• 09. April 2024 · 11:23 Uhr

Leclerc ärgert sich: Qualifying-Pace lag an falscher Reifenbehandlung

Was Ferrari-Fahrer Charles Leclerc im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Japan falschgemacht hat und welche Auswirkungen das auf den Grand Prix hatte

(Motorsport-Total.com) - "Als Fahrer muss man immer auch das Negative sehen", sagt Charles Leclerc. Und das war beim Japan-Grand-Prix 2024 in Suzuka aus seiner Sicht das Qualifying. Denn wo sein Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz im SF-24 den vierten Platz belegte, kam Leclerc im Schwesterauto nicht über P8 hinaus.

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Charles Leclerc im Ferrari SF-24 beim Formel-1-Rennen in Japan 2024 Zoom Download

Das irritiert Leclerc, denn er hält sich für einen Qualifying-Spezialisten: "Normalerweise bin ich am Samstag ja ziemlich gut. Aber seit zwei Rennwochenenden kämpfe ich damit, die Reifen ins richtige Fenster zu kriegen." Das schränke ihn über eine schnelle Runde ein.

Im Rennen dagegen gäbe es nichts zu beanstanden. Platz vier mit einer Einstopp-Strategie sei in Suzuka das Maximum gewesen, betont Leclerc. "Besser wäre es nicht gegangen und ich bin sehr zufrieden mit diesem Sonntag."

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur denkt ähnlich: "Wenn wir etwas ändern müssen, dann am Samstag. Denn am Sonntag war das Reifenmanagement gut und die Pace war okay."

Leclercs Abschneiden im Qualifying in Japan aber sei auch den Umständen geschuldet gewesen, meint Vasseur. Es sei Leclerc im ersten Segment nicht gelungen, eine "Mega-Runde" hinzulegen. "Wir mussten deshalb einen zweiten Reifensatz [Soft] verwenden, weil wir etwas in Gefahr geraten waren. Und dann stehst du in Q3 eben mit nur einem Reifensatz da."

Damit befinde sich ein Formel-1-Fahrer "ein bisschen in der Zwickmühle", sagt Vasseur. Denn ein Fehler auf der einzigen schnellen Runde in Q3 könne leicht P10 in der Startaustellung bedeuten.

Leclerc glaubt: Alles eine Frage der Reifen

Doch nicht nur Leclerc habe das Qualifying nicht optimal bestritten, auch Ferrari habe Verbesserungsbedarf, sagt der Teamchef: Seine Mannschaft habe für Leclerc "nicht den richtigen Ansatz" gewählt.

Für Leclerc war es "hundertprozentig" ein Reifenthema. "Meine Runden waren nämlich eigentlich nicht so schlecht. Aber die Reifen haben mir einfach keinen Grip geboten."

Vermutlich liege der Fehler in der Aufwärmrunde vor der schnellen Runde, sagt Leclerc. "Da habe ich einen schlechten Job gemacht, und das ist sehr frustrierend, wenn man eigentlich zufrieden ist mit seiner [schnellen] Runde, aber dann im Nirgendwo steht. Darauf muss ich mich also konzentrieren."

Was sich Leclerc von der Datenanalyse verspricht

Es gehe bei der Vorbereitung der Reifen um "Details", meint Leclerc und kündigt eine "intensive Datenanalyse" an bis zum China-Grand-Prix in Schanghai. Er sei grundsätzlich zuversichtlich: "Jedes Mal, wenn ich mich auf etwas konzentriert habe, konnte ich mich ziemlich schnell verbessern. Deshalb bin ich nicht sehr besorgt. Aber ich muss in Schanghai einen Schritt nach vorne machen."


Fotostrecke: Suzuka: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Ferrari-Teamchef Vasseur glaubt an seinen Fahrer und gibt sich "überzeugt davon, dass Charles schon bald zurückschlagen wird", schließlich sei Leclerc "ein Fahrer, der im Qualifying [immer] gut ist". Das beweise Leclercs Qualifying-Bilanz der jüngsten Monate mit sechsmal Reihe eins zwischen Austin 2023 und Sachir 2024. "Aber natürlich kann man nicht glücklich sein, wenn der Teamkollege auf P4 und man selbst auf P8 steht", sagt Vasseur.

Leclerc setzt sich selbst unter Druck

Deshalb setzt sich Leclerc vor dem fünften Formel-1-Rennwochenende der Saison 2024 selbst unter Druck und will in Schanghai "definitiv" vor allem die Qualifying-Pace verbessern. Es gehe ihm darum, "das richtige Fenster [zu finden] und den Umgang mit den Reifen zu verfeinern", damit er die Pirelli-Pneus "konstanter ins Einsatzfenster bringen" könne. "Gelingt mir das", sagt Leclerc, "kommt die Pace sicher zurück."

Zumal sie im Rennen nie weg war: Die erfolgreiche Einstopp-Strategie in Suzuka habe gezeigt, dass Leclerc grundsätzlich mit den Reifen umgehen könne, sagt Teamchef Vasseur. Die Variante mit nur einem Reifenwechsel sei im Vergleich zur klassischen Zweistopp-Strategie "etwas schwieriger, weil man alles unter Kontrolle halten und der Versuchung widerstehen muss, ein bisschen mehr zu pushen".

Leclerc habe seine Sache hier "gut gemacht", sagt Vasseur, zumal "zwei Stopps bei freier Fahrt das Optimum" waren. Leclerc aber geht davon aus: Selbst eine Zweistopp-Strategie hätte sein Rennen nicht dramatisch verändert, sondern unterm Strich das gleiche Ergebnis gebracht: P4 hinter Teamkollege Sainz.

Ferrari erkennt echte Reifen-Fortschritte

Dass Ferrari überhaupt diese Positionen einnehmen kann, liegt laut Teamchef Vasseur am verbesserten Reifenhaushalt des Ferrari-Fahrzeugs. "Wir gehen dieses Jahr generell viel besser mit den Reifen um und haben in Dschidda und Melbourne jeweils in der letzten Runde die schnellste Runde erzielt. Beinahe hätten wir das auch in Suzuka geschafft", meint er.

Diese "Schwachstelle" habe Ferrari also erfolgreich bearbeitet. "Aber wenn wir noch besser werden wollen, müssen wir auch noch andere Stellen optimieren. Und nur weil es an einem Tag funktioniert hat, muss es an einem anderen Tag nicht automatisch ebenfalls funktionieren. Wir müssen also wachsam bleiben. Denn schon in China gibt es anderen Asphalt und anderes Wetter. Das wird eine neue Aufgabe für uns."

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