"Unsportliches Verhalten": Racing Bulls kritisieren unfaire Magnussen-Taktik

Kevin Magnussen hat mit seiner Bummel-Fahrt in Dschidda zwar einen Punkt für Haas ermöglicht, sich dabei aber keine Freunde gemacht: Racing Bulls sauer

(Motorsport-Total.com) - War die Taktik von Kevin Magnussen clever oder unfair? Daran streiten sich nach dem Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien die Geister. Während sich Haas durch das absichtliche Langsamfahren des Dänen über einen Punkt für Nico Hülkenberg freuen konnte, schäumt man bei den Racing Bulls vor Wut.

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Kevin Magnussen hielt den Zug hinter sich komplett auf Zoom Download

"Für mich ist das nicht in Ordnung und beispielhaft für unsportliches Verhalten", sagt RB-Renndirektor Alan Permane und meint, dass die Vorkommnisse "schwierig zu verdauen" seien. "Magnussen ist neben die Strecke gefahren, um sich absichtlich vor Yuki zu setzen, und hat dann um bis zu zwei Sekunden pro Runde verlangsamt."

Zwar hatte Magnussen für sein Manöver gegen Tsunoda in Kurve 4 eine Zehn-Sekunden-Strafe erhalten, weil er dabei neben die Strecke geraten war, aber weil er den Japaner und die nachfolgenden Piloten danach einbremste, "hat es die Strafe gegen Magnussen bedeutungslos gemacht und das Rennen von Yuki zerstört", schimpft auch RB-Teamchef Laurent Mekies.

Denn eigentlich war Magnussen ohnehin nicht mehr im gleichen Rennen wie Tsunoda und die Piloten hinter ihm. Schon zuvor hatte der Haas-Pilot wegen einer Kollision mit Williams' Alexander Albon eine Zehn-Sekunden-Strafe und drei Strafpunkte (zur Strafpunkte-Übersicht) aufgefasst, weil er nach Ansicht der Kommissare nicht genügend Platz gelassen hatte.

Mit seinen 20 Sekunden Strafe im Gepäck gab es für Magnussen in Dschidda nichts mehr zu gewinnen. Deswegen stellte er sich in den Dienst des Teams und blockierte Tsunoda, Esteban Ocon (Alpine), Albon und Logan Sargeant (Williams) hinter ihm.

Komatsu lobt "breitesten Haas"

Das ermöglichte Teamkollege Nico Hülkenberg, einen ausreichenden Vorsprung herauszufahren, um nach seinem Boxenstopp - er war während des Safety-Cars nicht reingekommen - vor der Gruppe herauszukommen und sein erstes Grand-Prix-Top-10-Ergebnis seit Melbourne 2023 einzufahren.

"Ich weiß nicht, wovon ihr redet", grinst Teamchef Ayao Komatsu nach dem Rennen auf die "Roadblock"-Taktik seines Teams angesprochen. "Nein, im Ernst: Kevin hatte 20 Sekunden Strafe, von daher konnte er keine Punkte mehr holen. Unsere einzige Chance auf Platz zehn war Nico."

Daher habe man Magnussen angewiesen, spezifische Rundenzeiten zu fahren, um dem Deutschen den notwendigen Abstand zu verschaffen. "Kevin hat einen fantastischen Job gemacht, diese Rundenzeiten zu fahren und dabei nicht überholt zu werden", lobt er. "Eine fantastische Leistung."

"Das war der breiteste Haas, den man seit einer ganzen Weile gesehen hat", sagt Komatsu. "Wir sind wirklich glücklich."

"Hätten Tsunoda vorbeilassen müssen"

Dabei sah es zwischenzeitlich danach aus, als würde der Plan nicht aufgehen, weil Tsunoda auf Start-Ziel wieder an Magnussen vorbeikam, doch der Däne bremste sich in Kurve 1 wieder außen am VCARB 01 vorbei und war für Kurve 2 innen, wodurch er sich die Position wieder schnappte.

"Ich dachte, das war's", gibt der Teamchef zu. "Aber dann hat es Kevin einfach in Kurve 1 außen gemacht. Klasse!"

