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Mercedes nach Qualifying ratlos: So schlecht kann das Auto gar nicht sein
Beim Formel-1-Qualifying von Australien 2024 muss Mercedes die nächste Enttäuschung hinnehmen: Was läuft falsch mit dem divenhaften W15?
(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Formel-1-Team kommt auf keinen grünen Zweig. Mit den Startplätzen sieben und elf für George Russell und Lewis Hamilton steht ein schwieriges Rennen bevor. Besonders die enormen Schwankungen der Pace des W15 werfen Fragezeichen auf, vor allem auf der Seite des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters.
© Motorsport Images
George Russell stellte seinen Mercedes im Qualifying von Melbourne auf Platz sieben Zoom Download
"Im dritten Training fühlte sich [das Auto] großartig an", sagt Hamilton, der in der wichtigen Session im Qualifying jedoch schon in Q2 ausschied. "Und es war seltsam, weil wir mit diesen Jungs gleichauf waren, und wir haben nicht wirklich verstanden, warum. Aber wenn wir dann ins Qualifying gehen und eine weitere Unstimmigkeit im Auto haben, bringt uns das wirklich aus dem Konzept."
Schon am Trainingsfreitag traten diese Schwankungen bei Hamilton auf. Nach dem ersten Freien Training sprach der Brite noch davon, dass "sich das Auto so gut wie noch nie angefühlt hat in diesem Jahr", um später im zweiten Freien Training nur 18. zu werden mit dem Fazit von Teamchef Toto Wolff, dass Set-up-Experimente "massiv nach hinten losgegangen" sind.
Warum Mercedes im Qualifying keine Rolle mehr spielte
Sein Mercedes-Teamkollege George Russell betont nach dem Qualifying, dass er weniger unter den Fluktuationen des W15 leide: "Ich habe definitiv nicht die Schwankungen in Bezug auf das Vertrauen oder die Leistung auf meiner Seite der Garage oder in meinem Auto, verglichen mit dem, was Lewis erlebt."
"Ich bin einigermaßen zufrieden damit, wie sich das Auto fährt. Wir finden einfach nicht die Leistung. Aber es war ein schwieriger Tag, aber letztendlich haben wir uns trotzdem auf P7 qualifiziert", so der 26-Jährige, der mit einem Rückstand von 0,809 Sekunden auf die schnellste Runde von Max Verstappen mit dem Kampf um die Poleposition dennoch nichts zu tun hatte.
Auf sein Qualifying-Fazit angesprochen, meint Mercedes-Teamchef Wolff: "Es ist besonders enttäuschend, weil wir im FT3 innerhalb von 0,1 Sekunden lagen. Die Bedingungen waren ein wenig anders, aber das ist keine Entschuldigung."
"Ich denke, wir haben ein Auto, das schwierig ist, und man kann knapp im und außerhalb des Fensters sein. So sehr ich mich auch ärgere, dass ich das schon so lange sage, wir müssen einfach weiter daran arbeiten und versuchen, uns zu verbessern. Es liegt nicht daran, dass wir es nicht versucht haben, aber es ist nicht gut genug."
Andrew Shovlin, der leitende Mercedes-Renningenieur an der Strecke, fügt hinzu: "Wir hatten das Gefühl, dass wir über Nacht gute Fortschritte gemacht hatten, und das Auto funktionierte im FT3 heute Vormittag gut. Die Strecke war im Qualifying etwas wärmer und es war ein wenig windiger, aber das erklärt nicht ganz, warum sich das Auto in der einen Session gut verhalten hat und in der nächsten so schwierig war."
Fahrer analysieren Probleme: "Ist eine lange Liste"
Doch was genau fehlt dem Mercedes-Paket noch? Beim Blick auf die Daten der Sessions in Australien und der letzten beiden Rennen fällt auf, dass der Topspeed mittlerweile einigermaßen konkurrenzfähig ist, dafür man allerdings gehörig in den Kurven einbüßt. Besonders in den kurvenreicheren Sektoren eins und drei auf dem Albert Park Circuit strauchelten Russell und Hamilton.
