• 25. März 2024 · 15:08 Uhr

Erneute Boxenpannen: Sauber entschuldigt sich bei Fahrern

Was schiefgelaufen ist bei Sauber und weshalb sich das Formel-1-Team nach dem dritten Rennen der Saison 2024 zu einer Entschuldigung veranlasst sah

(Motorsport-Total.com) - "Wir haben eindeutig eine große Chance verpasst, in die Punkte zu fahren", sagt Sauber-Repräsentant Alessandro Alunni Bravi nach dem Australien-Grand-Prix 2024 in Melbourne. Denn erstmals in diesem Jahr war das Formel-1-Team aus der Schweiz gut genug für die Top 10, aber eine Boxenstopp-Panne bei Valtteri Bottas und ein Getriebeproblem bei Guanyu Zhou ließen Sauber mit leeren Händen abreisen.

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Valtteri Bottas im Sauber C44 beim Boxenstopp in Australien 2024 Zoom Download

"Zuallererst müssen wir uns bei unseren Fahrern entschuldigen", meint Alunni Bravi. "Als Team müssen wir unsere Verantwortung übernehmen, wenn solche Dinge passieren. Nur so können wir uns verbessern."

Im ersten Moment aber überwiege die Enttäuschung über die entgangenen Punkte, "weil wir das Potenzial dazu hatten", sagt Alunni Bravi. "Wir hatten die Leistung, um vor Haas, Racing Bulls und unseren anderen direkten Konkurrenten zu liegen." Stattdessen aber beschloss Sauber das Rennen in Australien auf den Positionen 14 und 15.

Dabei hatte der Grand Prix vielversprechend begonnen für Bottas im C44: In den ersten Runden verbesserte sich der Sauber-Fahrer von Startplatz 13 auf P10. Es sei "wirklich gut gelaufen" in dieser Phase des Rennens, betont Bottas.

Dann aber ging alles schief: Beim Boxenstopp in Runde acht gelang der Reifenwechsel vorne links nicht wie geplant, der Stopp dauerte insgesamt 47 statt der üblichen 18 Sekunden in der Boxengasse. Denn am Rad vorne links verkante der Schlagschrauber auf der Radmutter und das neue Rad konnte lange nicht korrekt befestigt werden.

Sauber-"Maßnahmen" fruchten (noch) nicht

Und das, obwohl Sauber nach den Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien bereits "Maßnahmen zur Entschärfung unseres Boxenstopp-Problems" ergriffen hatte, wie Alunni Bravi sagt. Denn in beiden Rennen waren bei Sauber ähnliche Schwierigkeiten aufgetreten, sodass sich das Team zum Nachrüsten gezwungen sah. Aber ohne großen Erfolg, wie der Grand Prix in Australien beweist.

"Wir haben gesehen: Wir haben das Problem nicht vollständig gelöst", sagt Alunni Bravi. Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, es sei keine 1:1-Kopie der bisherigen Vorfälle gewesen. Was Bottas in Melbourne widerfahren sei, "ist ein etwas anderes, aber damit verbundenes Problem im Vergleich zu dem, was in Bahrain oder Saudi-Arabien passiert ist", so formuliert es Alunni Bravi.

Einzig die Wirkung sei deckungsgleich: "Valtteri hat es das Rennen ruiniert." Denn ohne den Zwischenfall, da ist sich Alunni Bravi sicher, "wäre Valtteri mit Tsunoda gleichauf gewesen", also in der Region um Platz sieben ins Ziel gekommen. Das hätte Sauber wichtige WM-Punkte beschert, so aber steht der Rennstall immer noch punktelos da, als Vorletzter in der Konstrukteurswertung 2024.

Das Problem lässt sich nicht immer reproduzieren

Für Sauber-Chefingenieur Xevi Pujolar steht deshalb zweifelsfrei fest: "Wir haben ein Problem mit der Hardware und müssen sicherstellen, dass wir bis [zum nächsten Rennen in] Suzuka eine Lösung finden."

Einfach werde das nicht, weil "das ganze System" um Radnabe und Radmutter betroffen sei, meint Pujolar. Und von einer "finalen Lösung" sei man wohl in Japan immer noch ein gutes Stück entfernt. "Das wird wohl noch etwas länger dauern."

