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Mercedes-Pace verfälscht: Überhitzung kostet halbe Sekunde pro Runde
Mercedes hadert mit großen Kühlproblemen, die das Team überraschend heimsuchte: Laut Toto Wolff kostete das mehr als eine halbe Sekunde
(Motorsport-Total.com) - "Heute war der mit Abstand schlechteste Tag seit Testbeginn", hadert Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Formel-1-Saisonauftakt in Bahrain. George Russell und Lewis Hamilton mussten sich wie im Vorjahr mit den Plätzen fünf und sieben begnügen. "Letztes Jahr war das Ergebnis richtig schlecht", sagt er bei Sky ,"und jetzt sind wir wieder Fünfter und Siebter."
Für den Österreicher war das erste Rennen der neuen Saison "extrem frustrierend", denn es hat gezeigt, dass auch 2024 aus Sicht der Silberpfeile schwierig werden dürfte. "Ich glaube schon, dass wir ein besseres Auto haben, aber ich will es natürlich auch nicht schönmalen."
Auf dem weichen Reifen zu Beginn sei Mercedes gut zurechtgekommen, "und dann haben wir den harten Reifen draufgetan, und dann ging nichts mehr", ärgert er sich.
Mehr noch: Mercedes musste sich mit einem ungeahnten Kühlungsproblem rumschlagen und verlor eine Menge Performance. "Wir haben leider das Cooling-Level verschätzt", gibt Wolff zu. Das heißt: Die Mercedes-Piloten mussten die ganze Zeit den Motor kühlen. Das ging auch Kundenteam Williams so.
"Und das war dann so dramatisch, dass wir verschiedene Systeme abschalten mussten", erklärt er. Und das bedeutet natürlich einen enormen Zeitverlust. Wolff schätzt, dass Mercedes 0,5 bis 0,6 Sekunden pro Runde dadurch gefehlt haben: Drei bis vier Zehntel durch das Abdrehen der Performance, und dazu das Lift & Coast, das die Fahrer dazu betreiben mussten.
Dadurch kühlten aber auch die sensiblen Pirelli-Reifen ab. "Und dann bist du in einem Teufelskreis, aus dem du nicht mehr herauskommst", hadert Wolff.
Problem für Dschidda im Griff?
Warum die Kühleinstellungen nicht gestimmt haben, weiß er aber auch nicht. Denn das Problem trat auch auf, ohne dass man im Verkehr steckte. "Wir waren von Anfang an über dem Limit", sagt er.
"Es war nicht so, dass wir plötzlich aggressiv gegangen sind, sondern wir haben das gemacht, was wir am Donnerstag gemacht haben und am Freitag, und trotzdem sind uns die Temperaturen so hochgegangen - auf beiden Autos", wundert Wolff sich.
"Und wenn du dir alle Teams anschaust, die sind ziemlich bei den gleichen Cooling-Levels geblieben wie am Donnerstag oder bei den Testfahrten am Abend. Alle. Wir auch. Und plötzlich geht es bei uns um so viele Grad hinauf. Also das ist sicher etwas, was man anschauen muss. Das war kein Spaß."
Allerdings glaubt der Mercedes-Boss, dass sich das Problem für Dschidda leicht beheben lässt: "Das ist einfach nur eine Einstellung. Du musst einfach zwei Rippen mehr aufmachen, das kostet dich 50 Millisekunden, und dann hast du das Problem gelöst", so Wolff. "Wir sprechen ja nur über vier, fünf Grad. In dem Bereich spielt sich das ab."
Russell: Roter Alarm nach drei Runden
Ausbaden durften es in Bahrain die Fahrer, die nicht mit den Mitteln kämpfen konnten, die sie eigentlich haben wollten. George Russell hatte sich von Startplatz drei eine Menge ausgerechnet, doch am Ende konnte er sich nicht einmal gegen einen Charles Leclerc wehren, der das ganze Rennen über mit starken Bremsproblemen zu kämpfen hatte.
"Das war echt eine Herausforderung", sagt der Brite. "Der Motor hat nach der dritten Runde überhitzt. Sobald ich Charles überholt hatte, gingen die großen roten Alarme am Lenkrad an und wir mussten die Leistung runterdrehen, damit der Motor nicht überhitzt."
