Charles Leclerc: "Langweiliges" Rennen, aber schnellste Runde
Ferrari-Fahrer Charles Leclerc erklärt, weshalb er das Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien 2024 trotz der klaren Niederlage gegen Red Bull als "positiv" empfindet
(Motorsport-Total.com) - 18,639 Sekunden fehlten Ferrari-Fahrer Charles Leclerc im Ziel beim Grand Prix von Saudi-Arabien der Formel-1-Saison 2024 auf Rennsieger Max Verstappen im Red Bull. Aber ist das gut oder schlecht aus Sicht von Ferrari?
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Charles Leclerc im Ferrari SF-24 beim Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien 2024 Zoom Download
"Es ist, wie es ist", meint Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur bei Sky. "Wenn man mit Red Bull kämpfen will, dann muss man Red Bull erstmal etwas unter Druck setzen können. Das war dieses Mal nicht der Fall." Denn Leclerc beendete das Rennen abgeschlagen auf dem dritten Platz, noch hinter Verstappen-Teamkollege Sergio Perez.
Andererseits aber befand sich Leclerc bei der Zieldurchfahrt um 13,368 Sekunden vor McLaren-Fahrer Oscar Piastri und lief damit seinerseits nie Gefahr, noch von P3 verdrängt zu werden. Wie also fällt Leclercs Fazit zum Rennsamstag in Dschidda aus?
Er sagt: "Wir haben das Maximum an Punkten geholt, und das war unser Ziel." Und wenn Leclerc von "Maximum" spricht, dann meint er die 15 Zähler für P3 sowie den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde. Denn eben diese hatte Leclerc in der letzten Runde absolviert und schnappte so Mercedes-Mann Lewis Hamilton noch den Extrazähler weg.
Das sei nur aufgrund einer "ziemlich guten Pace" möglich gewesen, betont Leclerc. Vor allem gegen Ende der Stints sei sein Ferrari SF-24 "ziemlich gut" in Form gewesen.
Keine Chance gegen die Red-Bull-Fahrer
Anders als zu Beginn der einzelnen Rennabschnitte: "Da hatten wir ständig Schwierigkeiten, die Reifen zum Arbeiten zu bringen", sagt Leclerc. Mit Medium am Start und Hard ab der frühen Safety-Car-Phase habe er nur schwer ins Rennen gefunden. Als es dann endlich lief bei Ferrari, "war es zu spät, um all das noch aufzuholen, was wir anfangs verloren hatten", erklärt Leclerc.
Denn Leclerc hatte im Grand Prix nicht sofort freie Fahrt, sondern duellierte sich zu Beginn lange mit Perez um P2. Einmal wähnte er Perez fast schon vorbei: "Ich dachte noch, hoffentlich lässt Checo [Perez] etwas Platz, aber das tat er. Also behielt ich meinen zweiten Platz." Weniger später aber überholte Perez "ziemlich sauber" und verwies Leclerc auf P3. Damit war das Rennen für Ferrari entschieden.
"Es gab nicht viel, was ich tun konnte", sagt Leclerc. "Wir hatten ein wenig Mühe, uns zu verteidigen und auch anzugreifen. Ich glaube, wir hatten etwas weniger Topspeed als die anderen, was aber gewollt war. Aber wir werden das überprüfen, um zu sehen, ob es die richtige Entscheidung war oder nicht."
Im Verkehr und mit kalten Reifen tut sich Ferrari schwer
Denn gerade im Zweikampf mit McLaren-Fahrer Lando Norris tat sich Leclerc schwer: Weil Norris einen langen ersten Stint gefahren hatte, musste Leclerc nach seinem eigenen Boxenstopp auf der Strecke vorbei, hing aber über Runden im DRS-Fenster, ohne dass ein erfolgreiches Manöver gelang.
"Da ging es um die Geschwindigkeit auf den Geraden", erklärt Leclerc. Das langsame Aufwärmen der Reifen habe nur bedingt dazu beigetragen. Vor allem Start und Restart seien "ziemlich schwierig" gewesen aus Ferrari-Sicht. "Aber da hatte, denke ich, jeder mehr oder weniger damit zu kämpfen. Nur auf unserer Seite war es wahrscheinlich am schlimmsten."
Und so hat Ferrari laut Teamchef Vasseur im Verkehr "ein Stück weit den Preis dafür bezahlt, dass wir kämpfen mussten". In freier Fahrt aber sei Leclerc "deutlich schneller" gewesen als Norris.
Ab dann war es laut Leclerc ein "langweiliges Rennen, weil Red Bull ein bisschen zu schnell war und wir einen kleinen Rückstand hatten". Andererseits habe er ein "ziemlich gutes Gefühl" gehabt in seinem Ferrari SF-24 und werde den Grand Prix daher als "positiv" abhaken. Begründung: "Ich denke, wir machen kleine Schritte in die richtige Richtung."
Vorjahresvergleich in Dschidda ist positiv für Ferrari
Zumindest der Vorjahresvergleich dürfte zufriedenstellend ausfallen für Ferrari: 2023 hatte Ferrari über 35 Sekunden auf Sieger Perez im Red Bull verloren, war mit schlechtem Reifenverschleiß chancenlos sowie hinter Aston Martin und Mercedes geblieben. 2024 dagegen war das Formel-1-Traditionsteam in Dschidda klar die zweite Kraft - vor McLaren, Aston Martin und Mercedes.
Doch Vasseurs Blick richtet sich nach dem zweiten Rennen der Formel-1-Saison 2024 nicht nach hinten, sondern nach vorne: Er will Red Bull Konkurrenz machen. "Dazu müssen wir einen Schritt machen", meint er. "Und sobald wir sehen, dass Red Bull unter Druck gerät, dann schauen wir, ob wir etwas ausrichten können."