Piastri: Für McLaren wäre die Einstopp-Strategie unmöglich gewesen
McLaren-Fahrer Oscar Piastri erklärt, weshalb das Formel-1-Rennen in Suzuka 2024 "etwas enttäuschend" verlief für sein Team und woran das hauptsächlich lag
(Motorsport-Total.com) - "Es ist natürlich etwas enttäuschend, nicht näher an Ferrari und Red Bull dran zu sein", sagt Oscar Piastri. Doch für den McLaren-Fahrer und sein Team war das beim Japan-Grand-Prix 2024 in Suzuka die Realität: Über die Renndistanz hinweg war McLaren höchstens dritte Kraft.
Zu den Gründen kann Piastri bislang nur spekulieren: "Wir hatten ein bisschen mit den Reifen und der Pace zu kämpfen und waren nicht ganz so schnell wie die Autos um uns herum", so sagt er bei Sky. "Warum, das müssen wir noch herausfinden. Aber ja, es gibt definitiv einige interessante Dinge zu lernen."
Zum Beispiel darüber, weshalb es Red Bull und Ferrari gelungen ist, mehr aus den Pirelli-Einheitsreifen zu machen, wo doch die Trainingszeit von allen Teams wetterbedingt eingeschränkt war. "Hat uns das mehr betroffen als andere? Schwer zu sagen", meint Piastri. "Es war vor dem Rennen einfach unklar, wie die Pace aussehen würde, weil wir keine Longruns absolviert hatten."
Umso erstaunter sei er gewesen, als er die Einstopp-Versuche der Konkurrenz gesehen hatte, sagt Piastri. Vor allem die Ferrari-Taktik von Charles Leclerc sei aus seiner Sicht "beeindruckend" gewesen. "Und ich glaube nicht, dass wir mit nur einem Stopp durchgekommen wären." Piastri kam deshalb zweimal an die Box und fuhr mit einer Strategie Medium-Hard-Medium bis ins Ziel.
Warum McLaren keine Einstopp-Strategie probierte
Das lag auch daran, dass McLaren die Einstopp-Variante als generell "langsamere Strategie" eingestuft hatte. "Diese Taktik sieht [nur] attraktiv aus, weil man einen Stopp weniger braucht", erklärt Teamchef Andrea Stella. "Aber: Der Reifenverschleiß ist damit zu groß. Bleibt man bei zwei Stopps, gewinnt man die ganze Zeit [für den zusätzlichen Stopp] wieder zurück."
Deshalb sei eine Einstopp-Strategie bei McLaren "kein Thema" gewesen, betont Stella. Sein Team habe einzig während der Rotphase mit dem Gedanken gespielt, es vielleicht doch zu versuchen, die Idee dann aber wieder verworfen. Nur Ferrari mit Leclerc und Haas mit Kevin Magnussen brachten eine Einstopp-Taktik bis ins Ziel.
"Gut für sie", sagt Stella. "Es ist aber nicht so, dass man mit einem Stopp Rennzeit gewinnen kann. Die Rennzeit kommt durch die Geschwindigkeit des Autos." Und die hatte McLaren in Suzuka im Vergleich einfach nicht, zumindest nicht Piastri: Laut dem Datenvergleich bei F1 Tempo lag dessen Speed in allen drei Stints unter der Leistung von Ferrari-Fahrer Carlos Sainz.
Wo Piastri langsamer war als Norris
Lando Norris im anderen McLaren MCL38 wiederum hielt besser mit als Piastri. Was die Frage aufwirft, warum die McLaren-Fahrer in Suzuka so unterschiedlich unterwegs waren. Denn bereits im Qualifying war Norris fast drei Zehntel besser gewesen als Piastri.
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Der Grund: Piastri gibt an, er habe nur schwer einen Rhythmus gefunden und "vor allem im zweiten Sektor" zu kämpfen gehabt. Die Datenanalyse bei F1 Tempo aber sagt aus, dass er die meiste Zeit in den Kurven 6, 11 und 17 verliert, also an markanten Punkten über alle drei Sektoren hinweg.
Piastri kämpft noch mit Erfahrungsrückstand
McLaren-Teamchef Stella schiebt das auf den Erfahrungs-Faktor und meint: Piastri habe sich im Vergleich zu seinem Suzuka-Debüt 2023 bereits merklich gesteigert. Denn Suzuka 2023 sei für Piastri ein ganz entscheidender Moment gewesen: "Von diesem Punkt aus hat Oscar in einigen Rennen einen großen Schritt nach vorne gemacht, was den Umgang mit den Reifen im Rennen angeht."
Wenn aber der Reifenverschleiß so intensiv ausfalle wie aktuell in Japan, dann brauche es mehr als ein Jahr Formel-1-Know-how, "um den Verschleiß fünf Prozent günstiger ausfallen zu lassen", so Stella. "Und wenn man es fünf Prozent besser macht, gewinnt man eine ganze Menge Zeit.
"Wir sind also ein ganzes Stück weitergekommen. Wir sind mit seinen Fortschritten zufrieden. Und wir sprechen jetzt über schrittweise Fortschritte, die mit der Erfahrung und der Entwicklung einhergehen", sagt der McLaren-Teamchef.
Deshalb meint Piastri, "da war eindeutig mehr drin". Das gelte sowohl für ihn persönlich als auch für McLaren allgemein. "Das Rennen hat auf jeden Fall gezeigt, dass wir noch Hausaufgaben haben. Wir sind klarerweise noch nicht ganz auf dem Niveau von Ferrari und müssen einfach etwas mehr Pace finden."