er sich am Boxenfunk regelrecht für den letzten Platz.

Glück hatte übrigens Zhou: Der Lokalmatador war nur um 0,088 Sekunden schneller als Gasly und qualifizierte sich als 15. für SQ2.

Sprintqualifying: Startaufstellung wofür genau?

Bis Ende 2023 wurde an Sprint-Wochenenden am Freitagnachmittag das Hauptqualifying gefahren und die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag ermittelt. Das ist 2024 anders. Die Bestzeit im Sprintqualifying bedeutet die Poleposition für das Sprintrennen am Samstagmorgen. Das Hauptqualifying findet dann am Samstagnachmittag statt.

Für das Sprintqualifying gibt's keine WM-Punkte. Das ermittelt nur die Startaufstellung für das Sprintrennen. Für das Sprintrennen dann schon, und zwar nach dem Schema 8-7-6-5-4-3-2-1, also für Platz 1 bis Platz 8.

Neu ist 2024 auch die Parc-ferme-Regelung. Die Teams dürfen an den Set-ups der Autos zwischen Sprintqualifying und Sprintrennen nicht arbeiten. Danach, zwischen Sprintrennen und dem Hauptqualifying am Samstagnachmittag, darf an den Autos aber beliebig gearbeitet werden. Bis Ende 2023 durften die Autos schon ab Freitagnachmittag gar nicht mehr angerührt werden.

Wo kann man Sprint und Rennen live sehen?

Schanghai ist das erste von sechs Sprint-Rennwochenenden der Formel-1-Saison 2024 (Hier geht's zum kompletten Kalender!) - mit verändertem Format: Das Sprintqualifying steigt am Freitagnachmittag, das Sprintrennen am Samstagmorgen, das Qualifying für den Grand Prix am Samstagnachmittag und der Grand Prix wie immer am Sonntag.

In Deutschland wird der Grand Prix von China nicht im Free-TV übertragen. Wer Sprint und Rennen live sehen will, muss auf einen Bezahlservice setzen. Start zum Sprint ist am Samstag um 5:00 Uhr, Start zum Rennen am Sonntag um 9:00 Uhr. Jeweils deutscher Zeit, bei sechs Stunden Zeitverschiebung zwischen München und Schanghai. (Hier geht's zur TV-Übersicht!)


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