• 03. März 2024 · 15:48 Uhr

Lando Norris: Red Bull fährt nicht auf einem anderen Planeten

McLaren hatte in Bahrain Probleme mit dem Grip und konnte daher nicht überholen - Auf Ferrari fehlt ein Stück, doch selbst Red Bull ist für Norris nicht komplett weg

(Motorsport-Total.com) - Platz sechs für Lando Norris, Platz acht für Oscar Piastri: Der Formel-1-Saisonauftakt 2024 in Bahrain hätte aus Sicht von McLaren durchaus besser laufen können. Zwar konnte der britische Rennstall mit beiden Fahrern Punkte holen, doch das Gelbe vom Ei war das Ergebnis für die Truppe aus Woking nicht. Denn hinter Red Bull, Ferrari und Mercedes war man maximal die vierte Kraft.

Foto zur News: Lando Norris: Red Bull fährt nicht auf einem anderen Planeten

Ferrari hatte McLaren nicht lange im Blick Zoom Download

Aber: Zumindest verlief der Auftakt deutlich besser als im vergangenen Jahr, als man mit einem letzten Platz und einem Ausfall in das Jahr gestartet war. Generell war Bahrain in der Vergangenheit keine Strecke, die McLaren sonderlich gut lag, und das war an diesem Wochenende ebenfalls der Fall.

McLaren hat einfach keine Konstanz in sein neues Auto bekommen. "Einige Kurven fühlten sich schockierend schlecht an verglichen zu gestern", sagt Norris. "Es ist klar, dass es viele Bereiche gibt, in denen wir uns verbessern müssen, wenn wir konstanter sein wollen."

"Aber wenn man bedenkt, dass wir auf dieser Strecke immer Probleme haben, dann ist der Fakt, dass wir so nah an Mercedes waren, ein gutes Zeichen, dass wir auf anderen Strecken vor ihnen liegen werden. Von daher bin ich zuversichtlich. Das Team macht einen guten Job, und das ist eine gute Ausgangslage."

1,6 Sekunden lag Norris im Ziel hinter George Russell (und 1,8 Sekunden vor Lewis Hamilton), allerdings hatten die Silberpfeile große Probleme mit ihrer Motorentemperatur und mussten ihre Leistung herunterdrehen.

Trotzdem kam Norris nicht an Russell vorbei, was Teamchef Andrea Stella vor allem an fehlendem Grip ausmacht - sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse. "Der Grip war einfach nicht gut genug, um Autos vor uns überholen zu können", sagt er.

"Und selbst wenn wir noch relativ weit von dem anderen Auto weg waren, hatten wir nicht den Vorteil der halben Sekunde. Wir brauchen einfach mehr Abtrieb und mehr mechanischen Grip", so Stella.

Auch Oscar Piastri versucht Platz acht positiv zu sehen und spricht von "keinem schlechten Start in das Jahr".

"Wir nehmen das definitiv so. Wir sind sehr nah an Mercedes dran. Ferrari scheint noch einen Schritt voraus zu sein und Red Bull einen deutlichen Schritt, aber für mich persönlich war es ein ordentliches Rennen."

Hamilton-Undercut kostet Piastri Position

Allerdings hätte für den Australier noch ein besserer Platz herausspringen können, denn Lewis Hamilton lag lange Zeit hinter ihm - bis der Mercedes-Pilot mit einem Undercut beim zweiten Boxenstopp vorbeikam. "Ja, es gibt noch ein paar Dinge, die wir in Sachen Boxenstopp und Strategie besser machen können", sagt Piastri.

Denn Hamilton kam eine Runde vor ihm an die Box und überholte Piastri so, zudem war der Boxenstopp aus seiner Sicht nicht ganz optimal. "Wir hätten es sonst vielleicht halten können, aber wenn beides zusammenkommt, dann verlierst du leider den Platz."

Dass McLaren das besser hätte machen können, muss auch Stella zugeben. "Das hätten wir tun sollen", sagt der Teamchef über einen früheren Boxenstopp. "Aber das haben wir nicht, dass müssen wir uns anschauen."

Theoretisch hätte Piastri auch auf der Strecke noch vor Hamilton bleiben können, denn als er aus der Box fuhr, traf er in Kurve 1 direkt auf den Mercedes-Piloten, doch der Australier vertat sich und fuhr in die Auslaufzone - Hamilton war weg. "Ich hatte einfach keinen Grip auf den harten Reifen, als ich aus der Box kam", ärgert er sich.

Den Briten bekam er im weiteren Rennverlauf aber nicht wieder eingefangen und musste ihn ziehen lassen. Das ist für ihn aber keine Überraschung: "Als ich gegen ihn ausgangs der Box gekämpft habe, habe ich eine Menge Hitze in die Reifen gebracht. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das wieder im Griff hatte", so Piastri.

