Bremsdefekt bei Verstappen: Das war der Grund
Red Bull sieht Fehlerkette vor Max Verstappens Ausfall in Melbourne - Verantwortliche schließen Wiederholung nach Update aus
(Motorsport-Total.com) - Fast zwei Wochen ist Max Verstappens Aus beim Australien-Grand-Prix her, den Weltmeister und sein Team beschäftigt der Bremsdefekt am Red Bull RB20 - verantwortlich für Verstappens ersten Ausfall seit zwei Jahren, respektive 43 Rennen - aber nach wie vor.
Mit seinen Aussagen am Suzuka-Donnerstag ließ der Niederländer dahingehend aufhorchen, dass wohl menschliches Versagen bei der Montage der Bremsanlage eine Rolle für den Defekt gespielt haben könnte - wenngleich er den Blick gleich wieder nach vorne richtet: "Die Abläufe werden ein wenig geändert, um sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt", spart sich Verstappen weiteres Salz in der Wunde.
Mechaniker-Fehler also und kein grundsätzliches Problem am Design der Bremsanlage? Red-Bull-Chefingenieur Paul Monaghan will sich die Sache nicht ganz so leicht machen: Der Brite weist in seinen Überlegungen zum Defekt durchaus auch auf eine Verkettung von Umständen nach Verstappens Ausritt im ersten Freien Training von Melbourne hin, die in weiterer Folge zum Fehler führten.
"Wie so oft, wenn Autos aus dem Rennen ausscheiden, gab es zuvor eine Reihe an Events, die in bestimmter Reihenfolge vorgefallen sind, um es zu triggern. Man kann es in diesem Fall fast zurückverfolgen, wie es schon am Freitag begann", so Monaghan. "Samstag gab es unklare Hinweise, dass etwas vielleicht nicht stimmt - aber nichts, das so herausgestochen hätte mit der Aussage, dass es uns im Stich lassen würde."
Verstappen-Ausfall: Chefingenieur äußert sich
Doch wie heißt es so schön: Hinterher ist man immer schlauer. Monaghan: "Im Nachhinein kann man mit perfekter Lesart der Dinge natürlich sagen: 'Oh, das hätte ein Indikator sein können.' Aber das ist unklar. Hätten wir es kommen sehen können? Vielleicht. Aber wir können aus diesen Dingen lernen - auch wenn es uns für den Sonntag nicht gerettet hat."
Da es sich insgesamt nicht um ein singulär zu betrachtendes Problem handelte, trifft für den Chefdesigner ohnehin die Faustregel zu: Nur, wem es gelingt, die Fehlerkette zu unterbrechen, der löst auch das ganze Problem. "Das gilt ja im Prinzip fürs ganze Auto. Gibt es eine Kette, die auf einen Ausfall hinführt, versucht man diese natürlich davor zu stoppen", sagt Monaghan und stellt klar: "Jeder gibt natürlich sein Bestes, um das sicherzustellen."
Was war nun aber am Ende der konkrete Grund für das technische Versagen? Hier bringt der Chefingenieur erstmals seit der Untersuchung Licht ins Dunkel: "Zusammengefasst: Der Ausgangsschacht hat leider die heiße Luft nicht gehalten. Die Luft, die die Bremse kühlt und daher recht heiß ist, ist entwichen und hat weiteren Schaden verursacht, den wir dann nicht überstehen konnten."
Marko: Problem durch Update gelöst
An eine mögliche Wiederholung des Defekts glaubt Monaghan aber nicht: "Die Änderungen, die wir seit Australien vornehmen konnten, sind am Auto und es kommen weitere, langfristige, wenn wir die Teile verbessern konnten."
Auch Red-Bull-Berater Helmut Marko stößt mit Blick auf den Defekt und seine Folgen ins gleiche Horn wie sein Chefingenieur: "Es war eine Summe von Ursachen, aber das ist gelöst. Wir haben einfach ein Update", verrät Marko im ORF zur Problembehebung: "Das war geplant für hier und ist doch umfangreich, deswegen sind wir zufrieden mit dem ersten Outing. Das Auto tut das, was wir erwartet haben."
Die Aussagen Verstappens, dass der Melbourne-Defekt sich bereits am Samstag angekündigt hatte und damit eventuell zu verhindern gewesen wäre, will Marko dabei ins rechte Licht setzen: "Er war am Samstag im Qualifying in den Topspeed-Messungen hinter 'Checo' [Perez]. Das heißt, dass die Bremse vielleicht schon zu diesem Zeitpunkt nicht richtig aufgemacht hat. Das hat er damit gemeint."
Wie auch sein Schützling verzichtet Marko aber bewusst auf Schuldzuweisungen oder weitere Fingerzeige in Richtung Verantwortlicher - und richtet im Sinne des Teamklimas nach turbulenten Wochen bei Red Bull den Blick lieber demonstrativ nach vorne.