• 24. März 2024 · 06:46 Uhr

Verstappen raus, Mercedes-Pleite: Ferrari feiert Doppelsieg in Melbourne!

Zwei Wochen nach seiner Blinddarmoperation gewinnt Carlos Sainz das Rennen in Melbourne - Max Verstappen mit Bremsdefekt k.o. - Nico Hülkenberg holt WM-Punkte

(Motorsport-Total.com) - Nach neun Grand-Prix-Siegen hintereinander ist die Serie von Max Verstappen gerissen: Zwei Jahre nach seinem bisher letzten Ausfall in der Formel 1 in Melbourne ist er beim Grand Prix von Australien 2024 wieder ausgeschieden. Das nutzte das Ferrari-Team, um einen unerwarteten Doppelsieg zu feiern: Carlos Sainz triumphierte vor Charles Leclerc und McLaren-Pilot Lando Norris.

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Carlos Sainz hat den Grand Prix von Australien souverän gewonnen Zoom Download

Verstappen lag in Führung, als seine Bremse zu streiken begann, behauptet aber trotz des frühen Ausfalls die Spitzenposition in der Fahrerwertung. Dort hätte Leclerc nur mit einem Sieg an ihm vorbeiziehen können. Der Monegasse hatte aber gegen seinen Teamkollegen Sainz diesmal keine Chance und belegte den zweiten Platz, den er im Finish sogar gegen Norris verteidigen musste.

Hinter den Top 3 belegte Lokalmatador Oscar Piastri (McLaren) den vierten Platz. Er hatte Norris im Zuge einer Teamorder vorbeigelassen. Somit verpasste er die Chance, als erster Australier in der Geschichte der Formel 1 beim Heim-Grand-Prix aufs Podium zu fahren.

Fünfter wurde Sergio Perez (Red Bull), gefolgt von - zumindest auf der Strecke - Fernando Alonso (Aston Martin), Lance Stroll (Aston Martin), Yuki Tsunoda (Racing Bulls), Nico Hülkenberg, der damit zum zweiten Mal hintereinander in die WM-Punkte fuhr, und Kevin Magnussen (beide Haas).

Alonso wurde nach dem Rennen seitens der Rennkommissare mit 20 Sekunden Strafzeit belegt, sodass er im Endergebnis vom sechsten auf den achten Platz nach hinten rutschte.

In einer Enttäuschung endete der Rennsonntag für Mercedes. Lewis Hamilton schied mit Motorschaden aus. George Russell lag an siebter Stelle, als er in der letzten Runde beim Versuch, Alonso noch unter Druck zu setzen, mit einem heftigen Crash ausschied.

Somit sahen 16 Fahrer die Zielflagge. Logan Sargeant (Williams) hatte das Rennen gar nicht erst in Angriff nehmen können, weil er sein Auto für Teamkollege Alexander Albon zur Verfügung stellte, der sein eigenes Chassis im Freien Training gecrasht hatte.

Das Rennen ging wegen des Russell-Unfalls unter Gelb zu Ende.

Den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde sicherte sich Leclerc (1:19.813 Minuten).

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Wie lief der Start?

Erwartungsgemäß starteten die meisten Fahrer auf Mediumreifen. Mit wenigen Ausnahmen: Alonso (10.) und Hülkenberg (16.) fuhren auf Hart los, Hamilton (11.), Daniel Ricciardo (18./Racing Bulls) und Guanyu Zhou (Boxengasse/Sauber) auf Soft. Auf den vorderen fünf Positionen gab es aber keine Verschiebungen. Russell war der Erste, der sich verbessern konnte, von P7 auf P6.

Hamilton kam in Runde 7 zum ersten Boxenstopp und wechselte von Soft auf Hard. Eine Runde später wechselte auch Russell, von Medium auf Hard.

Was war der Ausfallgrund bei Verstappen?

"Genau wissen wir es noch nicht", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit Sky.

Wider Erwarten konnte sich Verstappen nach dem gewonnenen Start nicht sofort von Sainz absetzen. In Runde 2 sogar der Führungswechsel: Sainz ging vor Kurve 9 mit DRS an Verstappen vorbei. "Ich habe das Auto verloren. Sehr merkwürdig", funkte Verstappen, und wenig später: "Verdammt, das Auto ist lose."

Der WM-Leader lag auf Platz 2, als rechts hinten die Bremse zu rauchen begann. Zunächst moderat, dann immer stärker. In der dritten Runde begann es richtig zu qualmen. "Ich brenne", meldete er an die Box.

Dort legte man sich den Feuerlöscher zurecht, doch das Rennen war nicht mehr zu retten. Verstappen stieg entnervt aus dem Auto aus und verzeichnete seinen ersten Ausfall seit Melbourne 2022. Nach neun Siegen hintereinander war es der erst 28. Ausfall seiner Karriere.

Marko sagt: "Das war schon in der Runde, in der ihn Sainz überholte. Da hat sich die Bremse in dieser Kurve nicht mehr gelöst, dadurch ist er leicht quergekommen, und deshalb hat ihn Sainz auch relativ leicht überholt. Und in der Folge ist dann die Bremse komplett steckengeblieben. Und wir sind heilfroh, dass das nicht alles in Brand geraten ist, aber die genaue Ursache müssen wir jetzt erst eruieren."