"Aber da die Reifen so sensibel sind, bezahlst du den ganzen Stint über den Preis. Aber auch als er hinter mir war, sah er schnell aus", sagt er. "Am Ende war die Pace okay, und über das ganze Rennen war es ziemlich ausgeglichen."

Wieder ein Topspeed-Problem für McLaren?

Dass McLaren eine ähnliche Pace wie Mercedes hatte, hält Norris für eine gute Sache aus Sicht seines Teams. Doch weil sich McLaren mit dem Überholen so schwertat, musste er sich hinter seinem Landsmann Russell einordnen. Mehr wäre ohnehin nicht für ihn drin gewesen, glaubt er.

Zusätzlich zu dem mangelnden Grip erschwerte auch ein langsamer Topspeed ein mögliches Überholen. Am Freitag war McLaren in der Topspeed-Wertung nämlich nur 18. und 20.

Erinnerungen werden da an das vergangene Jahr wach, als McLaren große Probleme mit dem Luftwiderstand hatte und etwa in Belgien quasi aufgefressen wurde - eigentlich wollte der Rennstall diese Probleme beheben.

Doch Stella sagt, dass der MCL38 kein generelles Problem mit zu viel Luftwiderstand hat. Einzig die Flügelwahl wäre dafür verantwortlich. "Man konnte sehen, dass Lando im Qualifying den schnellsten zweiten Sektor hatte. Das lag daran, dass wir mit ein bisschen mehr Abtrieb und Luftwiderstand gefahren sind. Aber wir hatten beim Heckflügel auch nicht viel Auswahl", sagt Stella.

"Aber wenn man jetzt sieht, wie wenig Grip wir im Rennen hatten, dann sind wir glücklich, dass wir im Qualifying ein wenig den Preis bezahlt haben. Aber wenn die Reifen im Rennen verbraucht sind, ist Grip das, was zählt."

Und auch wenn Grip im Low-Speed-Bereich noch auf der To-do-List steht, betont Stella, dass der neue McLaren in allen Geschwindigkeitsbereichen schneller geworden ist. "Am Low-Speed müssen wir noch besonders arbeiten, aber trotzdem haben wir da Abtrieb gewonnen."

McLaren schaut nicht auf Verstappen

Zu Red Bull fehlt McLaren aber trotzdem noch eine Menge. Rechnet man den durchschnittlichen Rückstand auf Max Verstappen aus, betrug der Rückstand 0,85 Sekunden pro Runde. Doch Stella winkt ab: "Im Moment ist der Abstand zu Max nicht unbedingt der Parameter, auf den wir schauen. Ich schaue mehr auf den Abstand zu Mercedes und Ferrari, die in Reichweite scheinen."

Bahrain sei ohnehin ein Rennen, das Red Bull liegt. "Sie scheinen hier aus ihren Charakteristiken Kapital schlagen zu können. Im letzten Jahr waren sie im Grunde die einzigen, die im Rennen zweimal Soft benutzen konnten", so der Teamchef. "Und das konnten sie auch in diesem Jahr, weil sie ihren Abbau kontrollieren konnten."

"Und weil es eine andere Strategie, ein anderer Reifenverbrauch, ist, schaue ich im Moment nicht auf Max. Wir haben Mercedes, dann Ferrari, dann Perez, dann Max. Es gibt einige Schritte, bevor wir über den Sieg nachdenken können."

"Aber diese Schritte sind nicht zu groß, was ein ermutigender Aspekt ist, den wir aus diesem Wochenende mitnehmen", so Stella.

Red Bull nicht auf anderem Planeten

Und auch Norris sieht nicht, dass Red Bill auf einem anderen Planeten ist: "Das waren sie nicht", stellt er klar. "Carlos war nicht weit weg. Und ich weiß, dass sie bei der Rennpace sehr gut waren. Und auf dieser Strecke musst du gut zu deinen Reifen sein, von daher hat Ferrari einen guten Job gemacht."


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"Sicherlich sind sie noch vorne, aber wenn man auf das Qualifying schaut, waren sie es nicht so offensichtlich", betont er. Denn Leclercs Zeit in Q2 war sogar schneller als die Pole von Verstappen. "Vielleicht können sie ein wenig kämpfen, das wäre für alle gut."

Und was heißt das für McLaren? "Es ist ein großer Schritt zwischen uns und Ferrari auf einer Strecke wie hier, und dann ein weiterer Schritt von Ferrari zu Red Bull. Es sind also zwei große Schritte, die wir machen müssen", so Norris. "Aber mit einem anzufangen, wäre schon mal gut."

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