• 09. März 2024 · 22:14 Uhr

"Nico braucht 20 Sekunden": So blockte Magnussen Hülkenberg in die Top 10

Haas holt als erstes Mittelfeldteam in der Formel-1-Saison 2024 einen WM-Punkt - Wie Kevin Magnussen Nico Hülkenberg in Dschidda zum zehnten Platz verhalf

(Motorsport-Total.com) - Vor der Saison befürchtete man bei Haas noch, zu Beginn des Jahres auf dem letzten Platz zu stehen. Weil Nico Hülkenberg in Saudi-Arabien allerdings als Zehnter einen Punkt holte, verlässt die US-Truppe Dschidda nach dem zweiten Saisonrennen auf WM-Platz sechs.

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An Kevin Magnussen gab es am Samstag in Dschidda kein Vorbeikommen Zoom Download

Zu verdanken hat der Deutsche diesen Zähler, das gesteht er bei Sky auch selbst, "zum großen Teil" seinem Teamkollegen Kevin Magnussen, "der mir da den Weg geebnet hat." Denn Hülkenberg war nach einem Defekt im Qualifying lediglich von P15 ins Rennen gestartet.

Der entscheidende Moment im Rennen kam für Hülkenberg in Runde sieben, als Lance Stroll seinen Aston Martin in die Mauer warf und so ein Safety-Car verursachte. Zu diesem Zeitpunkt lag Magnussen als Elfter nur eine Position hinter den Punkten, Hülkenberg war 13.

Haas holte hinter dem Safety-Car lediglich den Dänen rein, um von Mediums auf die harten Reifen zu wechseln, Hülkenberg blieb auf den gelben Reifen draußen. Bis zum Ende der Safety-Car-Phase wurde der Deutsche, neben dem nur drei andere Fahrer nicht die Reifen wechselten, so auf P8 nach vorne gespült.

Weil hinter ihm außer Guanyu Zhou jedoch alle Piloten bereits an der Box waren und das Rennen ohne weiteren Stopp beenden durften, war klar, dass Hülkenberg eine große Lücke nach hinten braucht, um bei seinem eigenen Stopp später nicht durchgereicht zu werden.

Haas forderte Magnussen zur Blockade auf

Hier kam sein Teamkollege ins Spiel, der nach der Safety-Car-Phase 13. war und zu diesem Zeitpunkt selbst noch Chancen auf Punkte hatte. Allerdings handelte sich Magnussen kurz darauf gleich zwei Zehn-Sekunden-Strafen ein.

Zunächst verschaffte er sich gegen Yuki Tsunoda abseits der Rennstrecke einen unfairen Vorteil, kurz danach kollidierte er mit Alexander Albon. "Nachdem wir die Strafe für Kevin bekommen hatten, gab es keine Chance mehr, Kevin in die Punkte zu bekommen", erklärt Ayao Komatsu bei Sky.

Der Teamchef ergänzt: "Die einzige Chancen, die wir hatten, war es, Nico in die Punkte zu bekommen. [...] Wenn wir also eine Lücke schaffen konnten, die groß genug war, dann konnte Nico Zehnter werden. Das haben wir versucht und das haben wir geschafft."


Das war das Rennen in Saudi-Arabien!

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"Es war eine Teamleistung", jubelt Komatsu. Doch der Reihe nach: In Runde 20 bekommt Magnussen von seinem Renningenieur Mark Slade die Anweisung: "Du musst eine Pace von 35.5 fahren. Versuch nicht, Zhou einzuholen."

Zu diesem Zeitpunkt liegt Magnussen ungefähr sechs Sekunden hinter Hülkenberg. Das Ziel des Teams ist klar: Der Däne soll bewusst langsam fahren, um dem Deutschen später einen Boxenstopp ohne Positionsverlust zu ermöglichen. Das geht auch aus dem weiteren Funkverkehr hervor.

Magnussen hat "wirklich die Ellbogen rausgestreckt"

Kurz darauf bekommt Magnussen die eindeutige Anweisung: "Du musst die Autos hinter dir hinter dir halten." Und später noch einmal deutlicher: "Ich wiederhole: Du musst langsamer fahren und die Autos hinter dir hinter dir halten."

Etwas mehr als eine Minute später wird dann endgültig klar, welches Spiel Haas spielt. "Nico ist aktuell fünf Sekunden vor uns. Er braucht 20 Sekunden", wird Magnussen aufgefordert. Der Däne setzt die Taktik wie gewünscht um und bremst die Autos hinter sich in den folgenden Runden ein.

"Ich habe gehört, über mehrere Runden hat er wirklich die Ellbogen rausgestreckt", verrät Hülkenberg nach dem Rennen und lacht: "Alex Albon meinte gerade, der hat für mich gekämpft, als wenn es [mein] Bruder ist, und [er] hat sich gewundert, wieso der so den Kopf hinhält für seinen Teamkollegen!"