"Die Bremse blieb einfach stecken, und die Temperatur stieg immer weiter an", berichtet Verstappen selbst. "Es war so, als würde man mit angezogener Handbremse fahren. Darum war das Auto in manchen Kurven so schwierig zu fahren. Auf dem Weg in die Startaufstellung war noch alles okay. Aber wenn eine Bremse feststeckt, ist das natürlich nicht hilfreich."

Wie legte Sainz sein Rennen an?

Als Sainz durch Verstappens Ausfall die Führung erbte und Mercedes und Stroll früh ihre ersten Boxenstopps absolvierten, funkte er an den Ferrari-Kommandostand: "Lasst uns einen Vorsprung herausfahren. Die Reifen fühlen sich noch gut an."

Erst in Runde 13 meldete er zum ersten Mal: "Lässt ein bisschen nach." Zur gleichen Zeit meldete Perez, der an dritter Stelle lag: "Ich glaube, wir haben's mit diesem Reifen übertrieben. Ich habe hinten keinen Grip mehr."

Sainz lag zu dem Zeitpunkt 6,2 Sekunden vor Norris, 13,2 vor Perez, 15,6 vor Alonso und 23,9 vor Leclerc.

Nach seinem Boxenstopp und nach Verstappens Ausfall führte Sainz 1,8 Sekunden vor Leclerc. Kurzzeitig wurde der Abstand sogar kleiner und schrumpfte auf eine Sekunde zusammen. In Runde 26 drehte Sainz aber eine neue schnellste Rennrunde (1:21.078 Minuten).

Zu dem Zeitpunkt hatte er 4,4 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen - und das Rennen sicher im Griff: "Übertreib's einfach nicht", wurde er ermahnt, und: "Visiere 1:22.0 als Rundenzeit an."

In Runde 34 kam Leclerc zum zweiten Mal an die Box und wechselte von Hard auf Hard. Er kam damit einem Undercut durch McLaren zuvor - und hatte Glück, weil er beim Rausfahren unmittelbar vor Alonso und Perez landete.

Sieben Runden später kam auch Sainz rein, 2,6 Sekunden Standzeit für den Wechsel von Hard auf Hard, und damit blieb er für den letzten Stint in Führung. Vorsprung auf Leclerc: 5,9 Sekunden.

Leclerc sah aber "nicht wirklich" eine Chance, Sainz zu attackieren: "Wir mussten uns nach hinten abschirmen, daher war mein Stopp etwas früher. Und Carlos war sehr schnell, während ich meine Reifen schonen musste. Aber ich muss klarstellen: Carlos hat das ganze Wochenende den besseren Job gemacht. Er verdient den Sieg."

Von da an ging es nur noch darum, den Sieg ins Ziel zu bringen. Und dabei ließ Sainz, nicht einmal zwei Wochen nach seiner Blinddarmoperation, nichts anbrennen.

"Ich empfehle allen Fahrern, sich im Winter den Blinddarm rausnehmen zu lassen", lacht der Ferrari-Fahrer. "Es war ein wirklich gutes Rennen. Körperlich nicht einfach, aber ich hatte das Glück, dass ich da vorn ziemlich allein war und meine Pace und meine Reifen managen konnte."

"Es war nicht das härteste Rennen. Die letzten fünf bis zehn Runden war ich ein bisschen steif und müde, das streite ich nicht ab. Aber nichts, was mich allzu stark eingebremst hätte."

Wie fiel Perez am Anfang so weit zurück?

In Runde 15 kamen Norris und Perez zum ersten Boxenstopp und wechselten von Medium auf Hard.

Es zeigte sich, dass der Undercut diesmal ein mächtiges Tool war: Norris fiel wegen des späteren Stopps hinter Leclerc und Piastri zurück, und Perez lag plötzlich nur noch hauchdünn vor Hamilton, hatte allerdings die um sieben Runden frischeren Reifen und konnte sich daher schnell wieder vom siebenmaligen Weltmeister absetzen.

Als Hamilton gerade mit Verdacht auf Motorschaden ausrollte, kam Sainz in Runde 16 zum Reifenwechsel. Er kam 0,3 Sekunden hinter Alonso, der noch nicht gestoppt hatte, als Zweiter wieder auf die Strecke zurück. Nur noch 1,8 Sekunden vor Leclerc, der die um sieben Runden älteren Reifen hatte.

Wegen Hamiltons Ausrollen wurde das virtuelle Safety-Car aktiviert. Das nutzte Alonso für seinen Boxenstopp. Der Aston-Martin-Fahrer wechselte von Hard auf Medium und lag jetzt an fünfter Position, hinter Norris, aber vor Russell.

Der große Verlierer der ersten Boxenserie war also Perez: Er lag in bereinigter Reihenfolge nur noch auf Platz 8.

In Runde 22 war Perez an Stroll und Russell vorbei und von Platz 6 aus weiter auf dem Vormarsch. "Dieses Auto ist wie eine Rakete", funkte Russell nach dem Überholmanöver.