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Valtteri Bottas beim Boxenstopp-Training mit der Sauber-Crew 2024 Zoom Download

Zumal sich der Fehler nicht gut reproduzieren lässt: Sauber hatte nach Bahrain und Saudi-Arabien die Abläufe beim Boxenstopp immer wieder durchgespielt, auch vor dem Rennen in Australien. "Was wir dabei gesehen hatten, hat uns ziemlich zuversichtlich gestimmt, dass es okay sein sollte. Dann aber machten wir den ersten Boxenstopp", sagt Pujolar.

Warum ein Wechsel auf das Vorjahresmaterial nicht drin ist

Das wirft zwei Fragen auf. Erstens: Was 2024 neu ist, dass diese Probleme nun gehäuft auftreten? Und zweitens: Ob Sauber nicht einfach auf die Abläufe von 2023 zurückgehen könnte?

Pujolar beantwortet die zweite Frage zuerst, indem er sagt: "Wenn es so einfach wäre. An der Vorderachse ist [dieses Jahr] alles anders durch die Zugstangen-Aufhängung." Ein Wechsel zurück auf Vorjahres-Komponenten scheidet damit also aus.

Außerdem ist Sauber bei der Problemlösung auf externe Zulieferer angewiesen, wie Pujolar bestätigt. "Es ist eben ein komplexes Thema, und nicht binnen weniger Tage gelöst."

Immerhin: Bottas erkennt bereits eine kleine Verbesserung, weil es dem Team gelungen sei, die Häufigkeit der Vorfälle bei Boxenstopps zu reduzieren. "Es gibt aber immer noch ein Risiko, wie wir jetzt gesehen haben. Da spielt aber auch Pech eine Rolle. Und es gibt nichts, was die Boxencrew hätte anders machen können. Es ist einfach ein technisches Problem, das wir lösen müssen", so Bottas.

Was am Auto von Zhou schiefgelaufen ist

Und es ist nicht das einzige Technik-Thema, das Sauber zwischen Australien und Japan in Atem hält: Auch Zhou wurde von Fahrzeug-Problemen heimgesucht und mit einem 36-Sekunden-Aufenthalt in der Boxengasse beim zweiten Stopp in Runde 35 um sämtliche Punktechancen gebracht.

Doch anders als bei Bottas klemmte in diesem Fall kein Rad, sondern das Getriebe im Heck des C44: "Er konnte den Gang nicht einlegen", erklärt Alunni Bravi. Mehr noch: "Das Anti-Stall-System ist angesprungen und hat den Motor abgewürgt", sagt Chefingenieur Pujolar. "Der Boxenstopp selbst verlief problemlos."

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Ernste Mienen bei den Sauber-Fahrern Guanyu Zhou und Valtteri Bottas Zoom Download

Das hätte beinahe auch für den zweiten Stopp von Bottas nur eine Runde später gegolten. Aber dabei ging eine Radmutter verloren und kullerte in die sogenannte Fast-Lane der Boxengasse, also in den Bereich, in dem nicht gearbeitet werden darf. "Daraus ergab sich eine potenziell gefährliche Situation", erklären die Rennkommissare. Sie verhängten eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro gegen Sauber.

Bottas' Lichtblick beim Australien-Grand-Prix

All das sei "hart", meint Bottas. "Es wirkt, als wäre es dieses Jahr nicht so einfach, überhaupt in die Punkte zu gelangen. Und hier in Australien haben wir eine Chance verpasst. Aber das zeigt, dass wir unsere Probleme eben nicht zu hundert Prozent im Griff haben. Wir arbeiten daran. Und wir brauchen so rasch wie möglich Lösungen."

Zufrieden stimme ihn einzig die Fahrzeug-Pace des C44, nachdem es Sauber in Australien gelungen sei, "endlich" im Qualifying ins zweite Segment einzuziehen. "Das Wochenende an sich fühlte sich definitiv besser an als bei den vergangenen beiden Rennen. Und hoffentlich funktionieren die Updates, die wir in Japan kriegen. Dann sehen wir weiter."

Vor Sauber liege noch eine "lange Rennsaison", betont Bottas. "Das Wichtigste ist aber, dass die Boxenstopps klappen. Das müssen wir hinkriegen. Sonst spielt es auch keine Rolle mehr, welche Teile man am Auto hat."

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