Zu dem Zeitpunkt lag er hinter Max Verstappen auf Rang zwei und hatte ein gutes Ergebnis vor Augen und mit dem Manöver gegen Leclerc auch ein positives Erlebnis im Kopf. "Die ersten Runden waren wirklich gut", meint Russell.
Überraschungsmanöver gegen Leclerc
"Und das Manöver gegen Charles hat wirklich Spaß gemacht. Ich habe ihn da ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt, weil der Wind gedreht hatte", erklärt er. "Wir hatten Gegenwind auf dem Weg in Kurve 4, also wusste ich, dass ich wirklich spät bremsen konnte - das hatte ich auf meinen Runden in die Startaufstellung geübt."
"Als er auf die Innenbahn fuhr, war das genau da, wo ich ihn haben wollte. Und ich habe das Manöver außenherum durchgezogen."
Doch durch die Motorenprobleme ging es für ihn anschließend nur noch nach hinten. Leclerc, Carlos Sainz und Sergio Perez zogen alle an ihm vorbei. "Es ist schade, dass wir das wahre Potenzial des Autos nicht zeigen konnten", ärgert er sich.
Zwar findet er schwierig zu sagen, wo Mercedes gelandet wäre, "aber ich glaube, dass das Podium etwas außer Reichweite gewesen wäre. Trotzdem hätten wir besser sein können."
Batterie, Bremsen, Sitz: Viele Probleme auch bei Hamilton
Teamkollege Lewis Hamilton wurde sogar nur Siebter, dabei hatte der siebenmalige Weltmeister große Hoffnungen auf die Rennpace seines W15 gelegt, nachdem er am Freitag noch etwas "zu viel" Qualifying-Performance geopfert hatte.
Auch er kämpfte mit den Motorenproblemen an seinem Mercedes - und noch ein paar mehr: "Eine Weile lang war meine Batterie tot, und auf den Geraden hatte ich einfach keine Leistung, und so habe ich eine Menge Boden gegenüber McLaren verloren", ärgert er sich.
"Ich habe das innerhalb von ein paar Runden beheben können, aber es hat gute zehn Runden gedauert, und bis dahin hatte ich schon einige Sekunden verloren", so Hamilton. "Danach habe ich einfach versucht aufzuholen, aber dann haben die Bremsen überhitzt. Und generell war die Performance auch nur so lala."
Hinzu kam, dass sich Hamilton irgendwann über einen kaputten Sitz beschwerte. "Mein Sitz hat angefangen, sich zu bewegen", sagt er. "Es hat Klick gemacht, und dann ist meine linke Seite etwas abgesackt. Dann hat es sich in den Bremszonen bewegt, das war nicht toll."
Russell: Set-up war nicht so viel anders
Und hat nun eigentlich die andere Set-up-Richtung einen Unterschied gemacht? Denn nach dem Qualifying hatte Hamilton gemeint, dass Russell "nach links" gegangen sei und er "nach rechts", was für die Pace auf eine Runde nicht gerade gut war.
"Viele Leute haben das gesagt, aber ich kenne den großen Unterschied gar nicht, um ehrlich zu sein", winkt zumindest Russell ab. "Denn soweit ich weiß, waren die Autos ziemlich ähnlich. Ich fokussiere mich nicht zu sehr auf sein Set-up, und mein Set-up war sogar mehr auf das Rennen getrimmt als das Set-up von ihm - zumindest am Freitag."
"Aber die Bedingungen haben sich verändert, ich glaube, das ist für alle supersensibel. Wir müssen uns das einfach anschauen. Aber wie gesagt, wurde unser Rennen durch die Kühlprobleme diktiert."
Doch was ist nun mit der eigentlichen Pace des W15? Wie stark ist der Mercedes im Vergleich zur Konkurrenz? "Das ist zu früh zu sagen", meint Hamilton. "Das Set-up war nicht ideal. Wir waren nah an McLaren dran, aber wenn ich mich besser qualifiziert hätte, dann hätte ich selbst mit den Problemen locker Fünfter werden können. Das nehme ich mit."
"Ich wäre vermutlich nicht deutlich hinter einem Ferrari gewesen. Aber wir sind trotzdem noch Drittschnellster."