Perez wechselte in Runde 35 ein zweites Mal, von Hard auf Hard, und fuhr danach als Fünfter ins Ziel. Der Abstand zu den vor ihm liegenden McLaren-Piloten war zu groß, um noch in Richtung Podium fighten zu können.

Wie kam Norris an Piastri vorbei?

Norris war beim ersten Boxenstopp hinter seinen australischen Teamkollegen zurückgefallen, danach aber der schnellere der beiden McLaren-Fahrer. Piastri war hinter den beiden Ferraris Dritter und Norris Vierter, als das Kommando kam: "Positionen tauschen!"

Piastri zickte deswegen nicht rum, sondern machte rasch Platz. Norris konnte sich langsam von ihm absetzen, Leclerc zunächst aber nicht sofort an die Pelle rücken. "Was kann ich sonst noch tun, um mich zu verbessern?", erkundigte sich Norris bei seinem Renningenieur. Dessen Antwort: Am meisten Zeit ist noch am Ausgang der letzten Schikane zu gewinnen.

Sainz hatte sich vorn um mehr als acht Sekunden gelöst, doch dahinter lagen Leclerc, Norris und Piastri innerhalb von vier Sekunden.

Piastri konnte Norris' Tempo dann nicht mehr mitgehen und musste abreißen lassen. Nach einem Ausritt in der vorletzten Kurve hatte er 8,3 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. Tendenz steigend. Somit war auch die Variante, McLaren-intern die Positionen zurückzutauschen, hinfällig.

"Ich war viel schneller und hätte ihn sowieso überholt", erklärt Norris. "Wir wollten nur sicherstellen, dass das nicht zu lange dauert, weil das meine Chancen gegen Charles reduziert hätte. Es hätte am Ergebnis nichts geändert. Er hat mir nur das Leben ein bisschen leichter gemacht."

In Runde 39 kam Piastri zum Boxenstopp und wechselte von Hard auf Hard. Er kam als Fünfter auf die Strecke zurück, 2,2 Sekunden hinter Alonso, der allerdings noch auf Medium unterwegs war und noch einmal an die Box kommen musste.

Eine Runde später wechselte auch Norris zum planmäßig letzten Mal. Er reichte sich auf Platz 3 ein, 3,9 Sekunden hinter Leclerc, aber mit den um sechs Runden frischeren Reifen.

In Runde 46 drehte Norris in 1:19.971 Minuten die bis dahin schnellste Rennrunde. Sein Rückstand auf Leclerc, zwischenzeitlich angewachsen, betrug jetzt wieder 3,9 Sekunden. Für eine ernsthafte Attacke in Richtung Podium reichte sein Speed aber nicht mehr.

Was war der Grund für Russells Unfall?

Die Rennleitung gab nach Rennende bekannt, dass der Zwischenfall, der zum Crash führte, sanktioniert wird. Konkret erhielt Alonso eine Durchfahrtstrafe aufgebrummt, die im Ergebnis in eine 20-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde und ihn von P6 auf P8 zurückwirft.

In der TV-Wiederholung sah es so aus, dass Alonso kurzzeitig langsamer wurde. Der Vorwurf: ein absichtlicher Bremstest. Die Rennkommissare kamen nach Studium aller vorliegenden Informationen zum Ergebnis, dass er 100 Meter früher als sonst gebremst und durch dieses "erratische" Verhalten Russell irritiert hatte.

Am Boxenfunk sagte der Spanier kurz nach Russells Crash: "Ich kann nicht Vollgas geben, das Gas ist sehr steif." Eine Ausrede, die ihm die Rennkommissare nicht durchgehen ließen, weil er nach dem Crash wieder normal beschleunigte.

Russell hatte an Alonsos Darstellung schon vor dem FIA-Urteil seine Zweifel: "Es ist eindeutig, dass er 100 Meter vor der Kurve gebremst hat und dann wieder aufs Gas gegangen und die Kurve ganz normal gefahren ist."

Alonso hält dagegen: "Ich hatte die letzten 15 Runden Probleme mit der Batterie. Und ich habe mich auf die Autos vor mir konzentriert, nicht auf die hinter mir. Ich bin Qualifyingrunden gefahren."

Wie geht's in der Formel-1-WM 2024 weiter?

Australien war der dritte von 24 Grands Prix in der Formel-1-Saison 2024. Doch bevor es mit der vierten Station des Rennkalenders weitergeht, steht am Rennsonntag noch die ausführliche Analyse auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de statt. Diese beginnt nach dem Rennen in Melbourne um 12:15 Uhr deutscher Zeit und wird wie immer von Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll gehostet.


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Weiter geht's dann in zwei Wochen mit dem Grand Prix von Japan in Suzuka. Auch dort wird im konventionellen Format gefahren, also mit Qualifying am Samstag, Rennen am Sonntag und ohne F1-Sprint. Das Rennen in Suzuka steigt am 7. April und beginnt um 7:00 Uhr deutscher Zeit. Also wegen der Zeitverschiebung nochmal ein Wochenende für Frühaufsteher! (Hier geht's zum Formel-1-Kalender 2024!)

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