Natürlich ist Haas glücklich über den Punkt, der das Team vorerst auf Rang sechs der Meisterschaft bringt, weil kein anderes Team in der zweiten Hälfte des Feldes bislang gepunktet hat. Doch die Frage ist, ob man das wirklich mit fairen Mitteln erreicht hat.

"Wir mussten das tun", sagt Komatsu, gibt aber gleichzeitig auch zu: "Wir hätten Tsunoda den Platz zurückgeben müssen."

Man hätte versuchen sollen, Tsunoda mit Hülkenberg auf der Strecke zu überholen. "Ich glaube, dass uns das mit unserer Pace gelungen wäre. Am Ende hätte es also trotzdem Platz zehn geben können. Aber ob wir das auch geschafft hätten, ist eine andere Frage."

Magnussen: Strafen waren gerechtfertigt

Magnussen selbst sagt, dass es ziemlich schwierig war, die anderen hinter sich zu halten. "Aber ich bin glücklich, dass wir es geschafft haben und den Punkt bekommen haben", so der Däne.

"Ich bin nicht zufrieden mit mir, dass ich die beiden Strafen bekommen habe, aber zumindest konnte ich dem Team helfen", sagt er. "Wir haben eine gute Pace gezeigt und gutes Teamwork an den Tag gelegt."

Die Strafen selbst gehen für Magnussen aber in Ordnung: "Regeln sind Regeln", sieht er ein. "Beim ersten Mal hatte ich eine Kollision mit Albon. Das war keine Absicht, aber sie haben mir eine Strafe dafür gegeben. Das ist schon okay. Und beim zweiten Mal habe ich Tsunoda überholt und war neben der Strecke."

Er habe noch versucht, innerhalb der weißen Linien zu bleiben, "aber leider habe ich das nicht geschafft. Es ist, wie es ist. Ich muss einfach einen besseren Job machen, solche Strafen zu vermeiden", sagt Magnussen. "Normalerweise bekomme ich nicht so viele, aber heute gleich zwei. Das ist in der Hinsicht kein guter Tag."

Tsunoda ärgert sich über sich selbst

Apropos kein guter Tag: Den hatte natürlich auch Yuki Tsunoda nicht, der sich gleich in zweierlei Hinsicht ärgert: einmal über Magnussen, aber auch über sich selbst.

"Es war ziemlich frustrierend. Dass ich Kevin vorbeigelassen habe, war vermutlich mein Fehler", sagt der Japaner. "Gleichzeitig hat er mich aber mit allen vier Rädern abseits der Strecke überholt. Er hat zwar 20 Sekunden Strafe bekommen, ist dann aber gecruist - das fühlt sich ein bisschen unfair an."


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Trotzdem hat der Racing-Bulls-Pilot Verständnis für die von Magnussen gewählte Taktik: "Aus seiner Sicht hat er einen guten Job für sein Team gemacht. Es ist ein Teamsport und Nico hat einen Punkt geholt, also hat er es gut gemacht."

"Er hat alles getan, um seine Position zu halten", so Tsunoda, der Magnussens Fahrweise aber als teilweise "ziemlich gefährlich" empfand. "Ich würde nicht sagen, dass es fair war, aber ich muss seinen Kampf verstehen."

Und statt auf Haas und die Taktik zu schimpfen, fasst er sich lieber an die eigene Nase. "Ich habe ihn vorbeigelassen, das war mein Fehler, genau wie einige andere Autos", sagt er. "Hätte ich meinen Job 100 Prozent gemacht, hätte ich es retten und das Auto vor mit überholen können. Es gibt viele Dinge, die ich verbessern muss. Das muss ich akzeptieren."

Strafe auch für Tsunoda

Tsunoda selbst erhielt nach dem Rennen übrigens ebenfalls noch eine Fünf-Sekunden-Strafe. Er war auf dem Weg in die Startaufstellung Lando Norris in den Weg gefahren, was als Unsafe Release gewertet wurde.

"Der Fahrer von Wagen 22 gab zu, dass er das Signal der Nummer 1 seines Teams, nicht rauszufahren, nicht gesehen hatte, da seine Aufmerksamkeit auf das Verlassen des Wagens aus der Garage gerichtet war. Er entschuldigte sich für sein Versehen", heißt es dazu in der Begründung der Kommissare.

Tsunoda fiel dadurch von Position 14 auf Position 15.

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