"Ich denke, wir wissen definitiv, dass wir in den Hochgeschwindigkeitskurven Probleme haben" analysiert Russell. "Und dies ist wiederum eine Strecke, auf der man ziemlich viele Mittel- und Hochgeschwindigkeitskurven sieht. Wir wissen also, woran wir arbeiten müssen. Das ist klar."
"Es ist eine lange Liste", antwortet Teamkollege Hamilton auf die Frage, was am W15 noch nicht richtig funktioniert. "Ich glaube, unser Auto steht ein bisschen auf Messers Schneide. Ich glaube, am Nachmittag wird der Wind hier stärker und wenn der Wind zunimmt, wird das Auto viel instabiler."
Wolff: So schlecht kann das Auto nicht sein
Somit scheint auch die letzte Hamilton-Saison bei Mercedes mehr vom Gleichen zu sein wie auch schon in den Jahren zuvor unter dem neuen Aerodynamikreglement seit 2022. Das Auto ist eine Diva, die schwer abzustimmen ist, den Fahrern aber immer mal wieder Hoffnung gibt.
"Es ist drei Jahre hintereinander ein ähnliches Gefühl", so der 39-Jährige. "Aber dann gibt es diese Ausbrüche von: 'Oh, es könnte gut sein', wie heute Morgen. Und dann verschwindet es irgendwie. Wenn wir einen Weg finden, das Gute im Auto zu finden, es konstanter zu machen und es zu halten, können wir vielleicht konkurrenzfähiger sein."
Und auch Wolff meint, dass es ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Dingen sei, was den aktuellen Mercedes daran hindert, sein volles Potenzial auf der Strecke zu zeigen: "Es geht um das gesamte Zusammenspiel von Aerodynamik, Mechanik und Reifen. Es ist nie ein einzelnes Thema."
"Daher ist es eine Illusion, Red Bull kurzfristig einholen zu können. Aber ich muss immer noch daran glauben, dass in diesem Auto mehr steckt. Und wir sehen solche Leistungen wie heute Morgen. Das ist kein schlechtes Auto, das so etwas erreichen kann. Aber wie ich schon sagte, ist es schwierig, in das Leistungsfenster hinein und wieder heraus zu kommen."
Mercedes hofft: Bessere Longrun-Pace nach Set-up-Fortschritten
Für das Rennen kann dabei nicht einmal die sonst im Vergleich zum Qualifying bessere Rennpace Mut machen. Während Hamilton nach Problemen im zweiten Freien Training gleich gar keinen Longrun fahren konnte, war Russell mit acht Zehntel pro Runde Rückstand abgeschlagen hinter den anderen Topteams. Es läuft auf ein Duell um die letzten Punkte mit Aston Martin hinaus.
"Wir haben uns seit Freitag hoffentlich auf den Longruns verbessert", so Shovlin, aber: "Wir müssen realistisch sein, was wir von unseren Startpositionen aus erreichen können. Der Umgang mit den Reifen ist hier eine Herausforderung. Sie können anfällig sein, aber wir werden erst nach ein paar Runden sehen können, wie es um den Reifenabbau bestellt ist."
"Es ist auch ein Rennen, bei dem die Strategie normalerweise von den Zwischenfällen auf der Strecke bestimmt wird. Wir werden auf der Hut sein und hoffen, dass wir trotzdem eine anständige Punkteausbeute mitnehmen können."
Eine wichtige Rolle wird dabei der harte Reifen spielen, wie Russell vermutet, denn dieser ist um eine Stufe weicher als noch im Vorjahr: "Jedes einzelne Team hat zwei Sätze harter Reifen gespart. Keiner hat bisher eine einzige Runde auf den harten Reifen gedreht, und jeder wird morgen mindestens einen Satz davon fahren. Das macht es relativ spannend."
"Wir haben vor zwei Wochen in Dschidda und in den letzten beiden Jahren in Melbourne gesehen, dass der C2-Reifen für eine Strecke dieser Art einfach viel zu widerstandsfähig ist. Mal sehen, was der harte C3-Reifen in diesem Jahr zu bieten hat, aber ich erwarte auf jeden Fall ein bisschen mehr Aufregung."