"War wichtig": Versöhnung bei den Racing Bulls nach Bahrain-Vorfall
Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda haben ihre Differenzen aus Bahrain beigelegt und sich versöhnt - Yuki Tsunoda gibt zu, dass er noch an sich arbeiten muss
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda haben die Streitigkeiten aus Bahrain hinter sich gelassen und die Sache nach dem Rennen aus der Welt geschafft. "Wir haben nach dem Rennen mit dem kompletten Team darüber gesprochen und sind jetzt auf derselben Seite", bestätigt Tsunoda. "Wir verstehen einander."
Beim Saisonauftakt war es in der Schlussphase zu einem Zwist der beiden Racing-Bulls-Kollegen gekommen. Tsunoda sollte Ricciardo vorbeilassen, der auf weichen Reifen eine Chance bekommen sollte, Kevin Magnussen und dessen zwölften Platz anzugreifen - das wiederum machte der Japaner nach Ansicht Ricciardos zu spät.
Zwar schaffte es der Australier nicht am Haas vorbei, trotzdem ließ er seinen Teamkollegen vor der Ziellinie nicht wieder passieren. Tsunoda war mächtig sauer und fuhr seinem Kollegen in der Auslaufrunde fast ins Auto. "Was zur Hölle stimmt nicht ...?", kommentierte Ricciardo am Funk, wollte das aber erst später mit dem Team klären.
Tsunoda selbst hatte den angewiesenen Platztausch zuvor mit den Worten "Wollt ihr mich verarschen?" kommentiert und gibt jetzt zu: "Ich war da etwas hitzköpfig. In meinem Gehirn gibt es da ein paar hitzige Momente."
"Ich habe ihn vorbeigelassen, aber erst eine Runde später, und das war das Ding", so der Japaner. "Am Ende dachte das Team, dass es eine bessere Chance haben würde, und ich respektiere das."
Nach dem Rennen sei der neue Teamchef Laurent Mekies direkt zu Tsunoda gegangen und habe ein langes Gespräch mit ihm gehabt, bei dem beide Seiten beleuchtet wurden. "Er hat mich definitiv im Rennen beruhigt, und er hat mir geholfen, in die richtige Richtung zu kommen", sagt er. "Jetzt fühle ich mich frisch und mache einfach weiter."
Er versteht mittlerweile, was das Team wollte, und betont, dass er "zu 100 Prozent" besser damit umgehen wird, sollte es an diesem Wochenende noch einmal eine Teamanweisung geben.
Ricciardo: Aussprache war wichtig
Ricciardo hatte derweil versucht, Ruhe zu bewahren und sich am Funk zurückzuhalten, auch wenn ihm auch ein Schimpfwort ("fucking helmet") rausrutschte. "Ich wusste, dass alles gesendet wird und dass irgendjemand das aufgreifen wird", meint er. "Ich habe ein paar Dinge gesagt, aber auch versucht, es für das Briefing aufzusparen."
"Am Ende des Rennens, wenn es ein paar Frustrationen gibt und wenn du ausgelaugt bist, dann tust du vielleicht manchmal ein paar Dinge, die ein bisschen untypisch sind. So etwas versuche ich auch zu berücksichtigen", zeigt er ein wenig Verständnis.
"Aber es war wichtig, dass wir nach dem Rennen gesprochen haben. Nach dem technischen Briefing hatten wir ein kleines privates Briefing und haben uns ausgesprochen", bestätigt Ricciardo. "Das war Yuki wichtig, und ich musste es machen. Denn es ist auch wichtig für das Team, dass es weiß, dass wir in Zukunft keine Probleme miteinander haben."
Ricciardo betont: Vertraue Yuki beim nächsten Mal
Denn hätte man sich nicht ausgesprochen, dann könnte es Zweifel geben, ob man dem anderen bei der nächsten Anweisung vertrauen kann. Und Ricciardo betont: "Es gibt Vertrauen."
Die Szene in der Auslaufrunde sei eine Sache, "aber in der Rennsituation passieren solche Sachen eben. Es ist nicht das erste Mal, dass es Verzögerungen beim Platztausch gab. Wir haben neue Leute am Kommandostand und so etwas kann im ersten Rennen passieren", so der Australier. "Wir sind noch nicht perfekt, aber es gibt kein Problem mehr."
Brisanz hat das Teamduell bei den Racing Bulls in diesem Jahr aber allein schon dadurch, dass beide Fahrer möglicherweise um eine Chance bei Red Bull streiten. Den anderen Fahrer vorbeizulassen und im Teamduell mit 0:1 in Rückstand zu geraten, ist da natürlich nicht das, was ein Fahrer möchte.
Verbaut sich Tsunoda seine Red-Bull-Chance?
Trotzdem ist die Frage, ob sich Tsunoda nicht seine Zukunft bei den Bullen verbaut, wenn es in seinem Gehirn weiterhin "hitzige Momente" gibt, wie er es bezeichnet hatte. Denn an der Spitze der Formel 1 braucht es eine gewisse Abgeklärtheit - und keinen Übereifer.
"Ja, definitiv, das muss ich verbessern", gibt Tsunoda zu. "Wenn ich so etwas noch einmal mache, dann führt das nur zu mehr Problemen. Ich weiß, dass ich hauptsächlich diese Dinge verbessern muss, aber ich arbeite daran."
Aber: "Was ich am Samstag gezeigt habe, war das Gegenteil", räumt er ein. "Ich sage mir vor dem Einsteigen ins Auto immer selbst: 'Drück nicht den Funkknopf', aber ich glaube, dass sie mich dabei auch gerne herauspicken. Es ist nicht so, dass ich schreie, auch wenn es immer so rüberkommt."
"Aber je mehr ich sage, desto schlimmer wird es. Von daher sage ich nur, dass ich mein Bestes gebe, um mich zu verbessern. Und das wird man auf der Strecke ab jetzt sehen."
Was den Platz bei Red Bull angeht, weiß er: "Es liegt an ihnen, ob sie mich wollen oder nicht."