In Runde 33 funkt Renningenieur Slade an Magnussen: "Wir brauchen 22 Sekunden, um sicher zu sein." Am Ende dieser Runde kommt Hülkenberg dann an die Box - und tatsächlich genau vor seinem Teamkollegen wieder zurück auf die Strecke.

"Der war breiter als 'ne Straße", schmunzelt Experte Ralf Schumacher nach Rennende bei Sky im Hinblick auf Magnussen und erklärt: "Der hat einen super Job gemacht. [Er] hat natürlich zwei Dinge gemacht, wo er absolut übers Ziel hinausgeschossen ist."

Hülkenberg verspricht: "Werde Gefallen zurückzahlen!"

Eine Anspielung auf die beiden Zehn-Sekunden-Strafen, über die Schumacher sagt: "Manchmal ist Kevin Magnussen auch jemand, der das mit aller Gewalt erzwingen will. Das ist ja so ein bisschen seine Historie auch." In diesem Fall profitierte das Team jedoch davon.

Schumacher sagt, Magnussen habe Hülkenberg "kräftig geholfen, weil die Pace zwischendrin schwierig war", und auch der Deutsche selbst bedankt sich bei seinem Teamkollegen dafür, "dass er da wirklich gekämpft hat für mich und das Team."

"Ich werde ihm den Gefallen später im Jahr zurückzahlen", verspricht Hülkenberg. Doch hätte es für Haas auch ohne die Magnussen-Blockade zu einem Top-10-Ergebnis gereicht? Hülkenberg selbst erklärt, dass "die Pace okay für die ganzen Mittelfeldteams" gewesen sei.


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"Ich glaube, mit denen sind wir mehr oder weniger auf einem Niveau", betont er. "Das geht sich da wirklich um ein, zwei Zehntel sehr, sehr eng aus. Aber wenn man nach vorne guckt, dann habe ich 30 Sekunden auf das nächste Auto, was natürlich ein Riesenloch ist - und das bei einem sehr, sehr sauberen Rennen von mir", stellt er auch klar.

Tatsächlich lag Lewis Hamilton auf P9 im Ziel 29,6 Sekunden vor dem Haas mit der Startnummer 27. Genau das sei aber auch der Grund, warum man hinter dem Safety-Car ein Risiko eingegangen und nicht an die Box gekommen sei, erklärt Hülkenberg.

Hülkenberg will Punkt nicht überbewerten

"Wenn [die fünf Topteams] im Rennen bleiben, dann sind die Top 10 vergeben", betont er. Daher müsse man etwas machen, was "unorthodox" sei, um überhaupt eine Chance zu haben. "Es bleibt also nach wie vor viel Arbeit vor uns", so Hülkenberg, der den Punktgewinn vor allem nicht überbewerten möchte.

"Letztes Jahr war Kevin hier auch Zehnter, wenn mich nicht alles täuscht. Ich habe in Melbourne Punkte machen können und danach hat sich die Saison komplett gedreht", erinnert er sich. Daher müsse man noch "ein paar" Rennen abwarten, bevor man sicher sagen könne, wo man wirklich stehe.

"Ich würde mich jetzt nicht zu früh freuen wollen und mache jetzt keine Luftsprünge. Ich glaube, wir müssen nochmal drei, vier Wochenenden warten, um das wirklich zu bestätigen, diesen Trend, der sich doch positiv anfühlt", so Hülkenberg.


Fotos: F1: Grand Prix von Saudi-Arabien (Dschidda) 2024


Ayao Komatsu freut sich auf jeden Fall über seinen ersten Punkt als Teamchef und erklärt: "Ich habe es vor dem Rennen in Bahrain gesagt: Unser Kampf ist um P10. [...] Das ist also wie ein Sieg für uns. Wir haben das Maximum herausgeholt. Eine tolle Leistung des Teams."

"Kevins Strafe war schade, aber davon abgesehen haben wir alles hinbekommen. Wir haben die Strategie hinter dem Safety-Car gesplittet. Alles hat funktioniert, ich bin so happy für das Team", so der Japaner.

Hülkenberg erklärt Defekt im Qualifying

Abschließend bleibt noch die Frage, warum Hülkenberg am Freitag im Qualifying in Q2 keine Rundenzeit setzen konnte? Offiziell war lediglich die Rede von einem Problem mit dem Benzinsystem. Nun liefert Hülkenberg selbst eine Erklärung, was genau da los war.

"Ist 'ne kuriose Geschichte", schmunzelt er und verrät, dass die Maschine vor seinem Run Benzin abgepumpt statt eingefüllt habe. "Es wird ja ein digitales Logbuch geführt und 2.000 Mal ging es gut und beim 2.001. Mal hat er anstatt betankt enttankt", zuckt er die Schultern.

Warum genau das passiert sei, das wisse man nicht. Doch rückblickend war der schlechte Startplatz im Rennen vielleicht sogar ein Vorteil. Bei einer anderen Ausgangslage hätte nämlich auch die Strategie, die Haas letztendlich einen Punkt brachte, ganz anders ausgesehen.

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