Sainz weiter bärenstark: Drittes Podium im dritten Rennen
Carlos Sainz lässt weiter nichts anbrennen: Der Spanier im Ferrari ist 2024 erster Red-Bull-Jäger und stellt Teamkollege Charles Leclerc in den Schatten
(Motorsport-Total.com) - Lässt man Dauersieger Max Verstappen mal außen vor, ist er aktuell der Mann in Form in der Formel 1: Ferrari-Star Carlos Sainz scheint sein notgedrungenes Aus bei den Roten aus Maranello, die ab 2025 lieber auf Rekordweltmeister Lewis Hamilton setzen, ordentlich zu beflügeln.
Woche für Woche liefert Sainz aktuell Spitzenleistungen und starke Ergebnisse, unterbrochen nur vom kurzfristigen Ausfall wegen Blinddarm-OP beim Saudi-Arabien-Grand-Prix. Nach seinem Sieg vor zwei Wochen in Melbourne rast der schnelle Spanier auch am Sonntag in Suzuka wieder aufs Podest - als Dritter hinter den beiden Red Bulls, so wie schon zum Auftakt in Bahrain.
Heißt übersetzt: Bei allen Rennen, bei denen Sainz anno 2024 angetreten ist, stand er am Ende auch auf dem Podium - und vor Teamkollege Charles Leclerc, den die Scuderia im Winter, wenige Tage vor der Hamilton-Verkündung, noch mit einem neuen Vertrag ausgestattet hatte: 3:0 für Sainz steht es jedoch momentan im Teamduell, auch im Qualifying hat Sainz die Nase mit 2:1 vorne.
Sainz: In der Formel 1 brauchst du ein gutes Auto
Angesprochen auf seine jüngste Formexplosion, kann sich Sainz nach dem Japan-Grand-Prix ein Grinsen nicht verkneifen. Dennoch bleibt er bescheiden und reicht das Lob ans Team weiter: "Ich bin dieses Jahr gut drauf, fahre auf einem hohen Level. Aber gleichzeitig ermöglicht einem ein Auto, mit dem man bisschen länger fahren kann, mit dem es in der verwirbelten Luft einfacher ist und man besser mit der Strategie spielen kann, auch einfach, dass man mehr glänzen kann."
Sainz ist anhand der jüngsten Resultate überzeugt: "Wir haben das Auto einfach verbessert." Denn, so erklärt der Spanier: "Letztes Jahr sah es in den Rennen immer so aus, als würden wir zurückfallen, wir waren immer nur am Verteidigen, schrecklich beim Haushalten mit den Reifen. So war es schwierig, gute Rennen zu zeigen."
2024 sei es eine andere Geschichte: "Dieses Jahr haben wir nach drei Rennen zwei Podestplätze und einen Sieg, dazu viele Überholmanöver. Es ist ein völlig unterschiedliches Bild, das aber zeigt, dass das in diesem Sport auch sehr entscheidend ist: Die Realität ist einfach, dass das Auto in der Formel 1 sehr wichtig ist, respektive ein gutes zu haben."
So knackte Sainz Norris und Leclerc
In Suzuka traf das laut Angabe des dreimaligen Grand-Prix-Siegers zu: "Ich hatte ehrlich gesagt ein gutes Rennen und bin sehr glücklich, denn es war hart da draußen mit dem Reifenabbau. Aber dann kamen plötzlich die Wolken, der Reifenverschleiß wurde deutlich geringer. Ich dachte, dass ein Stopp vielleicht schneller wäre als die zwei, auf denen wir waren. Ich musste viele Autos überholen und das war schwierig."
Doch die Strategie ging auf, weil Sainz gut überholen konnte: "Wie immer in Suzuka, muss man die letzte Schikane perfekt hinbekommen, um einen guten Run für Kurve eins zu kriegen. Ich habe meine Manöver durchgezogen, aber leicht war das nicht."
Das Ziel eines Podiums ließ der Scuderia-Star dabei nie aus den Augen. "Ich brauchte ein sehr großes Delta, um Norris und Charles anzugreifen, aber am Ende hat es geklappt. Ich war schnell auf dem harten Reifen und mochte das Gefühl, das er mir gegeben hat, um zu pushen", zeigt sich der 29-Jährige zufrieden.
Die Pace sei im letzten Stint "mega" gewesen, sagt Sainz - und das war auch notwendig. Denn ein paar Runden vor Schluss lag er noch hinter Leclerc und Norris auf Platz fünf, mit den zwar etwas frischeren Reifen, aber vor der Herausforderung stehend, erstmal den McLaren überholen zu müssen. Ein kleiner Fehler von Norris erledigte jedoch dieses Problem, und Leclerc leistete dann keine nennenswerte Gegenwehr.
Auch wegen einer Aufforderung vom Ferrari-Kommandostand: "Verlier keine Zeit mit Sainz. Wir fahren gegen Norris." Leclerc leistete brav Folge und ließ seinen Teamkollegen ziehen, obwohl Suzuka als Strecke gilt, auf der Überholen nicht so einfach ist. Und das Reifendelta auf den Hards zwischen den beiden Teamkollegen gerade mal bei zehn Runden lag.
Sainz hatte unmittelbar nach seinem letzten Boxenstopp zehn Sekunden Rückstand auf Leclerc - und die beiden Mercedes vor sich. In Runde 43, also zehn Runden vor Schluss, tauchte er erstmals in Norris' DRS-Fenster auf. Und in Runde 44 war er am McLaren vorbei. Wahrscheinlich also, dass er Leclerc auch ohne freiwilliges Platzmachen gekriegt hätte.
Red Bull für Sainz weiter das Maß der Dinge
Nur ein Umstand hat sich für Sainz auch in Japan nicht geändert: Für realistische Siegchancen muss so wie zuletzt in Australien wohl mindestens Verstappen ausfallen, aus eigener Kraft wird es schwer. "Wir wussten, dass unsere Rennpace besser sein würde als die im Qualifying, aber wahrscheinlich trotzdem nicht genug, um auf den Sieg zu gehen", sagt der Ferrari-Pilot.
"Wenn man bedenkt, wie gut die Rennpace des Red Bull ist, ist es ohnehin fast unmöglich über einen Sieg nachzudenken", glaubt Sainz - der mit dieser Info, und vor dem Hintergrund seiner eigenen bärenstarken Form, die ihn längst zur heißesten Aktie auf dem Fahrermarkt für 2025 gemacht hat, vielleicht doch bald etwas ganz anderes anfängt.
Das Paddock in Suzuka betrat Sainz am Sonntagmorgen schließlich gemeinsam mit Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko und Chefingenieur Paul Monaghan, ausgelassene Stimmung und beste Laune inklusive ... ein Schelm, wer Böses dabei denkt.