Daten Australien: Sehen wir eine offene WM zwischen Red Bull und Ferrari?
Wie repräsentativ ist der Ferrari-Doppelsieg in Australien für die weitere Saison? Wir schauen in die Daten des Wochenendes: Reifen erwischen Red Bull auf falschem Fuß
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat die Red-Bull-Triumphfahrt mit einem Doppelsieg in Australien durchbrechen können, doch was sagen uns die Daten der Teams? Die wichtigsten Zahlen des Wochenendes liegen uns durch unseren Technologiepartner PACETEQ vor und dabei sind vor allem die Reifen von Pirelli im Fokus, die das Kräfteverhältnis auf den Kopf gestellt haben.
Wenn man sich zunächst die Zahlen des Qualifyings ansieht, war der Red Bull RB20 das schnellste Auto auf eine schnelle Runde. Max Verstappen sicherte sich die Poleposition, doch wenn jeder Fahrer seine besten Sektoren zusammenbekommen hätte, dann wäre Carlos Sainz nur 0.09 Sekunden hinter dem Niederländer gelandet. So hatte Ferrari einen kleinen Respektabstand von 0.27 Sekunden mit McLaren (+0.4) knapp dahinter.
Die Qualifyingpace von Aston Martin (+0.8) und Mercedes (+0.81) hat enttäuscht, George Russell konnte die beiden Astons jedoch schlagen, weil sowohl Fernando Alonso als auch Lance Stroll im Q3 langsamer als im Q2 waren. Im Mittelfeld war Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda (+0.87) die große Überraschung mit Startplatz acht.
Rennpace: Ferrari knapp vor McLaren, Red Bull und Mercedes enttäuschen
Im Rennen haben die Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc nach dem Ausfall von Max Verstappen den Ton angegeben. Doch wie schnell wäre der Weltmeister gewesen? Eine tiefgreifende Analyse lässt vermuten, dass Ferrari wohl dennoch leicht im Vorteil gewesen wäre, mehr dazu hier.
So blieben die beiden McLarens (+0.1) die ärgsten Rivalen für die Scuderia, während dahinter eine große Lücke entstand. Sergio Perez (+0.54) kam als Fünfter fast eine komplette Minute hinter Rennsieger Sainz ins Ziel, der Red Bull RB20 hatte enorme Probleme mit den Reifen. Mercedes (+0.61) und Aston Martin (+0.88) hatten ebenfalls keine Chance, da beide Autos nicht gut in schnellen Kurven liegen, von denen es im Albert Park nach dem Umbau der Strecke reichlich gibt.
Im Mittelfeld zeigte interessanterweise nach dem erneut starken Tsunoda (+1.1) Valtteri Bottas die beste Rennpace (+1.26). Der erste Boxenstopp des Finnen dauerte jedoch 31 Sekunden und machte damit alle Chancen auf Punkte zunichte. Vor dem Reifenwechsel lag er vor beiden Haas-Piloten, die am Ende beide in die Punkte kamen.
Reifenverschleiß: Red Bull mit riesigen Problemen
Dass die Reifen 2024 eine größere Rolle als noch im Vorjahr spielen würden, war schon vor dem Wochenende klar, da Pirelli die Reifenmischungen um eine Stufe weicher gewählt hat. Während 2023 noch der C2 bis C4 zum Einsatz kamen, mussten die Teams in diesem Jahr zwischen dem C3 bis C5 wählen, was die Zweistoppstrategie begünstigt hat.
Die weicheren Reifen führten verstärkt zu Graining, wobei es im Rennen vor allem Sergio Perez im Red Bull getroffen hat. Mit einem durchschnittlichen Reifenverschleiß von 0.110 Sekunden pro Runde hatte kein Team mehr Probleme beim Reifenmanagement in Melbourne als Red Bull. Führend in dieser Kategorie war McLaren (0.044), wobei auch Ferrari (0.063) einen starken Eindruck machte.
Der harte Reifen war die beliebteste Mischung im Rennen, da man mit dem C3 das Graining halbwegs umschiffen konnte. Das Körnen der Reifenoberfläche tritt immer stärker auf, je weicher der Reifen wird. Somit ist es auch nicht überraschend, dass der C3 den geringsten Verschleiß (0.073) zeigte, der Medium war mit einem Wert von 0.087 allerdings auch nicht ganz schlecht. Der Softreifen wurde nur im ersten Stint von einigen Fahrern benutzt, doch weder Pace noch die Haltbarkeit (0.158) konnten überzeugen.
Warum in Japan wieder alles beim Alten sein sollte
Wenn man sich die speziellen Bedingungen in Australien vor Augen führt, so dürfte die Red-Bull-Schwäche wohl nur von kurzer Dauer sein. Das Team aus Milton Keynes hat historisch gesehen in Melbourne sowie auf Strecken mit einem glatten Asphalt und weichen Reifen oftmals schlechter ausgesehen.
Beim kommenden Rennen in Japan erwartet die Fahrer ein rauerer Asphalt sowie die härteren Reifenmischungen C1 bis C3. Graining dürfte damit kein Thema mehr sein, was in Verbindung mit den mittelschnellen und schnellen Kurven Red Bull entgegenkommen dürfte. Die Hochgeschwindigkeitspassagen haben in den vergangenen Jahren aber auch McLaren gelegen, die somit in Suzuka Ferrari gefährlich werden könnten.
Für die Scuderia wird die Strecke dabei ein echter Gratmesser. Im Vorjahr hatte man in schnellen Kurven seine Probleme wie auch bei starkem Wind, der in Japan immer ein Thema ist. Da sowohl der Mercedes als auch der Aston Martin in schnellen Kurven straucheln, dürfte es zu einem erneuten Duell um die vierte Kraft zwischen den beiden Teams kommen.
Eine ausführliche Analyse der Daten des Formel-1-Wochenendes in Australien gibt es auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann mit dem OneTiming von PACETEQ die wichtigsten Erkenntnisse vorstellt und dabei die Auferstehung von Ferrari sowie die mangelnde Pace von Mercedes mit Zahlen unterfüttert.